Boardwalk Empire
), Henry Watterson ( Louisville Courier Journal ) und William Laffin ( New York Sun ) unterstützten ihn.
Aus George Harvey wurde ein Wilson-Anhänger, nachdem er eine von dessen Anti-Bryan-Reden in Princeton gehört hatte. Ab 1906 prangte auf der Vorderseite jeder Ausgabe von Harper’s Weekly in großen Buchstaben der Slogan »For President – Woodrow Wilson«. Der Verleger wollte Königsmacher werden, und stellte extra für die Gouverneurs- und Präsidentschaftswahlen (1910 und 1912) einen eigenen Redakteur ein, der für positive Artikel über Wilson zuständig war. Harvey arrangierte auch ein Treffen mit dem Vorsitzenden der Demokratischen Partei von New Jersey, Senator James Smith.
Smith war ein Politiker der alten Schule, aufmerksam und höflich. Er nahm seit vielen Jahren eine Führungsposition in Politik und Wirtschaft ein und bestimmte von seinem Hauptquartier in Newark aus über die Demokraten von Essex County. Smith musste man nicht groß von Wilson überzeugen. In New Jersey waren die Demokraten in der Minderheit, und wenn sie bei den Wahlen von 1910 erfolgreich sein wollten, waren sie gezwungen, sich auf einen Reformer als Kandidaten zu einigen. Man nominierte Wilson, ohne Bedingungen zu stellen. Sollte er die Wahl gewinnen, hätte er absolut freie Hand.
Wilson war ein martialischer Wahlkämpfer und Prediger, der gnadenlos auf die Schwächen seiner Gegner eindrosch. Er denunzierte den republikanischen Kandidaten als willenlose Marionette seiner Partei. Er versprach, das autokratische System durch politische Reformen aufzubrechen und unabhängige Politiker ins Parlament zu holen. Im Falle einer Wahl würde er so nicht nur die Demokratische Partei umkrempeln, sondern auch den gesamten Regierungsapparat.
Während seines Wahlkampfs trat Wilson auch in Atlantic City vor einer Gruppe von Reformern und Prohibitions-Anhängern auf. Die Kundgebung wurde von dem Kuehnle-Kritiker und Journalisten Harvey Thomas organisiert. Wilson sprach vor 2000 Leuten, die meisten von außerhalb, und versprach, dass er Atlantic City als eine der ersten Städte Amerikas von Korruption und Machtmissbrauch befreien würde.
Der Kommodore ahnte, dass ihm dieser Pfarrerssohn gefährlich werden konnte. Ein übereifriger Moralist bedeutete Ärger in einer Stadt wie Atlantic City. Wahrscheinlich fanden die nächtlichen Strategiesitzungen unter Kuehnles Leitung zu dieser Zeit häufiger als sonst statt. Die Republikaner von Atlantic City legten sich für ihren Kandidaten Vivian Lewis ins Zeug. In nur sechs Monaten wuchs ihr Wahlkreis um 2000 Neuwähler an, und Lewis erzielte ein Rekordergebnis. Zum Leidwesen von Kuehnle erreichte Woodrow Wilson jedoch zusammen mit den Demokraten die Mehrheit in beiden Kammern. Als Wilson die Ergebnisse in Atlantic City überprüfte, fiel ihm auf, dass sein republikanischer Gegner mehr Stimmen erhalten hatte, als Wahlberechtigte gemeldet waren.
Gouverneur Wilson war daraufhin wild entschlossen, Kuehnle zu stürzen. Gestärkt durch seinen Sieg, setzte er einen Ausschuss zur Untersuchung von Wahlbetrug durch, mit Schwerpunkt auf Atlantic City. Die Macksey-Kommission, nach ihrem Vorsitzenden, dem Abgeordneten William P. Macksey, benannt, fand Beweise in Hülle und Fülle. Der Ausschuss hielt 19 Sitzungen ab, befragte 600 Zeugen und dokumentierte auf 1400 Seiten unter Eid getätigte Zeugenaussagen. 48 Mit den Ergebnissen hätte Wilson ohne Probleme ein weiteres Buch schreiben können. Die Macksey-Kommission fand wenig überraschend heraus, dass vor allem auf der Northside eine Unmenge von Stimmen gekauft worden war. Einer der Zeugen berichtete über seine Auseinandersetzung mit einem Wahlhelfer, der den schwarzen Wählern vor dem Wahllokal Geld zusteckte:
ZEUGE: Sie zwingen diesen Mann, für jemand anderen abzustimmen. Man sollte Sie dafür ins Gefängnis stecken.
WAHLHELFER: Wenn du nicht verschwindest, trampeln sie (die Schwarzen) dich zu Tode.
ZEUGE: Bevor die mich zu Tode trampeln, gibt es eher ein paar tote Neger hier.
WAHLHELFER: Nenn sie nicht Nigger.
ZEUGE: Ich habe sie nicht Nigger genannt, sondern Neger, aber wenn du hier weiter Stimmen kaufst, bist du nicht besser als ein Nigger.
Einflussreiche Personen der Northside arbeiteten als Wahlhelfer für Kuehnle. Ein Zeuge beschrieb einen von ihnen wie folgt: »Als die Männer aus den Kabinen kamen, steckte er ihnen einen Umschlag zu. Er war ein sehr gut gekleideter Schwarzer, eigentlich war er viel zu gut gekleidet für seine Hautfarbe. Er ging
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