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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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nach dem Mord an ihrem Mann für sich entdeckt hatte.
    Er hat nur mich genommen. Das Tier hat meine Kinder nicht verletzt. Bitte, lieber Gott, das hast du nicht zugelassen!
     
    In der völligen Dunkelheit lagen die Frauen so auf der Seite, dass sie die Gesichter einander zuwandten, und hielten sich an den Händen fest. Sie konnten gegenseitig ihren Atem spüren – warm und angenehm.
    Das Auto fuhr wieder und bei der geringsten Veränderung des Tempos oder der Richtung wurden sie dank des Trägheitsgesetzes in der Dunkelheit hin und her gestoßen. Als der Straßenbelag unter ihnen heulte, kuschelten sie sich näher aneinander. Karen streichelte Beths Haare und wischte ihr die nassen Wangen ab. Sie wünschte, sie hätte einfach gelogen und behauptet, die Kinder seien in Sicherheit.
    Stunden später hielt das Auto an, der Motor wurde ausgeschaltet, die Fahrertür geöffnet und wieder geschlossen.
    Karen lauschte angestrengt.
    Schritte verhallten.
    Während sie Beth hielt, konzentrierte sie sich auf die kaum hörbaren Geräusche außerhalb ihres schwarzen Käfigs – das entfernte, aber wiederholte Zuschlagen von Autotüren, das Anlassen von Motoren, Kindergeschrei und das unverkennbare Quietschen von Einkaufswagenrollen auf Asphalt.
    »Wir sind auf einem Parkplatz«, flüsterte Karen.
    In der Nähe wurden drei Türen zugeschlagen.
    Eine Stimme drang bis zu ihnen vor: »Shannon, hör auf, dich zu zieren, du siehst gut aus.«
    »Sie will Chris nicht enttäuschen«, spottete eine zweite Stimme.
    »Ach, haltet doch die Klappe.«
    »Hilfe!«, schrie Beth. Sie wand sich aus Karens Umarmung und drückte ihre Lippen gegen die Schaummatte. »Helft mir! BITTE!«
    »Sei still!«, zischte Karen. »Er wird uns umbringen, wenn – «
    »BITTE! BITTE! MEINE KINDER BRAUCHEN MICH!«
    Karen schlang ihre Arme um Beth, legte ihr die Hand auf den Mund und zog sie zurück auf den dreckigen Teppich.
    »Schon gut, Süße. Alles in Ordnung«, beschwichtigte sie Beth, die heftig zitternd in ihren Armen lag. »Es kommt alles wieder in Ordnung, aber du kannst nicht – «
    Wieder drangen die Stimmen von draußen zu ihnen durch.
    »Da ist nichts in diesem Kofferraum, Shannon. Du bist ja verrückt, komm weiter.«
    »Es klang, als ob da drin ein Hund bellt. Wie krank muss man sein, um einen Hund in den Kofferraum zu sperren?«
    »Ist doch egal. Chris wartet auf uns.«
    Beth stieß Karen einen Ellbogen in die Rippen, wand sich los und brüllte durch die schallisolierende Schaummatte, bis sie meinte, es würde ihr den Kehlkopf zerreißen.
    Als sie schließlich völlig erschöpft innehielt, war alles wieder ganz still und nur ihr Keuchen und ihr Herzschlag waren zu hören.

17. Kapitel
     
    Luther zieht einen Einkaufswagen aus der raupenähnlichen Wagenschlange und schiebt ihn an dem erschöpft wirkenden Begrüßer des Rocky Mount Wal-Marts vorbei.
    »Wie geht’s Ihnen heute, junger Mann?«, fragt ihn der alte Mann mit der blauen Jacke.
    »Verdammt wunderbar.« Und genauso fühlt er sich. Er liebt Wal-Marts.
    Luther schiebt den Wagen zunächst zwischen den Regalen mit Süßigkeiten hindurch und legt zehn Tüten Zitronenbonbons in den Wagen. Eine Tüte reißt er direkt auf, schiebt sich drei der zitronenförmigen Kugeln in den Mund und beginnt zu lutschen. Meistens verbraucht er zwei bis drei Tüten pro Tag, lutscht dann für gewöhnlich nur die harte, gelbe Ummantelung ab und spuckt den weißen Kern aus.
    Die Zähne faulen ihm aus dem Kopf.
    Eigentlich ist er nur wegen der Bonbons gekommen, aber dann fällt ihm ein, dass es vielleicht witzig wäre, eine Digitalkamera zu haben, um das, was er mit Karen vorhat, festzuhalten. Also schiebt Luther seinen Einkaufswagen zu den Elektrogeräten.
    An einer Wand sind zwei Dutzend Fernseher unterschiedlicher Größe aufgereiht, die alle den gleichen, stumm geschalteten Zeichentrickfilm ausstrahlen. Dafür wird er von einer unangenehmen, lauten Geräuschkulisse beschallt: Deckenlautsprecher sorgen für sanfte Kaufhausmusik im ganzen Laden; aus einer in der Nähe stehenden Stereoanlage dröhnt Rap und ein Videospiel sendet Detonationen, Maschinengewehrfeuer und die Schreie der Verwundeten aus.
    Luther bleibt stehen, um das Gesicht eines kleinen Jungen zu studieren, der einen Joystick hält und auf den Bildschirm voller blutiger und gewalttätiger Bilder starrt. Er spielt dieses Spiel mit großer Leidenschaft, der Glanz in seinen Augen verrät Konzentration und Ehrfurcht.
    Luther lässt den Einkaufswagen zwischen

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