Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
Karriere beendet ist.«
»Auch?« Bei Mick schrillten die Alarmglocken. »Willst du mich suspendieren, oder was?«
»Ich? Ich würd dich am liebsten rausschmeißen. Aber in den zwei Minuten, die unser lieber Innenminister mich nicht zusammengeschrien hat, hat er mir klargemacht, dass dein Rausschmiss gegenüber der chinesischen Seite wie ein Schuldeingeständnis wirken könnte, und die Blöße möchte man sich im Ministerium nun auch wieder nicht geben. Du bist also nicht suspendiert.« Tanja machte eine Pause. »Aber ob ich noch lange deine Chefin bin, ist gerade mehr als fraglich.«
Mick war eine Sekunde, als rase ein Vierzigtonner geradewegs auf ihn zu. Das hatte er nun wirklich nicht beabsichtigt, aber es erklärte nur zu gut, warum Tanja so wütend auf ihn war. Erst brachte er Andreas in Teufels Küche, dann Li-Zi und jetzt Tanja. Doch bevor er etwas sagen konnte, klingelte das Telefon. Das musste der Rückruf der FKS sein.
»Du hast ein großes Herz, Mick. Aber wer immer nur seinem Herzen folgt, ohne mal nach rechts und links zu schauen, der merkt erst viel zu spät, wen er um sich herum auf der Strecke lässt.«
Das saß. Das Telefon verstummte und klingelte dann erneut. Tanja ging zum Apparat. »Haffner?« Sie wandte Mick den Rücken zu. »Ja, es geht um eine etwas größere …«
Mick stand noch einen Moment in der Tür, doch Tanja schenkte ihm keine Beachtung mehr. Warum auch? Es war schließlich alles gesagt.
»Aber sie hat doch recht!«, sagte Andreas und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Er beobachtete Mick dabei, wie er Löffel um Löffel in die Kaffeemaschine schaufelte. Tiefe, dunkle Ringe zeichneten sich mittlerweile unter Andreas’ Augen ab, und die Frage, ob er beim Aktendigitalisieren wieder eine Nachtschicht eingelegt hatte, erübrigte sich.
Leider schien darunter auch sein Urteilsvermögen zu leiden, denn nach Tanjas harten Worten hatte sich Mick von seinem Partner eigentlich ein wenig Zuspruch erhofft. Andreas hatte die Brühe, die sich mehr durch ihren Koffeingehalt als durch ihren Geschmack auszeichnen würde, also bitter nötig.
»Pfff … von ihrer Warte aus hat sie vielleicht recht, aber wenn man die Sache mal objektiv betrachtet …«
Andreas ließ genervt den Kopf Richtung Brust fallen. »Ja, und in Sachen Objektivität bist du natürlich Weltmeister.«
Mick knallte die Kaffeedose auf das Regal. Nein, das war ganz und gar nicht sein Tag …
»Ne, im Ernst«, legte Andreas nach. »Objektiv betrachtet, hast du deine Nase wieder in eine Sache gesteckt, die dich nichts anging. Und was ist das Ergebnis? Tanja steht auf der Abschussliste, Li-Zis Tarnung ist aufgeflogen, und ich freu mich auf mein Diszi.«
»Ja, und an allem ist natürlich nur wieder der böse Mick schuld.« Mick warf die Klappe mit der Filtertüte zu und schaltete die Maschine ein.
»Wer redet hier von ›böse‹? Aber es ist nun mal so, dass das alles auf deinem Mist gewachsen ist.«
»Weißte was, Andreas?!« Mick war laut geworden und merkte selbst, dass er sich im Ton vergriff, aber das war ihm egal. »Vielleicht ist das sogar so. Aber vielleicht nur deswegen, weil ich der Einzige bin, der nicht den Kopf in den Arsch steckt, sondern tut, was getan werden muss! Zaudern und Zögern bringt einen nicht weiter. Manchmal muss man einfach schnell und entschlossen handeln!«
»Hey!« Andreas wurde nun auch lauter. » Ich arbeite mir hier den Arsch ab. Du warst seit gestern Mittag nicht mehr auf dem Revier. Und warum? Weil du lieber den Weltpolizisten spielst, als dich auf unseren Fall zu konzentrieren.«
»Ach! Wart’s ab. Am Ende hat Akuma doch noch was mit unserem Fall zu tun. Und mal ganz ehrlich! Gegen Schreiner haben wir außer deinem Flickschuster-Motiv auch nichts in der Hand!«
»Doch haben wir! Und wenn du mal …«
Andreas brach ab, da er plötzlich ein Zischen und Knistern vernahm. Das lag jedoch nicht an den Spannungen, die sich gerade zwischen ihm und seinem Partner entluden, sondern an der Kaffeemaschine, die ihrer Funktion nicht ganz wie geplant nachkam. Mick hatte den Filterhalter zu fest zugeworfen, die Papiertüte war darin verrutscht und verstopfte nun den Auslass. Da von oben aber immer mehr Wasser nachlief, suchte sich die Brühe einen anderen Weg, und der aufgeschwemmte Prütt quoll über die Ränder des Filters die Kaffeekanne herunter auf das Heizfeld, wo sich der Siff unter lautem Zischen einbrannte.
»Scheiße!« Jetzt bemerkte auch Mick das Malheur und öffnete
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