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Bob und wie er die Welt sieht

Bob und wie er die Welt sieht

Titel: Bob und wie er die Welt sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bown
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wahr?«
    »Sieht aus, als ginge es euch beiden bestens!«, stellte sie fest. Wir wurden immer wieder von Polizisten angesprochen, aber sie schien nicht im Dienst zu sein. Zumindest trug sie keine Uniform. »Meine Schicht ist zu Ende und ich bin auf dem Heimweg«, erklärte sie, als ich sie darauf ansprach. »An dem Tag hatten wir ja gar keine Zeit, uns zu unterhalten. Wie habt ihr beide euch eigentlich gefunden?«, wollte sie wissen.
    Ich erzählte ihr die Kurzversion, und sie lächelte dabei die ganze Zeit und lachte sogar ein paar Mal laut auf.
    »Klingt nach Seelenverwandtschaft«, sagte sie am Schluss.
    Weil sie sah, dass ich viel zu tun hatte, verabschiedete sie sich danach auch schnell. »Aber ich komme bestimmt wieder vorbei, wenn es recht ist«, rief sie mir noch zu.
    »Klar doch!«, antwortete ich.

    Sie hielt Wort und besuchte uns ab diesem Tag ziemlich regelmäßig. Meistens hatte sie ein Geschenk für Bob dabei, der sie offenbar sehr in sein kleines Katerherz geschlossen hatte.
    Aber Gillian war auch nett zu mir. Einmal brachte sie mir einen Kaffee, ein Sandwich und ein Stück Kuchen aus einem noblen Delikatess-Laden in der Nähe. Wir unterhielten uns über den Vorfall auf der Wache, bei dem wir uns kennengelernt hatten. Es hätte mich schon sehr interessiert, wer mich da angeschwärzt hatte, aber ich wusste, dass sie mir das nicht verraten durfte. Diesen Gefallen konnte sie mir leider nicht tun, selbst wenn sie gewollt hätte.
    Ich erzählte ihr von unserem Buch und dass es mir momentan mehr Scherereien und Anfeindungen einbrachte, als ich je gedacht hatte.
    »Ach, mach dir nichts draus. Die Menschen sind immer neidisch auf den Erfolg der anderen. Das klingt doch toll«, versuchte sie mich zu trösten. »Deine Freunde und deine Familie sind bestimmt sehr stolz auf dich.«
    »Ja, klar«, murmelte ich und lächelte verlegen. Schnell zündete ich mir zur Ablenkung eine Zigarette an.
    Schließlich hatte ich gar keine Freunde. Außer Belle gab es niemanden, an den ich mich wenden konnte – weder in guten noch in schlechten Zeiten. Ich hatte natürlich Bob, aber das war’s dann auch.
    Daran war ich natürlich teilweise selbst schuld. Das Umfeld, in dem ich mich in den letzten zehn Jahren bewegt hatte, hatte mich geprägt und endgültig zum Einzelgänger gemacht. Als Drogensüchtiger hatte ich mich vom Rest der Welt abgewandt. Wichtig waren damals nur die Beziehungen zu meinen Drogendealern. Aber auch seit ich clean bin, fällt es mir extrem schwer, Freundschaften aufzubauen. Das hatte mehrere Gründe. Zuerst einmal war da meine finanzielle Lage. Um Freunde zu finden, muss man ausgehen, und das konnte ich mir nie leisten.
    Aber viel schlimmer war meine Unfähigkeit, Menschen zu vertrauen. Als obdachloser Junkie übernachtete ich in Unterkünften, wo jeder jeden beklaute und wo man von heute auf morgen alle auch noch so ärmlichen Habseligkeiten verlieren konnte. Besonders nachts im Schlaf. Seither bin ich immer auf der Hut. Es ist wirklich traurig, aber dieses damals überlebensnotwendige Misstrauen war so tief in mir verwurzelt, dass ich es nicht mehr loswurde. Die Ereignisse der letzten beiden Wochen hatten mich in meinem Argwohn wieder bestätigt. Jemand hatte bei der Polizei falsche Anschuldigungen gegen mich erhoben. Es konnte jeder sein, der täglich an mir vorüberging, oder sogar einer von denen, die ich zu unseren »Freunden« zählte.
    Ich sah zu, wie Bob vertrauensvoll mit Gillian schmuste, und wünschte mir, dass mein Leben so einfach und unkompliziert sein könnte wie seines. Er hatte sie unter seltsamen Umständen getroffen und doch sofort gespürt, dass sie ein guter Mensch war. Er hatte einen sechsten Sinn dafür und sofort erkannt, dass sie ein Freund war. Es fiel mir verdammt schwer, aber ich wollte nicht mehr so misstrauisch sein. Ich wollte ein Gespür für Menschen bekommen wie Bob und auch mal einen Vertrauensvorschuss geben. Aber um das hinzukriegen, musste ich mein Leben ändern. Ich musste weg von der Straße.



14
Stolz und Vorurteil
    E s war der erste Samstag im Juli, und in den Straßen der Londoner Innenstadt drängelte sich extrem buntes Volk. Es war Christopher Street Day. Das West End leuchtete in allen Regenbogenfarben – die alles übertrumpfende Farbe war natürlich Pink. Die Sonne schien und hatte mehr Teilnehmer angelockt als sonst. In den Nachrichten hatte ich gehört, dass eine Million Zuschauer auf den Straßen vom Oxford Circus, die Regent Street hinunter bis zum

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