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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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war, dass das Projekt fast vollendet war. Er musste nur noch die Stromzufuhr installieren und mit dem Stuhl verbinden. Wenn nötig, würde er die ganze Nacht arbeiten.
    Er schaltete die Glühbirne an der Decke ein und rollte den Generator vom Gang in die Todeskammer.
    Rufus hoffte, dass Luther bald zurückkehren würde, damit sie gemeinsam ihren wunderschönen Stuhl vollenden konnten.
     
    Um Mitternacht erreichte Beth einen ungepflasterten Weg. Er ging zur Sundseite vom Highway 12 ab, verlief hundert Meter durch eine Marschwiese und endete auf einem Stück trockenem Land, auf dem eine bescheidene Fischerhütte stand, deren Verandalicht ihr freundlich entgegenschien.
    Auf dem Briefkasten am Weg stand Tatum.
    Sie konnte den warmen Schein des Leuchtturms von Ocracoke in der Ferne sehen, ein tröstliches Licht über all diesen dunklen Bäumen. Das Dorf lag eine knappe halbe Meile weiter den Highway hinunter, aber um diese Zeit hatte vermutlich längst alles geschlossen. Abgesehen davon waren ihre Fußsohlen schon ganz wund. Sie bezweifelte, die Schmerzen noch länger ertragen zu können.
    Ihre Wunde begann wieder zu bluten, als sie den Weg entlangtaumelte. Je näher sie dem Haus kam, desto leerer wurde ihr Kopf und desto tiefer bohrte sich die Kälte in sie hinein. Sie überlegte, wie sie es wohl geschafft hatte, so lange durchzuhalten, und fühlte sich ein wenig stolz.
    Hinter der Hütte versperrten immergrüne Eichen den Blick auf den Strand. Doch im Osten waren die Dünen so niedrig, dass man das im Mondschein schwarz glänzende Meer so eben erkennen konnte.
    Sie näherte sich dem Haus.
    Ein altes Segelboot verrottete im Dünengras am Rande des Marschlands, als sei es dort von einem Wirbelsturm angeschwemmt worden, die Segel weggerissen, der Rumpf zerbrochen.
    Ein Dodge Ram, der neben der Garage stand, strahlte im gelben Verandalicht. Auf seinem Nummernschild stand: »BOATLUV«, auf der vorderen Stoßstange war ein Angelhalter angebracht und die Angeln standen senkrecht in ihren PVC-Rohren.
    Beth stieg die fünf verklinkerten Stufen bis zur Haustür empor.
    Motten schwirrten richtungslos über ihrem Kopf und knallten wie verrückt immer wieder gegen die Verandabeleuchtung.
    Sie bekam einen Übelkeitsanfall, doch ihr Magen war leer.
    Durch die Ritzen der Fensterläden sah sie auf dem Sofa den Schatten eines Mannes und blaues Licht, das auf den Wänden um ihn herumtanzte.
    Beth öffnete die Fliegengittertür und klopfte.
    Der Mann bewegte sich nicht.
    Sie schlug gegen die Tür und beobachtete, wie er sich plötzlich aufsetzte und die Augen rieb.
    Schwankend kam er auf die Beine.
    Sie hörte seine Schritte näher kommen.
    Die Haustür wurde geöffnet und ein weißbärtiger Mann schaute mit glasigen Augen auf sie herab. Er zog seinen Bademantel zusammen und sie roch Gin, als er fragte: »Haben Sie eine Vorstellung davon, wie spät es…«
    Er rieb sich erneut die Augen, blinzelte mehrere Male und zwinkerte ihr zu. Beth weinte mittlerweile, die Wärme seines Heims erfüllte die Veranda und erinnerte sie daran, wie sich Geborgenheit anfühlte. Der Mann sah die Blutlache, die sich um ihre Füße bildete, und verfolgte die Spur bis zu dem Loch in ihrem fleckigen und zerrissenen Schlafanzug.
    Sie hörte Zuschauergelächter im Fernseher.
    Kaltes Blut rann ihr Bein hinab.
    »Helfen Sie mir«, flüsterte sie.
    Ihre Beine gaben nach und sie fiel nach vorn.
    Er fing sie auf, hob sie hoch und trug sie nach drinnen.

61. Kapitel
     
    Rufus schob den Wheelhouse-Generator in eine der Ecken der Todeskammer, feuerte die Zündpatrone ab, um den alten Dieselmotor zu starten, und machte sich dann wieder daran, den 4-mm-Kupferdraht mit der Kupferverkleidung der vorderen Stuhlbeine zu verlöten, wobei sich der Raum mit dem süßlichen Geruch der schmelzenden Metalllegierung füllte.
    Nachdem er mit dem Löten fertig war, nahm er die Metallsäge, die er in einem Gang in der Nähe des gewölbten Nebenraums gefunden hatte, und schnitt zwei ein Meter zwanzig lange Stücke von der Kupferdrahtrolle. Er klopfte mit einem Hammer die Enden so lange flach, bis sie in die Anschlussklemmen des 220-Volt-Generators passten.
    Hinter dem Werkzeugkasten fand er Maxines Beitrag zu dem Projekt – eine selbst gebastelte Kopfhaube. Sie hatte dafür eine Baseballmütze genommen, einen ihrer dünnen Ledergürtel zerschnitten und die Gürtelenden an den Seiten der Kappe so festgenäht, dass man sie unter dem Kinn des Opfers festbinden konnte.
    Maxine hatte ein

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