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Bob und wie er die Welt sieht

Bob und wie er die Welt sieht

Titel: Bob und wie er die Welt sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bown
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überhaupt für eine Katze hielt. Er sah auf sie herab, als wären sie unter seiner Würde und hätten nicht das Recht, dieselbe Luft zu atmen wie er.
    Unser täglicher Weg zur Arbeit war in den letzten Monaten umständlicher geworden, da die Stadt genau die Buslinie vom Fahrplan gestrichen hatte, die uns bisher direkt von der Tottenham High Road zur U-Bahn-Haltestelle Angel gebracht hatte. Wir mussten auf andere Busse ausweichen und in Newington Green umsteigen, etwa zwei Kilometer von Angel entfernt. Wenn das Geld knapp war, liefen wir von dort aus zu Fuß zur U-Bahnhaltestelle Angel. Wir kamen dann an einem Haus vorbei, in dem ganz offensichtlich mehrere Katzen wohnten. Bob war immer ganz aufgeregt, wenn wir daran vorbeigingen, und wollte gar nicht mehr aufhören, am Gartenzaun entlangzuschnüffeln und in den Garten zu starren. Wenn sich eine der Katzen blicken ließ, knurrte und brummte er bedrohlich, um ihr klarzumachen, dass dies sein Revier war.

    Einmal trafen wir in Islington Green auf eine kleine, moppelige Katze, und Bob verwandelte sich in ein Monster. Er zog so stark an der Leine, um den Eindringling zu verscheuchen, als wäre er ein Hund mit Killerinstinkt. Ich konnte ihn nur mit Mühe zurückhalten. Immer und überall muss er seinen Status als Alpha-Männchen klarmachen.
    Und jetzt wollte er diese Nummer auch mit Prinzessin abziehen. Ich dagegen hatte nur Bedenken, dass sich unser Arbeitstag mit Prinzessin viel umständlicher gestalten würde. Hunde sind so viel anspruchsvoller als Katzen. So ein großes Tier kann man sich nicht auf die Schulter setzen, wenn man schneller vorankommen will. Das war tatsächlich ein sehr zeitaufwendiger Nachteil, wie ich schnell feststellen sollte.
    Schon auf dem Weg zum Bus ging mir Prinzessin gewaltig auf die Nerven. Sie zog an der Leine, blieb immer wieder stehen, um an irgendwelchen Grasbüscheln herumzuschnüffeln, und brach auf kürzester Strecke mindestens drei Mal aus, um kleinste Pipitröpfchen abzusetzen.
    »Bitte, Prinzessin, wenn du so weitermachst, erreichen wir weder diesen noch den nächsten Bus«, stöhnte ich und bereute den Freundschaftsdienst für Titch bereits zutiefst. Mir fiel wieder ein, warum ich nie einen Hund haben wollte.
    Während ich noch darum kämpfte, von Prinzessin respektiert zu werden, hatte Bob damit keinerlei Probleme. Im Bus setzte er sich wie immer auf seinen Fensterplatz. Von dort aus behielt er den Hund zwischen meinen Beinen im Auge. Bobs Mimik war schon immer sehr ausdrucksstark gewesen. Jetzt lachte ich mich kaputt über die warnenden Blicke, mit denen er Prinzessin bombardierte, sobald sie versehentlich seinem Stammplatz zu nahe kam. Ihr Platz unter meinem Sitz war ziemlich eng, und so wackelte sie manchmal hin und her, um ihre Lage zu verbessern. Doch wann immer Prinzessin auch nur die kleinste Bewegung wagte, erntete sie Bobs strengsten Schulmeisterblick mit der unmissverständlichen Aussage: »Kannst du nicht einfach still sitzen, du dummer Hund?«
    Auch mit dem Wetter hatten wir an diesem Tag kein Glück. Regen prasselte laut gegen die Busfenster. In Islington angekommen, machte ich einen Abstecher zu dem kleinen Park in Islington Green, sodass beide Tiere noch vor Arbeitsbeginn ihr Geschäft erledigen konnten. Das war ein großer Fehler. Prinzessin brauchte ewig, um die perfekte Stelle zu finden. An eine Tüte für Hundekot hatte ich auch nicht gedacht. Mir blieb nichts anderes übrig, als in einem der öffentlichen Mülleimer herumzuwühlen, um irgendetwas Brauchbares zu finden, womit ich ihr Häufchen aufsammeln konnte. Hundesitten machte wirklich überhaupt keinen Spaß.
    Der Regen wurde immer schlimmer, und so flüchtete ich mit meinen beiden Schützlingen unter die Überdachung eines Cafés. Als eine Kellnerin auftauchte, beschloss ich, mir einen Tee zu gönnen und sie um etwas Milch für Bob und Wasser für Prinzessin zu bitten. Ich schlang die Leinen der beiden um ein Tischbein und ließ sie kurz allein, um zur Toilette zu gehen.
    Ich war nur wenige Minuten weg, aber als ich zurückkam, sah ich sofort, dass ein kleiner Machtkampf stattgefunden hatte. Bei meinem Weggehen hatte Bob auf einem Stuhl gesessen und Prinzessin hatte unter dem Tisch gestanden. Bei meiner Rückkehr saß Bob auf dem Tisch und schlabberte genüsslich seine Milch aus einer Untertasse. Prinzessin hingegen saß unter dem Tisch vor ihrer Schüssel Wasser und sah gar nicht glücklich aus. Keine Ahnung, was passiert war, aber Bob hatte sich mal

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