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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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geht es empor, und immer wieder will das Hinterrad
zur Seite ausbrechen, aber Tim lässt es einfach nicht. Der Motor heult, und
jetzt sind die Jungs wieder dicht hinter ihnen, aber es klingt so, als hätten
sie selber Probleme. Vier- oder fünfmal haut es Tim fast hin, aber er schafft
es doch bis nach oben, hält an und sieht zu, wie die Jungs hinter ihm näher
kommen.
    Richtig süß, denkt er, weil sie in verschiedene Richtungen
ausgeschwärmt sind, um ihm auf dem Gipfel der Düne den Weg abzuschneiden. Tim
denkt, ällabätsch, und fährt einfach wieder denselben Weg zurück, nicht auf
der flacheren Seite, sondern direkt die Düne hinunter, wo sie am steilsten ist,
und es ist fast wie Fallschirmspringen auf einem Motorrad, und wenn die Jungs
ihn nicht verlieren wollen, müssen sie dasselbe machen wie er.
    Hinter ihm kichert Kit wie ein Geisteskranker, und das Motorrad
schießt in den Nachthimmel hinein, als ob der Erdboden plötzlich wegkippt, und
sie landen auf einem großen Sandhaufen, und jetzt jubeln die Jungs nicht mehr,
sondern machen sich nur noch in die Hose, weil es so verdammt steil ist, und
gleich das erste Motorrad, das runterfährt, schafft es nicht. Der arme Kerl
überschlägt sich in hohem Bogen und fliegt durch die Luft, und er muss
ziemlich übel aufgekommen sein, weil er keinen Mucks mehr macht.
    Tim ist unten angelangt und brettert einfach los, mit nur einem
einzigen Motorrad hinter sich und dem Humvee, der irgendwo da draußen noch
lauert. Und jetzt merkt Tim, dass er diesen einen Biker nicht schlagen kann, er
ist einfach zu gut. Und er hat ein Gewehr, eine bildschöne M16, die er sich auf
den Rücken gehängt hat. Sieht aus wie so ein Deutscher aus einem alten Film,
aber vor allem ist der Typ ein verdammt guter Biker, gegen den Tim einfach
nichts ausrichten kann.
    Ich muss mir also irgendwas anderes ausdenken, schießt es Tim durch
den Kopf, und vielleicht habe ich ja durch die Nummer auf der Düne genügend
Vorsprung. Er fährt also auf einen Streifen aus dickem Gestrüpp, Mesquit- und
Perückensträuchern und diesem ganzen Zeug zu, findet einen schmalen Spalt
darin und steigt voll aufs Gas. Er hört, wie der andere auch Gas gibt, und
weiß, der Typ hat Schiss, ihn im Unterholz zu verlieren.
    Tim hält an und legt das Motorrad ins Gestrüpp. Packt den Jungen,
setzt ihn unter einen Mesquitstrauch und sagt: »Bleib da sitzen und sei still.«
    Tim lässt sich auf keine Diskussionen ein, sondern nimmt die Schaufel,
schraubt sie zusammen, klappt das Schaufelblatt auf und geht hinter dem Busch
in Stellung. Wartet den richtigen Zeitpunkt ab, holt aus, schwingt die Schaufel
und haut das kleine Ding dem Biker voll ins Gesicht. Der Typ ist schon im
Jenseits, bevor er hinterrücks vom Motorrad fällt.
    Tim nimmt die M16, hängt sie sich um, holt den Jungen und steigt
wieder aufs Motorrad. Lenkt es zurück in die offene Wüste, um ein bisschen
Zeit rauszuschinden. Und er schindet verdammt viel Zeit raus, plötzlich
scheinen die Chancen ziemlich gut für sie zu stehen. Aber dann sieht er den
Humvee, der von hinten immer näher kommt.
    Er weiß, dass er bei dem mit einer Schaufel nichts ausrichten kann.
Vielleicht, vielleicht könnte er das Motorrad querlegen,
sich dahinter verschanzen und dem Humvee die Reifen plattschießen. Aber
möglicherweise drehen die in dem Wagen durch, fangen auch an zu schießen, und
er muss doch an das Kind denken.
    Also versucht er einfach, schneller zu sein, aber er weiß, das Rennen
ist schon von vorneherein verloren, weil der Humvee ihn gar nicht einholen
muss, er muss ihm nur auf den Fersen bleiben, bis es hell wird, bis Verstärkung
kommt. Also kann er nur versuchen, ihm zu entkommen.
    Er fährt kreuz und quer, rast durch die Nacht, und der Humvee rast
hinter ihm her, und er kommt näher, jetzt ist er schon ganz nah, aber Tim
drückt noch mal auf die Tube, und dann ist die Welt plötzlich weg.
    Tim schreit: »Scheiiiiiiiße!«, weil er im selben Moment aus der Wüste
raus ist. Die ganze Welt endet hier einfach an der Felskante dieses riesigen
scheiß Canyons, vor ihnen gähnt ein Abgrund von vielleicht hundert Metern, und
Tim zerrt fast den Lenker aus seiner Verankerung, so heftig reißt er ihn herum,
gleichzeitig steigt er voll auf die Bremse, das Motorrad kommt übel ins
Schleudern, kippt zur Seite und kracht auf den Boden. Tim glaubt, dass sie tot
sind, das Vorderrad dreht sich noch ein paar Sekunden über dem Rand der Welt,
und er hat Angst, sich zu bewegen, aber der

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