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Bob und wie er die Welt sieht

Bob und wie er die Welt sieht

Titel: Bob und wie er die Welt sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bown
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Uniform damit ärgerte, und ich wollte diesmal lieber kooperieren. »Ich würde Ihnen wirklich gern helfen, aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen«, sagte ich.
    Sie wurden nicht böse und fingen auch nicht an, mich zu bedrängen. Es gab keine »Guter Bulle, schlechter Bulle«-Nummer. Sie nickten nur zu meinen Antworten, machten ein paar Notizen, und nach etwa zehn Minuten war alles vorbei. »Gut, Mister Bowen. Jetzt müssen Sie noch ein bisschen Geduld haben, bis wir Ihre Angaben überprüft haben«, sagte der jüngere Polizist.
    Inzwischen war es Nachmittag geworden, und draußen schien die Sonne. Ich wollte zurück zu Bob und endlich zur Arbeit. Aber die Zeit verging, und ich saß weiterhin fest. Es war total frustrierend, und ich machte mir Sorgen um Bob. Irgendwann brachte mir ein Beamter eine Tasse Tee, und ich fragte nach Bob.
    »Alles in Ordnung, er ist immer noch bei Gillian«, erzählte er freimütig. »Ich glaube, sie hat ein paar Katzenleckerchen für ihn geholt, und jetzt ist er ein sehr zufriedener Kater.«
    Als ich schon dachte, sie hätten mich vergessen, kamen die beiden Polizisten zurück.
    »Es tut uns sehr leid, aber da hat jemand Ihre und unsere Zeit vergeudet«, erklärten sie mir. »Die Person, die sie am Telefon beschuldigt hatte, war nicht bereit zu einer offiziellen Aussage hier auf der Wache. Es gibt also keine Zeugenaussage und somit auch keine Anklage.«
    Zuallererst war ich natürlich sehr erleichtert. Gleichzeitig kochte ich vor Wut, aber das ließ ich mir nicht anmerken. Warum sollte ich mich beschweren oder mit rechtlichen Maßnahmen drohen? Alle waren nett und höflich zu mir gewesen. Es war besser, so schnell wie möglich hier wegzukommen und noch ein paar Stunden zu arbeiten.
    Ich wollte nur noch zu Bob. Was hatten sie all die Stunden wohl mit ihm gemacht?
    Am Eingangsbereich an der Rezeption musste ich mich austragen. Dort wartete bereits Bob mit Gillian auf mich. Er sah genauso munter aus wie vor Stunden, als sie uns getrennt hatten. Als ich näher kam, spitzte er die Ohren, und sein Schwanz schlug aufgeregt hin und her. Mit einem Satz sprang er auf meinen Arm.
    »Aber hallo! Da ist aber jemand glücklich, Sie zu sehen«, rief Gillian erstaunt aus.
    »War er auch brav?«, fragte ich sie.
    »Mehr als das! Nicht wahr Bob?«, bestätigte sie lächelnd.
    Ich sah das Nestchen, das sie ihm in einer Ecke ihres Büros gebaut hatte. Sie erzählte mir noch, dass sie für ihn Katzenmilch, einen Beutel Nassfutter und eine große Tüte seiner Lieblingsleckerchen gekauft hatte. Kein Wunder, dass er so zufrieden war.
    Wir unterhielten uns noch ein bisschen, während ich auf meinen Rucksack und meine Verkäuferweste wartete. Sie sagte, normalerweise hätte Bob in dem Zwinger mit den herrenlosen Streunern auf mich warten müssen.
    »Wenn Sie über Nacht hier bleiben müssten, hätten wir wohl keine andere Wahl gehabt«, sagte sie. »Aber zum Glück war das ja nicht nötig.«
    Auch die beiden Polizisten entschuldigten sich nochmals bei mir. »Wahrscheinlich nur ein böser Streich«, antwortete ich und verabschiedete mich mit Handschlag.
    Als ich endlich wieder auf der Straße stand, ging bereits die Sonne unter. Den ganzen Tag hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen, ob jemand meinen Verkaufsplatz übernommen hatte. Deshalb ging ich sofort zurück zur Angel, um nachzusehen, aber zu meiner großen Erleichterung war niemand da.
    »Alles klar, James?««, fragte mich einer der Blumenverkäufer.
    »Ja, da hat sich jemand einen üblen Scherz mit mir erlaubt und mich wegen Körperverletzung angezeigt.«
    »Wirklich? Was ist nur los mit den Leuten?«, wunderte sich der Mann und schüttelte missbilligend den Kopf.
    Eine gute Frage, aber eine, auf die ich absolut keine Antwort wusste.

    Etwa eine Woche oder zehn Tage später kam eine hübsche blonde Frau auf uns zu, als Bob und ich im Gewühl der Feierabend-Stoßzeit unsere Zeitschriften verkauften. Bob erkannte sie offenbar wieder und streckte ihr den Kopf entgegen, als sie sich zu ihm hinkniete.
    »Sie erinnern sich nicht an mich, oder?«, fragte sie, während sie Bob streichelte und kraulte. Aber wie soll man sich bei den vielen Gesichtern, die jeden Abend an uns vorbeirauschen, jedes einzelne merken können? Sie sah, dass ich krampfhaft versuchte, mich zu erinnern.
    »Tolpuddle Street Wache? Ich habe letzte Woche auf Bob aufgepasst«, lächelte sie.
    »Aber ja, natürlich! Tut mir leid«, stotterte ich beschämt. »Gillian, nicht

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