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Bob, der Streuner

Bob, der Streuner

Titel: Bob, der Streuner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bowen
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Büroangestellten, die in der Nähe der James Street arbeitete. Sie blieb immer stehen, wenn sie an uns vorbeikam, und wir unterhielten uns ein bisschen. Sie war ganz vernarrt in Bob, weil er sie an ihren roten Kater erinnerte, der leider nicht mehr lebte.
    Kurz vor Weihnachten stand sie eines Abends mit einem schicken Tütchen aus einem vornehmen Katzengeschäft vor uns. »Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, aber ich habe Bob etwas Schönes mitgebracht«, strahlte sie.
    »Natürlich nicht«, versicherte ich ihr.
    »Es ist nur eine Kleinigkeit«, betonte sie unnötigerweise und fischte eine kleine Spielmaus aus der Tüte.
    »Da ist ein bisschen Katzenminze drin«, erklärte sie mir. »Aber nur ganz wenig, keine Bange!«
    Dabei war mir nicht wohl. Katzenminze ist ein Suchtmittel. Ich habe schon viel darüber gelesen und erinnere mich, dass es Katzen ganz verrückt macht, wenn sie einmal davon abhängig sind.
    Schlimm genug, dass ich mich damit herumquälte, von den Drogen loszukommen. Ein süchtiger Kater hätte mir gerade noch gefehlt. Aber sie meinte es nur gut und wollte Bob eine Freude machen. Und ich wollte sie nicht enttäuschen. Sie blieb eine Weile stehen und genoss den Anblick von Bob, wie er mit der Maus spielte.
    Je schlechter das Wetter wurde, desto mehr praktische Geschenke wurden für Bob abgegeben. Eines Tages steuerte eine verdammt gut aussehende Russin mit breitem Lächeln auf uns zu.
    »Hallo, ihr zwei«, begrüßte sie uns. »Das Wetter ist so schlecht und es ist so kalt. Ich habe Bob etwas zum Warmhalten gestrickt.« Sie zog einen wunderschönen, hellblauen Schal in Katzengröße aus ihrer Handtasche.
    Ich brachte nicht mehr als ein verblüfftes »Wow!« hervor. »Das ist toll!«, bedankte ich mich dann und wickelte Bob den Minischal direkt um den Hals. Er passte perfekt, und mein Ladykiller sah wirklich gut damit aus. Unsere edle Spenderin war auch ganz angetan. Zwei Wochen später tauchte sie wieder auf, diesmal mit einem zum Schal passenden, blauen Mäntelchen. Ich bin zwar kein Mode-Experte, wie jeder leicht erkennen kann, aber sogar mir war klar, dass Bob in dieser Kombination einfach fantastisch aussah. Es dauerte nicht lange, und die Leute standen Schlange, um Bob in seinem modischen Outfit zu fotografieren. Wenn ich für jedes Foto Geld verlangt hätte, wäre ich inzwischen reich.
    Seither bekam Bob immer mehr selbstgestrickte Schals und Mäntelchen geschenkt.
    Eine Frau stickte sogar den Namen Bob auf seinen von ihr gestrickten Schal. Bob wurde zum Cat-Model. Er führte jede neue Kreation vor, die wir von seinen Fans geschenkt bekamen. Das Wort Catwalk bekam durch ihn eine völlig neue Bedeutung.
    Diese Entwicklung bestätigte meine schon lang gehegte Vermutung: Ich war nicht der Einzige, der Bob große Zuneigung entgegenbrachte. Fast jeder wollte sein Freund sein. Ich beneidete ihn ein wenig um diese besondere Gabe. Mir ist es noch nie leichtgefallen, Freunde zu finden.
    Aber niemand war mehr verliebt in Bob als meine Ex-Freundin Belle. Wir waren immer noch gute Freunde, verstanden uns besser als in der Zeit, als wir zusammen gewesen waren. Sie besuchte uns oft. Angeblich, um mit mir zu reden, aber ich glaube, sie kam vor allem wegen Bob. Die beiden konnten stundenlang auf dem Sofa miteinander spielen. Bob war auch ganz verrückt nach ihr.
    Kurz vor Weihnachten stand sie eines Tages mit einer Plastiktüte vor meiner Tür. »Was hast du da?«, fragte ich misstrauisch.
    »Das ist nicht für dich, sondern für Bob!«, wies sie mich zurecht.
    Bob hatte friedlich auf seinem Lieblingsplatz unter der Heizung gelegen. Als er seinen Namen hörte, schoss sein Kopf mit einem fragenden »Grrrk?« hoch.
    »Komm her, Bob, ich habe eine Überraschung für dich!«, lockte Belle den Kater und schmiss sich samt Tüte auf die Kuschelcouch. Wie alle Katzen war Bob sehr neugierig. Auch wenn er scheinbar unbeeindruckt zu ihr hinüberschlenderte, sein langer Hals beim Abschnüffeln der Tüte strafte ihn Lügen. Belle lachte und zog zwei Mini-T-Shirts hervor.
    Auf einem prangte das Bild von einem süßen Katzenbaby. Das andere war rot mit grünen Umrandungen. Darauf stand in weißen, großen Buchstaben »Santa Paws« und darunter war der Abdruck einer weißen Katzenpfote.
    »Ist das cool, Bob!«, rief ich beeindruckt. »Der perfekte Wärmespender für die Weihnachtszeit in Covent Garden. Damit würdest du sogar das Herz von Ebernezer Scrooge erweichen!«
    Und genau so war es.
    Ich weiß nicht, ob es an der

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