Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
Glaub mir, du willst das nicht tun.«
Wie viele Jahre dauerte denn so eine Minute? Zwei Milliarden? Denn so lange schien sie schon in Trevors Augen zu starren, in denen sich sein rasender Zorn und seine Angst widerspiegelten.
Sean lachte glucksend. » Àlainn, das tue ich. Darum lasse ich dir ja die Wahl. Also, wer soll’s sein?«
Riles bugsierte gerade die letzten Gäste durch den Hinterausgang nach draußen. Bobbie Faye ließ den Blick hinaus in die Dunkelheit jenseits der Fensterwand schweifen, wo in der regnerischen Nacht die Flutlichter die Rennbahn erleuchteten. Sie hoffte, dass sie gerade Sean anschaute. Wenn es in seiner Absicht lag, sie zu vernichten, dann hatte er den perfekten Weg dafür gefunden.
»Lieber Gott, Sean, ich flehe dich an. Bitte nicht.«
»Entscheide dich, Schätzchen. Letzte Chance.«
»Dann nimm mich.«
»Nein!«, schrie Trevor, und Bobbie Faye blieb schier das Herz stehen, da plötzlich beide Männer auf sie zu hechteten.
»Das habe ich mir gedacht«, sagte Sean, und einen Moment später ging die Welt unter. Ein Gewehrschuss hallte durch den Raum, eine Kugel schlug oben in die gegenüberliegende Fensterscheibe ein und bohrte sich dann direkt über ihrem Kopf in die Wand hinter ihr. Gleichzeitig zerbarsten klirrend das Fenster und der Spiegel hinter der Bar. Riesige Scherben regneten wie Dolche auf sie herab, krachten auf die Theke und den Boden und zersprangen. Bobbie Faye, Trevor und Cam befanden sich mitten in einem Schauer aus Rasierklingen. Bobbie Faye schreckte zurück, schrie, duckte sich vor den herabprasselnden Glassplittern und ging hinter der Theke in Deckung. Plötzlich war auch Trevor da. Er sprang einhändig über die Mahagonitheke und landete gleichzeitig mit ihr hinter der Bar. Er beugte sich über sie und schützte sie mit seinem Körper. Hinter ihnen schwankten die Flaschen auf den Regalbrettern und stürzten dann auf sie hinab. Cam fluchte. Sie hatte nicht bemerkt, dass er sich bewegt hatte und ebenfalls über die Bar gehechtet war. Er landete neben ihr, und alle drei sahen nach oben auf die Wand über ihnen, in der jetzt ein Einschussloch prangte.
»Er hat danebengeschossen«, wisperte sie geschockt. Trevor murmelte extrem gewalttätige Dinge vor sich hin, die er mit Seans Körperteilen anstellen würde, besaß aber gleichzeitig die Geistesgegenwart, ihr das Telefon, das sie noch immer wie einen Rettungsanker umklammerte, abzunehmen und einzustecken.
»Aber nicht aus Versehen«, sagte Cam. »Ich habe gesehen, wie der Laserpunkt nach oben gezogen wurde.«
Wieder ein Schuss. Das große Fenster am anderen Ende des Raumes, gleich beim Ausgang, zerbarst ebenfalls in tausend Stücke. Mit einem Mal wurde es ganz still. Eine bedeutungsschwangere Stille. Dann erklang ein hohes Zischen, und etwas landete mit einem dumpfen, klackernden Geräusch.
Trevor sah Cam über die Schulter: »Scheiße. Eine Granate . Los!«
Schüsse fielen und Glas klirrte, dann flogen Granaten durch ein Fenster nach dem anderen wie bei einer Domino-Kettenreaktion und trieben die Flüchtenden vor sich her. Trevor rannte vorweg, und Bobbie Faye und Cam folgten, so schnell es das Chaos, das die vielen Menschen hinterlassen hatten, zuließ. Trevors Herz schlug wie wild, und mit jedem Schlag verfluchte er Sean. Scheißkerl! Scheißkerl! Scheißkerl! Er zählte die Sekunden seit der Landung der ersten Granate. Eintausendeins, eintausendzwei … er erwartete die Explosion bei eintausenddrei. Sie waren noch zwei Schritte vom Ausgang entfernt. Eintausendvier. Noch ein Schritt. Eintausendfünf. Tritt die Tür auf. Eintausendsechs. Rutsch das Geländer runter, keine Zeit für Erklärungen. Eintausend… bam . Die erste Granate ging hoch. Das ganze Gebäude erbebte, und sie wurden die Treppe hinabgeschleudert. Bam . Sechs Sekunden später die nächste Detonation.
Trevor rollte sich ab, zerrte Bobbie Faye mit sich, hörte Cam etwas rufen und versicherte sich, dass er noch bei ihnen war. Bam , schon donnerte die nächste Explosion los. Die Druckwelle presste sie gegen die Außenmauer. Die Welt um sie herum wurde vor lauter Staub schneeweiß, und die nächste Granate – bam – ließ Brocken von Mauersteinen auf ihre Köpfe regnen. Sie erreichten die Tür und – bam – detonierte auch die letzte Granate, und Metallteile und Fragmente der Decke stürzten auf die hinter ihnen liegende Treppe.
Draußen vor dem Gebäude lag eine weite Freifläche. Bleib in Bewegung, dachte Trevor und suchte nach einer
Weitere Kostenlose Bücher