Bobby Z
fragt er.
»Ist das der Kerl, der deinen Bruder umgelegt hat?“
»Das weißt du doch.«
»Dann ist es genau der, von dem ich rede«, sagt Gruzsa.
»Was ist mit ihm?«
»Ihr sucht ihn doch, oder?«
Boom-Boom gibt keine Antwort. Sinnlos, auch nur einen Atemzug für
etwas zu verschwenden, das auf der Hand liegt.
Gruzsa sagt: »Ihr habt die ganze Gegend nach ihm abgesucht, ihn aber
nicht gefunden. Sieht so aus, als wäre er vom Erdboden verschluckt, stimmt's?«
»Offenbar hat er sich aus Kalifornien abgesetzt«, antwortet
Boom-Boom. »Aber wir werden ihn finden.«
Gruzsa schüttelt den Kopf. »Ich hab ihn laufen lassen.«
Gruzsa genießt die Überraschung auf Boom-Booms fettem, blödem Gesicht.
Der Rocker fragt: »Warum zum Henker hast du das getan?«
Und Gruzsa kann es sich nicht verkneifen zu antworten: »Weil wir so
davon begeistert waren, dass er deinen bescheuerten Bruder zu Schnittwurst
zerlegt hat.«
Als er sieht, wie sich Boom-Booms Hand um den Flaschenhals schließt,
fügt er hinzu: »Du traust dich doch nicht, Boom-Boom. Du legst höchstens ein
Päckchen unter mein Auto und verpisst dich, aber bevor du mir hier eine auf die
Nuss gibst, machst du dir eher in die Hose.«
Boom-Booms Hand löst sich von dem Flaschenhals, und er hebt die
Flasche an die Lippen. Als er das Bier ausgetrunken hat, fragt er: »Warum
erzählst du mir das alles?«
»Ist so wie im Film«, sagt Gruzsa. »Frag niemals warum.«
»Könnte ja schließlich sein, dass du mir 'ne Falle stellst.«
Gruzsa lacht. »Wenn ich dir 'ne Falle stellen wollte, müsste ich mich
nicht in 'ne abgefuckte Bar mit dir setzen. Übrigens, hast du schon mal was von
'ner Dusche gehört? Du stinkst.«
»Halt die Klappe, Gruzsa.«
»Das hättest du wohl gern«, sagt Gruzsa. »Übrigens heißt es, du hast
dir's in Chino gern von hinten besorgen lassen.«
Boom-Boom sieht Gruzsa mit einem Blick an, der voller Hass ist, und
das ist absolut okay, weil Gruzsa genau das erreichen will - Boom-Boom zur
Weißglut bringen. Boom-Boom ist stocksauer, weshalb Gruzsa annimmt, dass die
Sache stimmt, die ihm da zu Ohren gekommen ist. Die Vorstellung ist so
komisch, dass er lachen muss.
»Ich kann dir 'ne Autobombe bauen, die dir bloß die Beine wegpustet«,
sagt Boom-Boom jetzt und schaut auf Gruzsas Schoß hinunter.
Gruzsa nickt und verpasst ihm eine saubere Rechte ins Gesicht. Er
hört, wie der Knorpel in Boom-Booms Nase splittert, als seine Faust auftrifft.
»Dass wir Geschäfte miteinander machen, heißt noch lange nicht, dass
du frech werden kannst, Freundchen«, erklärt Gruzsa.
Boom-Boom sitzt mit tränenden Augen auf seinem Hocker, und das Blut
läuft ihm aus der Nase. Aber er steht nicht auf, und er geht nicht zu Boden.
Das muss Gruzsa ihm zugutehalten. Boom-Boom ist ein brunzdummes Riesenbaby, aber
er ist hart im Nehmen.
Der Barkeeper ist plötzlich sehr auffallend damit beschäftigt, sein
Kleingeld zu zählen und sich in einer Art selektivem Gedächtnisschwund zu
üben. In der Bar wird sowieso mehr Crack verkauft als Schnaps, es gibt also
auch keinen Überwachungsmonitor, auf dem später zu sehen sein wird, wie ein
Bulle einen Rocker zusammenschlägt. Ist ne ganz normale Sache zwischen
Erwachsenen.
»Sagen wir mal, jemand liefert mir Kearney in 'nem Leichensack«, sagt
Gruzsa. »Dann werde ich einfach denken, es war der Nikolaus, und die Sache auf
sich beruhen lassen.«
Boom-Boom nickt und wischt sich mit dem Ärmel das Blut ab.
Gruzsa fügt hinzu: »Und das alles ein bisschen plötzlich.«
»Uns liegt noch viel mehr an seinem Arsch als euch.«
»Wenn ich du wäre, würde ich mal im Grenzgebiet anfangen«, sagt
Gruzsa. Er lässt sich vom Hocker gleiten und legt einen Zwanziger auf den
Tresen. »Mach dir nicht die Mühe, mir zu danken. Meine Arbeit ist mir Lohn
genug.«
»Halt die Klappe, du Arsch.«
Aber diesmal spricht Boom-Boom ziemlich durch die Nase.
Als Gruzsa die Bar verlässt, fühlt er sich zum erstenmal an diesem Tag
richtig gut.
Tim findet den Weg zu Brians Zimmer, öffnet die Tür einen Spaltbreit
und sieht, wie Brian sich gerade einen Speedball auf Spritze zieht. Brians
italienischer Spielgefährte liegt nackt auf dem Boden, auf einen Ellbogen gestützt,
und sieht ihm zu.
Im Zimmer riecht es nach Haschisch und Weihrauch. Tim tritt ein.
»Z!«, quiekt Brian. »Welch unerwartetes Vergnügen!«
Tim sieht den italienischen Jungen an und sagt: »Ist es okay, wenn
Brian und ich einen Moment unter vier Augen miteinander
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