Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
Deckung. Die Menschen rannten schreiend in alle Richtungen von der Rennbahn weg, und wo man hinsah, herrschte ein höllisches Durcheinander. Die grellen Lichter und die verschiedenen Gerüche nach Regen, Matsch und Pferdemist stürmten auf Trevors angespannte Sinne ein. Im Gebäude explodierte wieder etwas und Trevor begriff, dass der Alkohol, der dort lagerte, jetzt wie ein Brandbeschleuniger wirkte. Plopp, plopp, plopp zerplatzten die Flaschen wie Feuerwerkskörper. Eine Granate landete im Gras neben ihnen. Trevor hob Bobbie Faye hoch und raste mit ihr los. Riles tauchte wieder auf. Er rannte mit gezogenen Waffen vor ihnen her, drehte sich immer wieder um sich selbst und suchte nach irgendwelchen Hinweisen, aber es hatte keinen Sinn. Sie waren in der Unterzahl, nicht so gut bewaffnet wie der Gegner, der sie ausgetrickst hatte, und – verdammt noch mal – sie waren ihm direkt ins Messer gelaufen.
Die Granate explodierte hinter ihnen, schleuderte Matsch und Trümmerteile in die Luft und warf sie zu Boden.
Überall liefen verzweifelte, panische Menschen herum.
Die anwesenden Polizisten und FBI -Beamten brüllten einander Anordnungen zu und versuchten, die Leute von der Rennbahn weg auf ein freies Feld zu lotsen, das jenseits des Parkplatzes und damit außerhalb der Schusslinie lag. Eine Ambulanz kam mit eingeschaltetem Blaulicht, doch ohne Sirenen angebraust. Trevor musterte Bobbie Faye, die in seinen Armen lag. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, und an ihrem linken Arm hatte sie einige kleine blutende Schnitte, die sie sich bei dem Sturz über die Theke zugezogen hatte. An ihrer linken Seite war das T-Shirt blutgetränkt, ihre Jeans waren zerfetzt, und kleine Glassplitter steckten in ihren Fußrücken.
MacGreggor hätte ihn genauso gut mit Säure übergießen können. Er hatte ihr wehgetan und damit Trevor auf die schlimmstmögliche Weise getroffen. Trevor erkannte, dass es Sean genau darum ging. Es gab in seinem Leben niemanden, der ihm so viel bedeutete wie Bobbie Faye. Noch nie hatte es jemanden wie sie gegeben.
Er musste sie in den Krankenwagen schaffen, ihre Schnittwunden ansehen, das Glas entfernen, ihr ein Schmerzmittel geben …
Er bog in Richtung der Pferdeställe ab, und Cam gab den Fahrern der Ambulanz ein Zeichen, sich hinter dem Gebäude mit ihnen zu treffen. Keinesfalls würden sie auf offenem Gelände stehen bleiben, obwohl MacGreggors Scharfschützen sie eigentlich jederzeit, seit sie das Clubhaus verlassen hatten, mit der richtigen Waffe hätten treffen können.
MacGreggors Pläne waren eindeutig anderer Natur, denn sonst hätte er sie nie aus dem Club entkommen lassen und auch keine Granaten mit sechs Sekunden Verzögerung benutzt, obwohl eigentlich drei Sekunden die Norm waren. Und er hätte auch Bobbie Faye niemals die zusätzlichen Minuten gewährt, die es ermöglicht hatten, alle Gäste zu retten.
Erst nachdem sie um die Ecke des Stalls gebogen waren, wurde Trevor langsamer und setzte Bobbie Faye ab. Er kauerte sich auf den Boden und zog die Glasstückchen aus ihren Füßen und Beinen und bemerkte dabei nicht, dass sie dasselbe bei seinen Armen und Schultern machte. Was er allerdings sehr wohl bemerkte, während er die Splitter aus ihren Hosenbeinen entfernte, war, dass Cam nur wenige Zentimeter neben ihm hockte und sie ebenfalls untersuchte. Sie berührte. Mit den Händen durch ihre Haare fuhr und dabei ständig »Baby« murmelte. Der Schock machte sich bei ihm bemerkbar, und er zitterte.
Der rationale Teil seines Hirns erklärte Trevor, dass er unbedingt weiterhin Cams Unterstützung benötigte, da sie nicht wussten, was Sean als Nächstes vorhatte, und dass es das Beste wäre, Cam helfen zu lassen, um sichergehen zu können, dass Bobbie Faye nicht verletzt war, und damit sie hier so schnell wie möglich verschwinden könnten.
Der Soldat in ihm versicherte ihm, dass er keine Zeit hatte, um Cam umzulegen oder ihn zumindest niederzuschlagen, denn der große, mächtigere Feind war immer noch dort draußen und offenbar noch nicht fertig mit ihnen.
Der Mann in ihm teilte den anderen beiden mit, dass sie ihm den Buckel runterrutschen konnten. Da schob Bobbie Faye die Finger in sein kurz geschnittenes Haar. Er sah auf. Sie konnte die Aufgewühltheit in seiner Miene erkennen und besänftigte ihn: »Es geht mir gut.«
»Mir nicht.« Absolut nicht. Vor seinem geistigen Auge sah er noch immer den roten Laserpunkt. MacGreggor hatte ihn ausgetrickst. Trevor hatte Bobbie Faye im Stich gelassen
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