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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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allein.
    Ich meine, scheiß drauf, denkt er. Ein Kind, eine alte Freundin,
irgendein völlig durchgeknallter Mexikaner, der glaubt, er ist Gott, und mich
über dem Feuer braten will. Scheiße, sage ich, scheiß auf das alles hier.
Scheiß auf BobbyZ.
    Somit weiß er also, dass er einen Riesenmist baut - war ja auch was
ganz Neues, wenn er's nicht täte -, aber er nimmt einfach die Kanone, geht in
sein Zimmer zurück und fängt an, ein paar Klamotten einzupacken. Das
Khaki-LL-Bean-Hemd, Jeans, Jeansjacke, Doc Martens. Er grabscht sich noch ein
paar Fläschchen Evian aus seinem kleinen Kühlschrank und steckt sie sich in
die Taschen.
    Dann zieht er die Waffe und geht hinaus auf das Festungsgelände. Bis
jetzt hat noch niemand die Hunde gerufen - Brian wechselt vermutlich noch die
Unterwäsche -, es läuft also alles glatt.
    Die Nacht ist wüstenwarm. Weich und tintenschwarz. Die Sterne wirken
so nah, als könnte man sie küssen.
    Tim hätte Lust drauf. Er ist richtig euphorisch. Er ist frei.
Vielleicht zum erstenmal in seinem Leben. Am Beau-Geste-Tor steht ein
Wachposten.
    »Lassen Sie mich durch«, sagt Tim.
    Der Wachposten geht mit seiner Waffe in Anschlag, aber Tim lacht wie
ein loco, und der Wachposten denkt wohl, das
sei es nicht wert, um dafür zu sterben. Er lässt die Knarre sinken, drückt auf
einen Knopf, und das Tor öffnet sich.
    Tim tritt hinaus auf das äußere Gelände, und jetzt hört er, wie es
hinter ihm unruhig wird. Die Scheißalarmanlage geht los, er schärft sich noch
einmal ein, nicht über irgendwelche Rasensprenger zu stolpern, und dann kommen
sie alle gleichzeitig.
    Er hört, wie Brian die Mauerbrüstung entlangrennt und kreischt:
»Haltet ihn! Haltet ihn!« Aber Brian ist ein ziemlicher Schwachkopf, weil er
zwischendrin immer wieder ruft: »Nicht töten! Nicht töten!«, so dass die
Wachposten überhaupt nicht mehr wissen, was sie tun sollen.
    »Keine Bewegung da oben!«, schreit Tim. »Das ist eine Falle!«
    Er lacht wie ein Geistesgestörter und schaut zu der Brüstung hinauf,
wo Brian wie ein aufgescheuchtes Huhn hin- und herrennt. Elizabeth steht auch
da oben und schaut hinunter. Das ist wirklich cool, aber Tim weiß ums
Verrecken nicht, wie er es jetzt noch durch das Haupttor schaffen soll. Aber plötzlich
wird ihm klar, dass sie ihn nicht erschießen sollen, sondern nur verhindern,
dass er das Gelände verlässt.
    In genau diesem Moment entdeckt er den Truck, und einige interessante
Ideen schießen ihm durch den Kopf.
    Er geht zu dem Fahrzeug hinüber und feuert drei Magazine leer, worauf
alle in Deckung gehen und er die fünf Sekunden Zeit gewinnt, die er braucht,
um den Truck mittels Kurzschluss anzulassen. Er fährt auf das Tor zu, und da
steht Johnson in Boxershorts. Er sieht ziemlich schläfrig aus und hält eine
Winchester in der Hand.
    »Wohin soll's denn gehen, mein Sohn?«, fragt er in seinem
schleppenden Cowboyakzent.
    »Da raus«, antwortet Tim.
    »Da draußen ist nichts«, sagt Johnson.
    »Genau das gefällt mir ja so dran.«
    Johnson schüttelt einfach nur den Kopf und sagt: »Na ja, aber ich kann
Sie nicht rauslassen.«

»Sie werden mich nicht erschießen.«
    »Das muss ich auch nicht.«
    Johnson hebt seine Knarre ein Stück höher, um die Reifen
plattzuschießen, als Tim seine 9mm auf ihn richtet. Johnson lächelt. »Sie sind
nicht der Typ dafür.« Also lässt Tim eine Kugel haarscharf an seinem rechten
Ohr vorbeipfeifen. Johnson geht in Deckung, was Tim genügend Zeit gibt, um den
Rückwärtsgang einzulegen und den Truck in die richtige Position zu bringen.
Dann drückt er das Gaspedal bis zum Anschlag durch und brettert mit vollem
Karacho auf das Tor zu.
    Johnson versucht aus der guten alten Bauchlage einen Treffer zu
plazieren, aber plötzlich hat er genug damit zu tun, aus dem Weg zu rollen. Die
Wachposten springen vom Tor weg, Brian kreischt, und Tim spürt deutlich
Elizabeths Lächeln, als er durch das Tor bricht. Und dann ist er draußen,
frei, außer Gefahr.
    Bloß dass er dann den Jungen sieht.
    Er sieht den Jungen im Rückspiegel. Da steht er hinter ihm auf dem
äußeren Gelände und schaut dem Truck hinterher. Und er sieht verdammt traurig
aus.
    Und Tim denkt, scheiß drauf, ist doch nicht mein Kind.
    Aber sein Fuß tritt trotzdem voll auf die Bremse, und er sagt sich:
Mensch, du bist draußen, sie kriegen dich nicht mehr. Das ist deine Chance, hau
ab. Mit 'nem Kind im Schlepptau schaffst du's nie. Auf gar keinen Fall schaffst
du das.
    »Scheiß drauf«, sagt

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