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Boardwalk Empire

Boardwalk Empire

Titel: Boardwalk Empire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Johnson
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Sommer-Dependance des Weißen Hauses Konkurrenz, aber das lag weit über 150 Kilometer weiter nördlich. Ein weiterer Ferienort im Süden von New Jersey war wirklich nicht nötig.
    Die meisten Besucher von Cape May reisten per Segelboot oder Dampfschiff an, manche auch mit der Kutsche, aber egal, wie man sich fortbewegte, die Reise war teuer und langwierig. Doch die Urlauber blieben dem Kap treu, und das Geschäft blühte. Der Ort war auch bei den Politikern in Trenton äußerst beliebt, und die meisten konnten sich eine Zugverbindung bestenfalls nach Cape May vorstellen.
    Ein weiteres Problem für Pitney war die Monopolstellung der Camden-Amboy-Railroad. 1832 räumte das Parlament dem Unternehmen aus Nord-Jersey das Exklusivrecht an einer Eisenbahnlinie quer durch den Bundesstaat ein. Obwohl Camden-Amboy gar nicht vorhatte, eine Schienenverbindung im Süden zu errichten, durfte niemand sonst eine Eisenbahnlinie bauen. Ohne die notwendige finanzielle und politische Unterstützung hatte sich Pitneys Idee, Philadelphia mit einer unbekannten und unterentwickelten Insel zu verbinden, keine Chance. Die Politiker lehnten Pitneys Plan kategorisch ab: »Wer hat je von einer Zugverbindung mit nur einer Haltestelle gehört?«
    Nachdem Pitney sich vor dem Parlament von New Jersey mit seiner Idee blamiert hatte, war er gezwungen, eine neue Strategie zu verfolgen. Er suchte jetzt nicht mehr die Zustimmung der Öffentlichkeit, sondern wandte sich direkt an die Betuchten und Einflussreichen der Region. Mitte des 19. Jahrhunderts waren das vor allem die Erz- und Glasmagnaten. Es handelte sich dabei um ein Dutzend Familien, die über das meiste Geld verfügten, das meiste Land besaßen und die größten Arbeitgeber der Region waren. Pitney legte ihnen dar, dass ihre Produkte per Eisenbahn wesentlich günstiger transportiert werden könnten. So gewann er die Unterstützung von Samuel Richards, und die Dinge kamen ins Rollen.
    Der Familienname Richards ließ alle aufhorchen. Schon seit der Kolonialzeit waren die Richards eine der einflussreichsten Familien im südlichen New Jersey. Sie stammten aus den Orten Hammonton und Batsto, von dort aus regierten sie ihr Reich, das aus Eisenhütten, Glasöfen, Baumwollspinnereien, Papiermanufakturen, Ziegelfabriken und Farmen bestand. Seit Generationen war der Richards-Clan auch der größte Grundbesitzer im gesamten östlichen Amerika. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht verfügten die Richards über weit mehr als 10 0 000 Hektar Land.
    In einer Biografie heißt es über Samuel Richards, er sehe aus »wie der Vorstand einer Bank, aber arbeite wie ein Pferd. […] Er war auffällig gut gekleidet, aber kein Handgriff war unter seiner Würde, und es gab kein Problem, dem er sich nicht persönlich angenommen hätte.« 3 Richards war eine Art Freibeuter unter den Entrepreneurs seiner Zeit, er genoss das Leben in vollen Zügen. Ihm gehörte eine wunderschöne Villa in Süd-Jersey mit ausgedehnten Gärten und reichlich Personal, und dazu ein palastartiges viktorianisches Haus in Philadelphia, in dem er wie ein Aristokrat lebte. Für Pitneys Vision war es unerlässlich, dass Samuel Richards die Bedeutung einer Bahnlinie zwischen Philadelphia und Absecon Island begriff. Und tatsächlich erkannte Richards die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die sich durch Pitneys Eisenbahnlinie für ihn und seinen Clan auftaten, und wie er dadurch noch reicher werden konnte.
    Das Eisenbahngeschäft war eine spannende Angelegenheit für die Unternehmer des 19. Jahrhunderts, und Samuel Richards konnte es gar nicht erwarten einzusteigen. Nichts hatte die amerikanische Wirtschaft in den 40er- und 50er-Jahren so geprägt wie der Aufstieg der Eisenbahngesellschaften, der Schienenverkehr war zum entscheidenden Wirtschaftsfaktor geworden. Anfangs hatte man Gleisteile noch aus England importiert, aber schon bald wurde die Herstellung von der amerikanischen Eisenindustrie übernommen. Die Installation von Schienenverbindungen erforderte hohe Kapitaleinlagen, weshalb ihre Betreiber schon bald neue Finanzierungsmethoden fanden. Obwohl die meisten Unternehmen zunächst in der Hand von Familien und Privatleuten lagen, schlossen sich die Eisenbahner zusammen und verkauften ihre Wertpapiere an die Öffentlichkeit. Dieses Finanzierungssystem führte zur Gründung von Aktiengesellschaften, wie wir sie heute kennen. Einen Wirtschaftsbeschleuniger wie die Eisenbahnindustrie hatte das Land noch nie zuvor erlebt.
    Richards erkannte, dass eine

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