Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
war der Fall klar. »Wir wissen, dass Schreiner am Tatort war, wir haben einen Beweis, dass er sich mit dem Opfer geschlagen hat, und jetzt«, Andreas nahm alle Überzeugungskraft zusammen, »hat Schreiner auch noch ein sehr gutes Motiv.«
»Stimmt ja alles. Aber irgendwie stimmt der Ablauf nicht.« Mick ließ den Flummi erneut gegen Tür und Boden prallen, bevor er ihn wieder fing. »Wenn ich jemanden erschlage, weil ich wütend bin, also im Affekt, dann ist das ein Impuls.«
Um Andreas klarzumachen, was er meinte, warf Mick den Flummi gegen die Wand. Diesmal aber so fest, dass er von der Wand abprallte und ohne Bodenkontakt wieder in seiner Hand landete. »Schreiners erster Impuls war, Thomas eine zu verpassen. Dass er danach noch mal hingeht und ihn mit einer Eisenstange erschlägt, passt da nicht.«
Andreas überlegte einen Moment. »Na, du weißt ja nicht, was für Worte die gewechselt haben. Schreiner haut seinem Stiefsohn eine, Thomas wird wütend und provoziert Schreiner jetzt so richtig. Und zack! Kommt die Eisenstange.«
Mick wollte werfen, hielt dann aber inne. »Ne … mit Zack war da nichts.«
Andreas seufzte, stand auf und nahm Mick, der noch seinen Gedanken nachhing, den Flummi ab. »Was ist das Problem, Mick? Hast du ehrliche Bedenken, oder bist du nur sauer, weil ich den Fall gelöst hab, während du dich in diese Chinasache verrannt hast?« Ein Grinsen huschte über Andreas’ Gesicht. Es kam nicht oft vor, dass er seinem Partner eine Niederlage so schön aufs Brot schmieren konnte.
Mick schaute hoch zu Andreas und überlegte, ob er sich auf den Tanz einlassen sollte. Warum nicht? Man konnte die ganze Sache ja auch spielerisch angehen. »So. Hast du das?«
»Ja.« Andreas strich sich selbstbewusst über den Anzug und rückte ihn ein wenig zurecht. »Wenn ich der Staatsanwalt wäre, würde ich Schreiner auseinandernehmen.«
Mick nickte. »Mhm … und wenn ich Schreiners Anwalt wäre, würde ich dich auseinandernehmen.«
»Ach! Und wie das?«
»Mit einer ganz einfachen Frage: Wer um alles in der Welt haut seinem Stiefsohn mit der blanken Faust eins in die Fresse, zieht sich dann aber erst noch Handschuhe an, bevor er ihn mit der Eisenstange erschlägt?«
»Wieso Hand…« Andreas ließ sich wieder in seinen Sessel fallen und rieb sich mit der Hand über den Hinterkopf. »Oh, Kacke.«
Mick grinste seinen Partner an. »Merkste selbst, oder? Wenn wir Schreiners DNA im Gesicht von Thomas Lobwohl finden konnten, heißt das, dass er bei dem Faustschlag keine Handschuhe getragen hat. Wenn er aber keine Handschuhe getragen hat, warum haben wir dann seine Fingerabdrücke nicht auf der Eisenstange gefund…«
»Ist ja gut!«, Andreas war entnervt. »Schreiner hätte sich zwischen dem ersten und dem zweiten Schlag Handschuhe anziehen müssen.« Er überlegte. »Oder er hat die Stange nach der Tat gereinigt.«
»Nope! Dann hätten wir Willi Albrechts Fingerabdrücke nicht auf der Stange gefunden.« Irgendetwas an Micks Ton sorgte dafür, dass Andreas nun endgültig der Geduldsfaden riss.
»Ach, Scheiße, Mick!« Andreas feuerte den Flummi in die Ecke … und löste damit eine Kettenreaktion aus. Der Smiley sauste auf den Boden, gegen die Wand, ans Fenster und von dort aus gegen die Tür, die allerdings just in dem Moment aufschwang.
»Hey! Sag mal, spinnst du, Andreas?!« Meisner hatte den Flummi gegen die Stirn bekommen.
»’tschuldigung«, sagte Andreas kleinlaut.
»Normalerweise bin ich solche Attacken nur von ihm gewöhnt«, schimpfte Meisner weiter und zeigte auf Mick, dem es kaum gelang, ernst zu bleiben.
Andreas fasste sich und nutzte die Chance. »Sag mal, Meisner. Bist du sicher, dass du an der Eisenstange keine Fingerabdrücke oder DNA von Paul Schreiner gefunden hast?«
Meisner hob den Flummi auf. »Nein, Andreas. Natürlich nicht. Anstatt den offensichtlichsten Fragen nachzugehen, sitze ich den ganzen Tag in meinem Labor und spiel mir an den Füßen.«
»Siehst du, Andreas! Endlich gibt er’s zu.« Vorsichtshalber beobachtete Mick den Flummi in Meisners Hand. »Na, jetzt sei nicht gleich eingeschnappt. Was hast du denn Schönes für uns?«
»Nur noch ein Detail. Der Schwangerschaftstest, den wir am Tatort gefunden haben, war …«
»Doch nicht positiv?«, fragte Mick.
Meisner schüttelte den Kopf. »Doch war er, aber er war …«
»Ergebnis einer unbefleckten Empfängnis?« Es machte Mick sichtlich Spaß, Meisner zu reizen.
»Nein! Von einer Asiatin! Zum Teufel! So!
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