Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
jedoch, als er sah, dass Mick sich einfach erhob, die Tür des Verhörraums öffnete und die zwei Beamten hereinwinkte, die davor warteten.
»Herr Schreiner möchte gern nach Hause gefahren werden.«
»Was zum Teufel sollte das?« Andreas war wütend, Mick und er waren auf dem Weg zurück ins Büro. Zu allem Überfluss musste Andreas einen großen Satz machen, um nicht in die Hinterlassenschaft von einem der Rot-Weiss-Fans zu treten.
»Schreiner hat das Zeug zum Mörder, da bin ich ganz deiner Meinung, Andreas. Leider ist er aber auch cleverer, als wir gedacht haben. Du hast doch gesehen, wie der uns hat abblitzen lassen.«
Andreas schüttelte den Kopf. »Ich versteh dich echt nicht. Du bist doch sonst so ’n Wadenbeißer. Und ausgerechnet den lässt du laufen?«
»Andreas! Schreiner hat recht. Im Endeffekt haben wir nichts. 24 Stunden hätten wir ihn einbuchten können. Bis dahin hätte der sich locker ’ne neue Geschichte überlegt, warum er in der Nähe des Tatorts war. Und dann? Was erzählst du dann dem Untersuchungsrichter? Deine krude Motivtheorie bezüglich der Erbschaft?«
Mick erkannte mit einem Seitenblick, dass er seinem Partner zu sehr zugesetzt hatte.
»Ich glaub auch, dass Schreiner Dreck am Stecken hat. Aber ’ner Schlange, Andreas, der beißt man nicht in die Waden. Der schlägt man sauber den Kopf ab. Aber dafür haben wir nicht genug. Noch nicht.«
Andreas blieb stehen und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Scheiße, und jetzt?«
Mick kam zu ihm zurück. »Wenn schon das Motiv auf so wackeligen Füßen steht, müssen die Fakten umso härter sein.« Mick zündete sich eine Kippe an. »Wir brauchen eine Smoking Gun.«
Andreas nickte. »Ich geh noch mal zu Meisner. Vielleicht kann der noch was ausgraben, was auf Schreiner deutet.«
Mick hatte wenig Hoffnung, dass das etwas bringen würde. Denn bei allen Animositäten musste er zugeben, Meisner arbeitete so gründlich, dass er nur selten etwas übersah. Eigentlich nie. Und wenn Paul Schreiner wirklich so abgebrüht war, wie er ihn eben erlebt hatte, war er auch klug genug, keine Spuren zu hinterlassen.
»Immerhin hat er auch seine Zigarettenkippen am Tatort liegen lassen«, fügte Andreas hinzu und machte sich auf den Weg.
Mick schaute Andreas kurz nach. Da hatte er einen Punkt, auch wenn die Kippen nichts bewiesen, denn Schreiner hätte auch an jedem anderen Tag dort gewesen sein können. Und dann war Mick in Gedanken auch schon wieder bei Li-Zi. Andreas drehte sich noch mal um und rief:
»Und was die Sache mit den Akten sollte, hast du mir auch noch nicht erklärt.«
»Nein, hab ich nicht«, stimmte Mick zu.
Andreas wartete. Kam da noch was? Anscheinend nicht. »Na, wie auch immer. Ich bin bei Meisner.« Er seufzte resigniert und trottete weiter. Mick sah ihm noch einen Moment hinterher und marschierte dann in Richtung Büro.
» 结婚 !« Kaum hatte Mick die Bürotür hinter sich geschlossen, trällerte Li-Zi ihm schon das vertraute »Jie Hun« entgegen und fiel ihm um den Hals. Die bedingungslose Zuneigung, die sie ihm entgegenbrachte, rührte Mick. Doch zum ersten Mal schmerzte sie ihn auch, denn er sah seinen Verdacht bestätigt.
Auf dem Schreibtisch lagen nur vier der Akten, die Andreas auf sein Bitten dort platziert hatte. Er musste nicht lange raten, welche fehlte. Die Akte mit der Aufschrift »Zaho Akuma«.
Auch wenn Mick es in diesem Fall wirklich bedauerte, sein Instinkt hatte ihn wieder einmal nicht getäuscht. Leider verriet er ihm nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Zaho Akuma, so viel war Mick nun klar, war die einzige Person, die für Li-Zi von Interesse sein konnte. Im besten Fall begründete sich dieses Interesse darin, dass er sie geschlagen hatte. Im schlimmsten Fall steckte weit mehr dahinter. Mick hatte keine Ahnung, was los war. Und das konnte er hier auch nur schlecht herausfinden. Wenn er Li-Zi auf dem Präsidium in die Mangel nahm, war es nur eine Frage der Zeit, bis Tanja davon Wind bekam. Und die Schmach wollte er sich gerne ersparen.
Mick löste die Umarmung und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Okay, Kleines. Ich hab jetzt Mittagspause. Kommst du mit zu Uschi, was essen?«
Es war noch früh. Für eine Mittagspause eigentlich zu früh. In der Kneipe standen die Hocker auf dem Tresen, und Uschi schien noch auf ihrer wöchentlichen Großmarkttour zu sein. Mick war das nur recht. Bei dem, was er vorhatte, hätte Uschis Anwesenheit am Ende nur gestört. Schnurstracks steuerte er
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