Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
erzählen, Skye!«
»Ich weiß. Mach du dein Ding, und komm bald zurück, okay?«
Anthony sah John Vasco vom Orden St. Michael durch die Gepäckausgabehalle auf sich zukommen. Er hob eine Hand, und John nickte.
»Natürlich«, sagte Anthony leise. »So schnell wie möglich. Alles okay mit dir, Skye?«
»Mir ginge es besser, wenn du hier wärst.«
»Du fehlst mir, mi amore .«
»Dito.«
»Pass auf dich auf! Ich bin so schnell wieder da, wie ich kann. Ich liebe dich.«
»Ich dich auch. Und ich hoffe, deine Reise lohnt sich und bringt uns die Antworten, die wir brauchen, um diese … Dinger aufzuhalten.«
Es fiel ihr nach wie vor schwer, von Dämonen zu sprechen.
»Ja, das hoffe ich ebenfalls.«
Da John ihn fast erreicht hatte, musste er das Gespräch beenden. Anthony begrüßte seinen Kampfgefährten mit einer Umarmung. John war dreiundvierzig, der älteste lebende Dämonenjäger von St. Michael. Allerdings jagte er kaum mehr aktiv, sondern arbeitete eher als Bodyguard. Doch wenn er gebraucht wurde, zog er auch heute noch in die Schlacht. Er sprach wenig, und seine Loyalität war legendär. Schon oft hatte er für Kameraden wie Fremde sein Leben riskiert und nie über seine Pflicht geklagt oder sie infrage gestellt.
»Schön, dich zu sehen«, sagte Anthony.
John trat einen Schritt zurück und schaute ihn ernst an. »Dr. Lieber ist tot.«
SIEBZEHN
R afe fuhr an Wendy Donovans Haus in den Hollywood Hills vorbei, das verlassen war. Sie folgten der Straßenbiegung um den Hügel, wendeten und fuhren wieder zurück. Immer noch nichts.
»Vielleicht sind sie im Club«, überlegte Jackson.
»Nein, Wendy ist früher gegangen«, erwiderte Rafe.
»Ah, ja, richtig, ungefähr um die Zeit, als ihre gute Freundin Nadine einen tödlichen Unfall mit einem Dämon hatte.« Moira verdrehte die Augen.
Rafe parkte den Wagen unten am Hügel, wo man ihn vom Haus aus nicht sehen konnte. Von dort liefen sie den Weg zurück und versteckten sich zwischen ein paar Bäumen gegenüber Wendys Einfahrt. Von vorn wirkte das Haus trügerisch klein, denn der Eingang lag im obersten Stock, sodass die drei Etagen, die sich hinten an den Hügel schmiegten, nicht zu sehen waren. Es war nach Mitternacht. Gedämpftes Licht, kaum heller als Nachtlichter, schien durch die geschlossenen Vor hänge der Fenster. Man konnte weder Bewegungen sehen noch Geräusche aus dem Haus hören.
Rafe behagte das Risiko nicht, das sie auf sich nahmen, aber zu warten, bis Wendy Donovan morgen wieder zur Arbeit ging, würde eventuell bedeuten, dass es noch ein unschuldiges Opfer gäbe. Und nach dem, was geschehen war, als der Dämon Nadine Ansons Körper verließ, befand sich jeder in Lebensgefahr, der ihm seine Hülle lieh.
Moira war ungewöhnlich still und angespannt. Rafe ließ ihr Freiraum, hielt jedoch Augen und Ohren offen, weil er um ihre Sicherheit besorgt war. Sie war übermüdet, und hätte er die Wahl, hätte er sie ins Hotel zurückgebracht, damit sie sich ausschlief.
»Sie haben das Haus gegen böse Geister geschützt«, flüsterte Moira. »Die Zauber wurden stärker, je näher wir kamen, und hier sind sie am stärksten. Aber sie müssen irgendwo eine Öffnung für den Dämon gelassen haben. Wo die ist, muss auch das Zimmer mit dem Altar und der Geisterfalle sein.«
»Und dem Kelch.«
»Genau.« Sie erschauderte. »Sie machen das seit Jahren und sind gut. Ihre Zauber sind stark, aber sie haben sich ge setzt.«
»Gesetzt?«, fragte Rafe.
Moira legte die Stirn in Falten. »Ich … ich weiß nicht. Unten fühle ich sie deutlicher als oben. Ich wünschte, ich könnte es besser erklären!«
Jackson sagte: »Dies ist das oberste Stockwerk, darunter sind noch zwei weitere. Heißt das, dass ihr Altar im untersten Stock ist?«
Eine Minute lang schwieg Moira. Dann murmelte sie: »Wartet hier!«
Ehe Rafe sie zurückhalten konnte, lief sie über die Straße.
»Moira!«, flüsterte er ihr nach.
Sie bedeutete ihm wortlos, ruhig zu sein, und verschwand zwischen den Sträuchern seitlich vom Haus.
»Verdammt!«, raunte Rafe. Er wollte hinter ihr her, obgleich er wusste – oder zumindest hoffte –, dass sie keine Dummheit machte.
Auch wenn sie wiederholt ihr Leben aufs Spiel setzte, war Moira nicht leichtsinnig. Darauf zählte Rafe jetzt einfach.
Die Zeit kroch dahin. »Sollen wir ihr folgen?«, fragte Jackson nach einer Weile.
Rafe blickte auf seine Uhr. Er war nicht minder beunruhigt, doch es waren erst zwei Minuten vergangen. »Geben wir ihr noch
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