Bob und wie er die Welt sieht
jetzt wirklich getan?«, flüsterte Belle ungläubig.
»Na ja, ich habe es gesehen, also hat er es tatsächlich getan. Aber glauben kann ich es nicht.«
Bob musterte uns triumphierend. Sein Blick sagte alles: »So, jetzt könnt ihr mich nicht mehr ignorieren!«
Bob und ich verlassen uns aber nicht nur auf bekannte Signale und Körpersprache. Manchmal ist es, so seltsam das auch klingen mag, tatsächlich Telepathie, so als wüssten wir einfach, was der andere gerade denkt oder tut. Und wir haben gelernt, uns gegenseitig vor Gefahren zu warnen.
Ein paar Tage nachdem ich das Fahrrad erstanden hatte, radelten wir zu einem nahe gelegenen Park, der vor Kurzem eine Rundumerneuerung bekommen hatte. Für Bob waren unsere kurzen Radausflüge auf meiner Schulter schon zur lieben Gewohnheit geworden. Beherzt warf er sich wie ein Beifahrer auf dem Motorrad mit mir in jede Kurve.
Leider war der Park eine kleine Enttäuschung, denn außer ein paar neuen Bänken und Büschen sowie einem annehmbaren Spielplatz für Kleinkinder hatte sich nicht viel verändert. Bob wollte die Grünanlage trotzdem erkunden. Wenn ich das Gefühl hatte, dass Bob in Sicherheit war, ließ ich ihn gern von der Leine. Ich gönnte ihm das Vergnügen, nach Herzenslust im Gebüsch und Unterholz herumzukriechen, bis er den perfekten Platz für sein Geschäftchen gefunden hatte. Auch an diesem Tag durfte er streunen. Gerade hatte ich mich auf eine Bank in die Sonne gesetzt und las ein Comic-Heft, als ich ein weit entferntes Bellen vernahm.
O je , dachte ich.
Von meiner Bank aus hatte ich einen guten Blick auf die Straße vor dem Park. Als ich meinen Kopf zum Parkeingang drehte, sah ich einen Schäferhund, der ohne Leine auf den Park zugeschossen kam. Er war nur noch drei Meter von uns entfernt und ganz offensichtlich im Jagdfieber.
»Bob«, rief ich mit scharfem Unterton in die Büsche, wo Bob, dem Ruf der Natur folgend, schwer beschäftigt war. »Bob, komm sofort her!«
Ich spürte Panik in mir aufsteigen. Doch wie schon so oft, waren wir auf gleicher Wellenlänge. Sein Kopf tauchte umgehend aus dem Gebüsch auf. Ich winkte ihn heran und versuchte dabei, mich nicht zu auffällig zu benehmen. Schließlich wollte ich den Hund nicht auf mich aufmerksam machen. Bob hatte die Situation sofort erfasst und sauste auf mich zu. Er hatte keine Angst vor Hunden, aber er wählte seine Kämpfe und seine Gegner mit Bedacht. So, wie sich dieser Schäferhund aufführte, wollten wir es lieber nicht darauf ankommen lassen.
Leider war Bobs hellrotes Fell auf dem grünen Rasen nicht zu übersehen. Der Hund hatte die willkommene Beute sofort entdeckt und stürmte auf Bob zu. Sein lautes Bellen überschlug sich fast. Ich hatte Angst, dass Bob es nicht mehr rechtzeitig auf meine Schultern schaffen würde. Deshalb schnappte ich mir das Fahrrad und machte mich bereit, ihn damit notfalls zu schützen. Bob wäre in ernsten Schwierigkeiten, wenn der Schäferhund ihn zu fassen bekäme.
Aber wie schon so oft in der Vergangenheit, hatte ich Bob mal wieder unterschätzt.
Er raste über die Wiese und ich hatte gerade noch Zeit, in die Knie zu gehen. Mit einer einzigen Bewegung setzte ich ihn mir auf die Schulter, schwang mich in den Sattel und trat in die Pedale. Bob stand noch auf meiner Schulter, als ich wild strampelnd aus dem Park raste.
Der frustrierte Hund verfolgte uns mit wütendem Gebell, ja, er lief sogar kurz neben uns her, während wir die Straße entlangbretterten. Bob fauchte wütend zurück. Ich konnte zwar sein Gesicht nicht sehen, aber ich hätte darauf gewettet, dass er ihn verhöhnte: »Na, du blöder Hund, was willst du noch?«
Erst als wir die Hauptstraße erreicht hatten, die zu unserem Wohnblock führte, drehte ich mich um. Unser Verfolger war zurückgefallen, und sein Besitzer hatte ihn endlich eingeholt; es war ein stämmiger Kerl in schwarzer Jacke und Jeans. Er versuchte vergeblich, seinen Hund wieder an die Leine zu nehmen. Aber das war zum Glück nicht mein Problem.
»Das war knapp, Bob«, schnaufte ich atemlos. »Wie gut, dass wir das Bob-Mobil haben!«
4
Ein seltsames Paar
I ch bekam nur selten Besuch. Ich hatte kaum Freunde in der Gegend, und auch in der Hausgemeinschaft blieb ich eher für mich. Natürlich gab es freundliche Gespräche im Hausflur mit den Nachbarn, aber dass jemand bei mir klingelte, um mich zu besuchen, kam so gut wie nie vor. Deshalb war ich immer misstrauisch, wenn jemand an meine Wohnungstür klopfte oder unten läutete.
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