Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
hasste das wirklich – den Mund halten. Sie folgte ihm tiefer in den Wald, wo die Bäume so dicht standen, dass nur einzelne Sonnenstrahlen auf den Boden fielen.
Der Jachthafen lag nun hinter ihnen. Bobbie Faye verabscheute es zutiefst, irgendeinem beliebigen, total angenervten Typen, den sie gerade erst vor einer Stunde entführt hatte, so viel Vertrauen entgegenbringen zu müssen. Aber das Rotorengeräusch der Helikopter über ihnen (das immer leiser wurde, je weiter sie sich von der Brücke entfernten), machte ihr deutlich, dass ihr momentan keine andere Wahl blieb. Wenn auf den Papieren im Pick-up tatsächlich Trevors Name stand (und davon war auszugehen, so sehr, wie er die verdammte Karre liebte), dann hatte er nicht ganz unrecht. Sie wusste, dass Cam alles kurz überprüfen und ohne Zweifel sofort wissen würde, dass ihre »Geisel« sie jederzeit aus dem Wagen hätte werfen können. Er hatte es aber nicht getan, also, so die Schlussfolgerung, half er ihr aus freien Stücken, was ihn wiederum zu ihrem Komplizen machte.
Doch sagte Trevor wirklich die Wahrheit? Oder erzählte er das mit der Mittäterschaft nur, um herauszufinden, worum es hier eigentlich ging? Tatsächlich hatte er nach dem »wertvollen Ding« gefragt, das von den Nerds geklaut worden war. Außerdem konnte man eindeutig sehen, dass er wusste, wie man mit einer Waffe umging. Und er konnte improvisieren – eine Fähigkeit, welche die meisten erfolgreichen Kriminellen besaßen. Darüber hinaus hatte er diese militärische Aura, die sich zum einen aus Selbstvertrauen und Cleverness und zum anderen der Grundeinstellung Ich habe schon Menschen getötet, also mach mich nicht wütend, du könntest der nächste sein! zusammensetzte. Sie schlug sich folglich gerade mit einem Kerl durchs Unterholz, der ihr zwar dabei helfen konnte, das Diadem zurückzubekommen, aber auch genauso dazu in der Lage war, es ihr auf irgendeine schnell improvisierte Weise zu entwenden.
Verdammt! Das war doch verrückt. Und trotzdem hatte sie keine andere Wahl.
Trevor legte ein ziemlich schnelles Tempo vor. Bobbie Faye blieb dicht hinter ihm und bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten, was angesichts der gigantischen Spinnennetze, die zwischen den Bäumen hingen, jedoch nicht ganz so einfach war. Vor allem nicht, als sie die dazugehörigen handtellergroßen Radnetzspinnen erblickte, die in der Mitte der Netze lauerten. Überall um sie herum krabbelten Käfer und andere Insekten, die größer waren als Brotdosen, sodass sie annahm, es wäre am klügsten, möglichst dicht bei diesem fremden, wenn auch zornigen Mann zu bleiben. Und wenn auch nur aus dem Grund, dass er vielleicht zuerst gefressen würde, sollte ihnen irgendetwas Hungriges begegnen.
Cam kannte den Mann, der bei Bobbie Faye war, zwar nicht, aber an Zekes zufriedenem Lächeln erkannte er, dass es dem bleichgesichtigen FBI-Mann da anders ging. Der Polizist hatte die Nachrichtenhelikopter angewiesen, sich auch weiterhin im Bereich der Brücke aufzuhalten, für den Fall, dass die Flüchtenden dort auftauchen würden. Er lauschte, als Zeke das Handy zückte und seinen eigenen Hubschrauber anforderte, der ihn abholen sollte.
»Ja«, sagte der FBI-Mitarbeiter, während er sich langsam von Cam entfernte, »eindeutig Cormier. Kommt einfach her. Wir können es uns nicht erlauben, ihm einen zu großen Vorsprung zu lassen.«
Zeke klappte sein Handy zu und warf Cam einen Blick zu, der mit vor der Brust verschränktem Armen darauf wartete, dass der FBI-Fuzzi nun irgendwelchen hochtrabenden Blödsinn über geheime Informationen vom Stapel lassen würde. Stattdessen zog Zeke jedoch ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Innentasche seines Blazers.
»Er war mal Agent.«
»War?«, fragte Cam und faltete das Blatt auseinander, das Zeke ihm gereicht hatte. Auf den Zettel waren zwei Fotos von einem Mann namens Trevor Cormier gedruckt, eins, das ihn als gepflegten FBI-Agenten zeigte, und ein neueres Überwachungsfoto, auf dem er entschieden schäbiger aussah – gefährlicher. Er nahm darauf gerade einen dicken Umschlag, in dem sich Geld zu befinden schien, von zwei Männern entgegen, die, wenn das überhaupt möglich war, noch krimineller aussahen als er selbst. Cormier besaß einen stahlharten Blick, der die meisten Menschen verunsicherte. Der Mann, der Bobbie Faye zurück in den Wald gerissen hatte, war frisch geduscht und trug saubere Klamotten, doch Cam war sich sicher, dass es sich hierbei um ein und denselben Mann
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