Bobby Z
jetzt seinen ganzen Verstand zusammennehmen, und zwar presto, weil sie
nicht mehr allzu viel Zeit haben, bis die Jungs sie eingeholt haben.
Irgendjemand, der weiß, was er tut, hat diese kleinen Ausflüge mit Geländewagen
offenbar gut vorausgeplant, weil alles Notwendige vorhanden ist. Tim nimmt eine
Decke, zwei Flaschen abgekochtes Wasser und eine Taschenlampe und packt alles
in das Fach hinter dem Motorradsitz. Dann entdeckt er eine zerlegte Schaufel
und schiebt sie unter das Gummiseil, das alles zusammenhält.
»Bist du schon mal auf einem von diesen Monsterchen hier gefahren?«,
fragt Tim.
Der Junge ist so fasziniert, dass er nur den Kopf schüttelt.
»Na ja, jetzt fährst du gleich auf einem.«
»Super.«
»Und wie super.«
Wenn wir ein bisschen Glück haben, denkt Tim. Wenn die Motorradfahrer
hinter uns Mist bauen und versuchen, sich als Helden aufzuspielen.
»Du musst dich ganz, ganz ruhig halten«, flüstert Tim, als er den
Jungen auf den Sitz verfrachtet.
»Ist doch klar«, sagt der Junge, was ihm nicht ganz leicht fällt, weil
er so kichern muss.
»Nein, richtig ruhig, kapiert?«
»Okay.«
Tim hat nämlich gehört, wie die anderen Motorräder eins nach dem
anderen angehalten haben. Er nimmt an, dass die Jungs den Truck entdeckt haben,
der von der Fahrbahn abgekommen ist, und sich überlegen, was zum Henker sie
jetzt machen sollen.
Na los, Jungs, denkt Tim. Na los, seid Helden.
Er hört, wie ihre Stiefel auf dem Schotter knirschen.
Langsam.
Na los, denkt Tim. Noch näher.
So nah sind sie jetzt, dass er hört, wie sie ihre Kanonen entsichern
und laden.
»Festhalten!«, murmelt Tim.
Er spürt, wie sich das Kind fest an ihn klammert.
Er gibt Vollgas und sie fliegen regelrecht von der Ladefläche des
Trucks. Sie landen, machen einen Satz, und fast lässt der Junge los, kann sich
aber doch halten. Tim lenkt das Motorrad von der Straße weg in den arroyo, gibt
Vollgas, und los geht's. Die Jungs klettern auf ihre Öfen, und es ist wie eine
Verfolgungsjagd irgendwo in der Großstadt, bloß dass sie mitten in der Wüste
sind.
Diese Jungs sind klasse, denkt Tim. Weil es nicht lange dauert, bis
sie ihm im arroyo auf den Fersen sind und immer
näher kommen. Sie verfolgen ihn wie vaqueros ein Rind,
wahrscheinlich haben sie einen Mordsspaß dabei, stellen sich vor, wie sie ihn
gleich in die Mitte nehmen und ein nettes kleines Rodeo veranstalten. Und
tatsächlich schließt einer jetzt neben ihm auf, springt dann aus dem arroyo heraus,
so dass er hoch über Tim neben ihm herfährt, während ein zweiter ihn von hinten
bedrängt und der Humvee sich in beträchtlichem Tempo auf der anderen Seite
nähert.
Tim reißt den Lenker herum, dreht sich um hundertachtzig Grad, gibt
wieder Gas und fährt in entgegengesetzter Richtung, direkt auf den Typen hinter
ihm zu, der zur Seite ausweichen muss und voll in die Böschung des arroyo kracht.
Aber nur ein paar Sekunden später noch einmal dasselbe Spiel, nur in
umgekehrter Richtung, und jetzt fährt der erste Typ links neben Tim her,
während der andere ihn von hinten bedrängt.
Scheiße, denkt Tim und setzt das Motorrad mit einem Sprung nach rechts
aus dem arroyo und zurück auf den Wüstenboden.
Der Typ hinter ihm folgt ihm, also dreht sich Tim noch einmal und hält auf den arroyo zu,
diesmal direkt, brüllt: »Festhalten!«, und dann springt er mit dem Bike über
das gesamte Flussbett hinüber, genau in dem Moment, als der andere Fahrer in
die entgegengesetzte Richtung springt.
Tim denkt, dass der Junge jetzt bestimmt genug hat, dass er gleich
durchdrehen wird, aber dann hört er, dass er kichert wie verrückt, er kichert, also gibt
Tim einfach noch mehr Gas und brettert jetzt geradeaus, weicht Steinen, Kakteen
und Mesquitsträuchern aus, und seine Verfolger brettern direkt hinter ihm her.
Plötzlich sieht Tim links von ihnen eine riesige Sanddüne, und er
denkt, was soll's, wir sind sowieso im Arsch, und fährt
direkt darauf zu. Am Fuß der Düne hält er einen Moment an und fragt: »Alles in
Ordnung?«, als würde das noch irgendeinen Unterschied machen.
»Alles paletti!«, ruft der Junge.
»Wir fahren jetzt dieses Ding hoch«, sagt Tim und zeigt auf die Düne.
»Super!«
Ja, super, denkt Tim, bis wir den Schwung verlieren und nach hinten
rüberfallen oder zur Seite kippen und runterrutschen, oder wir Schaffens
einfach nicht bis nach oben und werden von unseren Spielkameraden eingeholt.
Aber dann gibt er einfach Gas, und los geht's.
Steiler und steiler
Weitere Kostenlose Bücher