Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
verraten, dass Stacey an dem Tag, an dem er Lori Ann verhaftet hatte, mit im Wagen gesessen hatte. Er hatte seine eigene Schwester verständigt, die Stacey dann abgeholt und zu ihrer Mutter mitgenommen hatte. Im Polizeibericht gab er an, dass sich niemand sonst im Auto befunden hätte. Damit hatte er ihrer aller Leben für immer verändert. Lori Ann wusste, dass Bobbie Faye bis heute nichts von Stacey erfahren hatte.
Der zusätzliche Punkt wurde vom Publikum mit Jubel und Geschrei belohnt. Lori Ann saß ganz still und hielt Stacey auf ihrem Schoß. Vielleicht war sie ja irgendwann mutig genug, um Bobbie Faye selbst alles zu erzählen. Cam hatte es ihr verboten. Bobbie Faye hatte niemals verstehen können, warum er die Sache nicht ihr überlassen hatte, und stattdessen einfach ihre Schwester verhaftet hatte.
Sie legte das Kinn auf Staceys goldene Löckchen, schloss die Augen und ließ sich von den ohrenbetäubenden Jubelschreien einlullen. Wäre sie eine gute Schwester, dann hätte sie es Bobbie Faye trotz allem erzählt. Wenn sie nicht so ein Riesenfeigling wäre. Aber nach all den Jahren, in denen sie die größte Schnapsdrossel diesseits des Mississippis gewesen war, hatte sie es endlich geschafft, zumindest einen Teil von Bobbie Fayes Respekt und Vertrauen zurückzugewinnen. Einen kleinen Teil. Tag für Tag ein winziges bisschen mehr.
Nach dem Touchdown führte LSU den nächsten Kick-off aus. Lori Ann, Marcel und Stacey hatten Logenplätze bekommen, die direkt vor dem großen Ausgang lagen, durch den der Truck aus der Parkbucht ins Stadion gefahren war. Vor ihnen gab es keine Sitzreihen mehr, und so konnten sie das Spiel durch die Torpfosten am Nordende des Stadions verfolgen. Marcel drehte sich nach ihr um, um sie zu drücken – nach jedem guten Spielzug wurde geknuddelt – , und runzelte nachdenklich die Stirn.
»Liebling«, sagte er direkt an ihrem Ohr, »sie sieht müde aus.«
Lori Ann verlagerte Stacey etwas in ihrem Armen, damit sie ihr Gesicht sehen konnte. Zwei Zitronenbonbons klebten in ihren Haaren, und es würde sicher eine Freude werden, die später wieder herauszukriegen. Aber Marcel hatte recht: Fräulein Launisch-wie-ihre-Tante war an ihrer Schulter eingeschlafen.
»Wollt ihr euch im Truck ein bisschen hinlegen?«, fragte er.
»Ja«, brüllte sie ihm ins Ohr und nickte heftig zur Unterstreichung. Ein Verteidiger sicherte einen verlorenen Ball des Gegners, und das Publikum brüllte begeistert.
Es würde ein toller Abend werden.
Marcel kramte die Schlüssel aus seiner Tasche, schüttelte jedoch den Kopf, als Lori Ann sie ihm abnehmen wollte.
»Ich komme mit, damit ihr auch gut ankommt«, sagte er und schob sich hinter ihr aus der Sitzreihe. Eine Reihe weiter hinten sprangen sich zwei Fans mit nackten Bäuchen an und klatschten sich dann ab.
Als sie den kühlen Parkbereich betraten, klang der Lärm nur noch wie ein gedämpftes Atomraketenbombardement. Gott sei Dank. Sie passierten Wachleute, Veranstaltungspersonal und LSU -Angestellte und mussten mehrmals ihre Sonderausweise vorzeigen, um bis zum Truck vorzudringen, der ganz hinten auf dem Parkplatz stand (gleich unter der Zuschauertribüne), neben dem Generator. Die Freudengesänge rissen nicht ab, und Lori Ann fragte sich, wieso die Angestellten nicht inzwischen alle taub waren. Wenn Stacey später aufwachte, würde sie Marcel nicht mal anrufen können, denn die Zuschauertribüne vibrierte sowieso schon von all dem Gehopse. Wenn Marcel wieder mittendrin war, würde er ihren Anruf gar nicht bemerken.
»Ich sehe in der Halbzeitpause nach euch«, rief er.
Lori Ann nickte, und er schloss ihr die hintere Wagentür auf. Dort klappte sie den Sitz nach hinten und faltete Marcels Windjacke zu einem Kissenersatz zusammen. Er wartete ab, bis sie es sich gemütlich gemacht hatten. Lori Ann gab ihm noch einen Abschiedskuss, und er vergewisserte sich, dass sie die Beine bequem hochgelegt und nicht in der Nähe der Tür hatte, bevor er sie zuschlug. Stacey hatte sich wie ein Kätzchen auf Lori Anns Bauch zusammengerollt – wie ein sehr großes, klebriges, purpur- und goldfarbenes Kätzchen, das glücklicherweise tief und fest schlief.
»Ich werde in Rüschenunterhosen sterben«, stöhnte Bobbie Faye und schlüpfte in das knappe, weiße, sehr kurze Höschen, das die Cheerleader unter ihren Röcken trugen.
Trevor arbeitete gerade daran, einige seiner Gerätschaften in ihrem BH zu verstecken. Es fiel ihm ernsthaft schwer, sich zu konzentrieren, weil
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