Bobby Z
er zu sich selbst und tritt aufs Gas.
Und er denkt immer noch, scheiß drauf, als er den Rückwärtsgang
einlegt und der Junge auf ihn zutrabt. Erst läuft er und dann rennt er, als er
sieht, dass der Truck zurückkommt. Kleine Beinchen, die jetzt noch einen Zahn
zulegen, Mann, und Tim sieht, wie Brians Typen auf ihre Motorräder klettern,
und Johnson steht nur da, aber selbst er wird nicht versuchen, über das Kind
hinwegzuschießen.
Tim hält den Truck an und macht die Tür auf.
Der Junge hört auf zu rennen. Er steht bloß da und schaut ihn an.
Na klar doch, denkt Tim. Na verdammt klar doch. »Kommst du mit?«,
fragt er den Jungen.
»Ja.«
»Na los dann, steig ein.«
Er streckt den Arm aus und hievt den Jungen neben sich auf den
Beifahrersitz. Er legt den ersten Gang ein, während der Junge nach dem
Sicherheitsgurt greift und ihn einrasten lässt. Tim schaltet gerade in den
dritten, als der Junge sagt: »Du bist nicht angeschnallt.«
»Halt die Klappe«, sagt Tim.
Aber er schnallt sich an. Dann brettert er in die Wüstennacht hinaus.
Es ist ein Rennen, das er nicht gewinnen kann, und das weiß er.
Erstens weiß er nicht, wo er ist. Zweitens weiß er nicht, wohin er
fährt. Drittens ist der Truck langsam und die Straße schlecht. Viertens hat er
ein Kind am Hals. Fünftens haben seine Verfolger eine ganze Armada von
Geländefahrzeugen zur Verfügung. Sechstens ist er eine Superniete, nicht mehr
und nicht weniger. Und schätzungsweise gibt's auch noch Punkt sieben und Punkt
acht, aber er ist zu blöd, um sich auszudenken, was das sein könnte.
Okay, sagt er sich, eins nach dem anderen. Erstens: Du weißt nicht, wo
du bist. Schert dich einen Scheißdreck. Zweitens: Du weißt nicht, wohin du
fährst. Na ja, so ganz stimmt das nicht. Du weißt, dass du von der
Cervier-Ranch wegfährst. Die Straße führt grob nach Norden und müsste
irgendwann auf die andere stoßen, die in westöstlicher Richtung aus dem
Nationalpark führt. Drittens: Dein Truck ist langsam und die Straße mies ...
Okay, weiter. Viertens: Du hast ein Kind am Hals. Okay, weiter. Fünftens: Deine
Verfolger verfügen über eine ganze Armada von Geländefahrzeugen ...
Er steigt auf die Bremse und macht den Motor aus.
»Was...«, fängt das Kind an.
»Sei still, ich will was hören. Motorengeräusche.«
»Warum denn?«
»Halt die Klappe«, schnauzt Tim ihn an. Dann fügt er hinzu: »Ich
brauche deine Hilfe. Sei mucksmäuschenstill und achte mal drauf, wie viele
verschiedene Geräusche zu hören sind. Kannst du schon zählen?«
»Ich bin sechs«, sagt der Junge leicht genervt.
Aber er hält den Mund und lauscht.
Tim lauscht auch. Und was er hört, ist ziemlich interessant. Er hört
einen ganzen Haufen von Geräuschen links von ihm, in östlicher Richtung, die
sich parallel zu ihnen vorwärtsbewegen. Genauer gesagt, sie bewegen sich an ihnen
vorbei. Das schrille Jaulen von Strandbuggies. Vielleicht ein paar Enduros.
Insgesamt vielleicht sechs oder sieben Fahrzeuge. Genug jedenfalls.
Sie fahren in Richtung Straßenkreuzung, denkt Tim. Wollen ihm dort den
Weg abschneiden.
Na gut, und was ist hinter mir?
Zwei, vielleicht drei Enduros, ziemlich nah. Die aber nicht unbedingt
versuchen, mich einzuholen. Treiben mich bloß in Richtung Straßenkreuzung. Und
hinter den Motorrädern?
Vielleicht der Scheiß-Humvee.
Na klar doch. Na verdammt klar doch.
»Und?«, fragt er das Kind.
»Klingt nach siebenundachtzig Motoren«, sagt der Junge ernst.
»Ich hab sechsundachtzig gezählt«, sagt Tim, »aber kann sein, dass du
recht hast.«
Tim macht wieder den Motor an und tritt aufs Gas.
»Sitzt dein Gurt straff?«, fragt er den Jungen. »Ja.«
»Halt dich fest.«
Tim reißt das Steuer nach rechts herum, und der Truck gleitet von der
Straße herunter. Er jagt den Motor hoch, bis die Reifen im Sand durchdrehen.
Sie warten an der Kreuzung auf mich?, denkt Tim. Da können sie lang
warten, die Ärsche.
Was glauben die denn, mit wem sie es zu tun haben? Mit einem
Vollidioten?
Er steigt aus dem Lastwagen aus, geht um das Fahrzeug herum und holt
das Kind heraus. Flüstert: »Wir haben eine kleine Überraschung für diese
Typen.«
Der Junge grinst von einem Ohr zum anderen. Wenn man zu einem Kind das
Wort »Überraschung« sagt, ist es so, als würde man zu einem Matrosen »Bier« sagen.
Jedenfalls ist der Kleine Feuer und Flamme.
Der Junge nickt und Tim flüstert: »Sei einfach ganz cool.«
Sie klettern auf die Ladefläche des Trucks.
Tim muss
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