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Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)

Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)

Titel: Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni McGee Causey
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Riles, und der Hohn in seiner Stimme war ätzend wie Säure.
    »Ich besitze Kopien «, erklärte Bobbie Faye und blendete Riles einfach aus. Wie sollte sie ihm erklären, dass dieser Waffenschmuggler einst aufs College gegangen war und sogar erwogen hatte, Dichter zu werden, bis er eines Tages begriffen hatte, dass er damit auf der Gehaltsskala des Lebens ziemlich weit unten landen würde. »Ha, ein Schlupfloch. Ich habe ihm nie versprochen, die Gedichte nicht im Blog der Lokalzeitung zu veröffentlichen.«
    »Ich denke nicht, dass die Drohung, ihn lokal begrenzt als romantischen Dichter bloßzustellen, ausreichen wird, um ihn dazu zu bewegen, sich kooperativ zu zeigen«, gab Cam zu bedenken und kniff die Augen zusammen. Bei ihm reifte ein Plan heran. »Vergiss nicht, er müsste mit dir zusammenarbeiten, und das würde er niemals im Leben tun.« In Bobbie Fayes Kopf überschlug sich alles, doch Cam hob bereits beschwichtigend die Hand. Dabei grinste ihr Mitverschwörer breit und schelmisch. Oh ja, bei diesem Lächeln waren auch die hübschesten Biester an ihrer Schule stets in die Knie gegangen. Mit diesem Lächeln konnte er die Weltherrschaft erringen. »Ich glaube, ich sollte Gregory Browne von USA Today anrufen. Er schuldet mir noch den einen oder anderen Gefallen.«
    »Nationale Bloßstellung. Perfekt.«
    Sie klatschten sich voller Begeisterung ab, und Riles drehte sich angewidert weg.

7
    »Nein, ihr dürft nicht darauf wetten, wie hoch Bobbie Faye nach einem Sturz vom State Capitol vom Asphalt wieder abprallen würde. Auch wenn das ein ziemlich wahrscheinliches Ereignis ist.«
    Christina Cross, Mathematiklehrerin, zu ihrer zehnten Klasse
    V’rai war nicht völlig blind. Sie konnte Licht und Dunkelheit unterscheiden (wenn das Licht hell genug war), und sie wusste, ob es in einer Wand vor ihr eine Tür gab (besonders wenn sie offen stand und Licht hereinschien). Doch davon abgesehen war ihre Welt ziemlich konturlos.
    Die Visionen allerdings, die waren etwas ganz anderes. Sie hatte keinerlei Kontrolle über sie und sah sie in leuchtenden Farben, dreidimensional und mit dröhnendem Soundtrack. Wenn eine von ihnen vorüber war, wusste sie nie, wie sie anderen erklären sollte, was gerade geschehen war. Schon immer hatte sie Visionen gehabt, und jetzt, wo sie bereits zweiundsechzig Jahre alt war, hatte sich ihre Familie daran gewöhnt, dass sie manchmal völlig erstarrte oder einen Gegenstand ergriff, ihn geistesabwesend in ihren Händen hin- und herbewegte und ein klein wenig weggetreten schien, bis die Bilderflut wieder verebbte. Sie selbst erduldete die Eingebungen mit stiller Ergebenheit.
    Was sie allerdings hasste, war die Gewissheit, dass sie absolut nichts dagegen unternehmen konnte, dass ihre Visionen wahr werden würden, ohne alles nur noch schlimmer zu machen. Manchmal sogar viel, viel schlimmer.
    »Was ist denn jetzt los?«, fragte ihr Bruder Etienne.
    Sie kam wieder zu sich und realisierte, dass sie am Tisch im Wohnmobil ihres Bruders saß, das im Hof vor dem alten Haus und der Mühle ihrer Eltern parkte. Etienne war dabei, das alte Anwesen zu restaurieren. Aimee (die älteste der Schwestern) und Lizzie (die Zweitälteste) aßen schweigend weiter, wappneten sich aber innerlich für das drohende Gefecht.
    Etienne wurde mit den Jahren immer unleidlicher und verschrobener, obwohl er auch früher schon seine Macken gehabt hatte und es schwierig gewesen war, mit ihm auszukommen – an seinen guten Tagen. (Aber wenn sie genauer darüber nachdachte, konnte sie sich eigentlich an keinen guten Tag erinnern.)
    »Ach, nichts, chèr «, antwortete sie ihm. »Ich bin nur müde.«
    »Verkauf mich nicht für dumm«, entgegnete ihr Bruder warnend. »Du hast es wieder gesehen, oder?«
    Gestern hatte er sie in einem schwachen Moment erwischt, nachdem sie seine Tochter in einer Vision gesehen hatte. In dieser Vision war Bobbie Faye getötet worden. V’rai hatte den Fehler begangen, ihm davon zu erzählen. Die Bilder hatten so plastisch, so verstörend real gewirkt und waren so viel aufwühlender gewesen als alle anderen Visionen, die sie jemals zuvor gehabt hatte – und sie musste bereits einige schwierige Visionen durchstehen.
    Der Großteil dessen, was sie sah, trat auch ein, und die wenigen Ereignisse, die sie versucht hatte, zu verändern, hatten sich von Katastrophen in wahrhafte Albträume gewandelt. Und die heutige Vision? Die war noch viel verwirrender, denn sie widersprach der ersten. V’rai konnte sich nicht

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