Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
Vom Netzwerk:
leise, dröhnende Echo des Wasserdrucks füllt den Raum. Er betätigt die Wasserspülung der beiden Urinale und der beiden Toiletten in den ersten Kabinen und schaltet beide Handtrockner ein. Schließlich knipst er das Licht aus und öffnet und schließt die Tür zum Toilettenraum, als wäre der Hausmeister gerade gegangen.
    Daniel flucht, der Toilettenpapierhalter ist wegen des rauschenden Wassers und des Luftgebläses kaum zu hören. Bis auf eine rasierklingendünne Linie unter der Tür ist es vollständig dunkel.
    Luther steht neben dem Lichtschalter und streichelt sich.
    Er atmet tief durch und fühlt sich in der Dunkelheit zu Hause.
    Daniels Toilettenspülung ertönt, und als Luther hört, wie ein Reißverschluss hochgezogen wird, umklammert er das Messer.
    Er hätte es vorgezogen, Daniels Hirn mit einem Baseballschläger gegen die Wand zu spritzen, mit einem einzigen gut gezielten Schlag. Aber die Klinge ist auch okay. Im Auto ist ihm ein Name für sein Messer eingefallen: Zig, die Abkürzung für Ziegler, Andrew Thomas’ zweiten Vornamen.
    Luther hört, wie die Kabinentür quietschend geöffnet wird.
    Zögernde Schritte nähern sich und Duftschwaden von Daniels Rasierwasser dringen an seine Nase.
    Er spürt Daniel jetzt neben sich, spürt, wie die Hand des Verkäufers die Wand nach dem Lichtschalter abtastet.
    Das Messer in seiner Hand fühlt sich kalt und majestätisch an.
    Plötzlich wird der Toilettenraum von hartem, fluoreszierendem Licht hell erleuchtet.
    Daniels Augen registrieren zunächst Verwunderung, dann Entsetzen.
    Die Klinge bewegt sich, zwei gekonnte Schnitte – einen, um ihn zum Schweigen zu bringen, einen, um ihn zu öffnen.
    Daniel sitzt in einer warmen, sich schnell ausbreitenden Pfütze, tastet nach den Eingeweiden in seinem Unterleib, unfähig, einen Laut von sich zu geben.
    »So, jetzt bleib hier sitzen und denk darüber nach, was das Wort Kundenservice bedeutet.«
    Luther kehrt in seine Kabine zurück und zieht sich schnell an.
    Dann schaltet er das Licht aus und verlässt den Raum, ein weiteres Grab auf seinem Höllenpfad.

18. Kapitel
     
    Als Karen das Bewusstsein wiedererlangte, realisierte sie als Erstes, dass sie sich nicht mehr im Kofferraum befand. Als Zweites, dass sie noch immer nichts sehen konnte, wegen einer Binde, die um ihren Kopf gewickelt war. Sie spürte einen kalten Luftzug auf ihrem Gesicht, und durch das ölig riechende Tuch, das ihre Augen bedeckte, schimmerte flackerndes Licht.
    Karen konnte sich nicht daran erinnern, bewegt worden zu sein. Sie hatte das Gefühl, wieder zu träumen, obwohl sich das kühle Metall an ihrer Wange überzeugend real anfühlte. Sie versuchte sich zu bewegen, aber ihre Hände und Füße waren mit dicken Seilen gefesselt. Der Durst machte sie ganz benommen.
    Schritte näherten sich, die Spitze eines Stiefels war jetzt nur Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Sie roch das Gemisch aus Gras und Dreck, das daran klebte – feucht und erdig.
    »Ich sehe, du bist bei Bewusstsein.«
    Die Stimme hatte keinen Widerhall. Sie war draußen.
    »Wo bin ich? Bitte nehmen Sie das Tuch ab.«
    »Das lassen wir besser noch dran. Ich muss schon sagen, du bist verdammt schwer. Wenn ich so außer Atem bin, dann deshalb, weil ich dich gerade zweihundertvierzehn Stufen hochgetragen habe.«
    Karen lief ein Schauer über den Rücken. »Wo sind wir?«, fragte sie.
    »Siehst du das Licht nicht? Selbst durch das Tuch müsstest du es doch sehen können.«
    »Ich versteh nicht – «
    »Das Licht wird von einer Fresnellinse gebündelt, die seit dem 1. Oktober 1872 in Betrieb ist. Karen, lass mich dich beruhigen.« Der Mann setzte sich neben sie. »Ich hab dich hierher gebracht, um dich laufen zu lassen.« Karen begann zu weinen, plötzlich erfüllt von purer Erleichterung. »Aber die Lancing-Witwe muss ich noch bei mir behalten. Du erinnerst dich doch noch an sie aus dem Kofferraum?«
    »Ja, Sir.«
    »Weißt du, du wirst nur deshalb freigelassen, weil ich eine Münze geworfen habe. Du hattest Kopf, die Münze landete mit der Kopfseite nach oben, also darfst du leben.«
    »Warum tun Sie das?«
    Sie roch seinen Zitronenatem ganz dicht an ihrem Gesicht, seine Stimme klang sehr gleichmäßig und sehr ruhig.
    »Bildest du dir ein, hier geht’s nur um dich, du arrogantes Miststück?«
    »Nein, ich – «
    »Ich habe dich und Elizabeth Lancing nur entführt, um jemandes Aufmerksamkeit zu erregen. Kannst du dir denken, wen ich meine?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher