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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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geht er auf den Handel ein.
    Der Cowboy zieht also seine Indios ab, sie holen ihren Verwundeten,
und Tim hält seinen Finger so lange am Abzug, bis sie ein ganzes Stück weit
weg sind. Sie werden den Verwundeten irgendwo unterbringen, und der Cowboy wird
dem Fettsack Brian sagen, sorry, aber er konnte den alten Bobby Z einfach nicht
finden.
    So lautet jedenfalls der Deal, und Tim glaubt nicht eine Sekunde
daran. Aber er muss an den Jungen denken, und was für miese Tricks Johnson auch
immer auf Lager hat, die Chancen stehen jedenfalls besser für Tim, wenn er
nicht in der Höhle sitzen bleibt, bis sie kein Wasser und kein Essen mehr
haben.
    »Du hast den Typen erschossen«, sagt Kit. Ganz
beiläufig, findet Tim, als wäre das etwas, über das man sich nicht besonders
aufregen muss.
    »Nee«, antwortet Tim. »Ich hab so getan, als würde ich ihn erschießen,
und er hat so getan, als wäre er verwundet. Das sind die Spielregeln.«
    »Aha«, macht Kit.
    Tim weiß, dass der Junge nur so tut, als würde er es glauben. Also
tut er so, als würde er dem Jungen glauben, dass er es glaubt, weil das ihnen
die Sache offenbar allen beiden erleichtert.
    »Bleiben wir in dieser Höhle?«, fragt Kit.
    »Ich weiß noch nicht«, sagt Tim. »Was denkst du?«
    »Ich denke, wir sollten von hier weg.«
    Tim denkt ein paar Sekunden darüber nach. Es wäre besser, die Nacht
abzuwarten und dann zu verschwinden, aber das würde bedeuten, dass sie noch
einen ganzen langen Nachmittag warten müssten. Und vielleicht beschließt Johnson
ja doch, mit Verstärkung zurückzukommen.
    »Lass uns noch ein bisschen warten«, sagt Tim und fügt hinzu: »Wenn du
einverstanden bist, Cyclops.«
    Warten, bis die Sonne ein bisschen niedriger steht.
    »Ist okay für mich, Wolverine«, sagt Kit.
    Keiner von ihnen denkt noch, dass das hier ein Comic ist, aber so ist
es leichter, damit umzugehen.
    Also sitzen sie da und warten. Warten, bis Johnson und seine Truppe zu
kleinen Punkten in der Wüstenebene zusammenschrumpfen, warten, bis die
Mittagssonne ein klein wenig tiefer steht. Sie sitzen und warten und quatschen
über X-Men, Batman, Silver Surfer, über ferngesteuerte Boote - wovon Tim nicht
die geringste Ahnung hat - und über Enduros. Sie reden über alles, nur nicht
über ihre Situation, aber die ist auch wirklich nicht lustig.
    Schließlich reicht Tim Kit eines der beiden letzten Wasserfläschchen
und sagt: »Trink!«
    »Alles?«
    »Alles«, bestätigt Tim. »In der Wüste lagert man sein Wasser im Bauch,
nicht in der Feldflasche.«
    Nicht wie im Film, wo sie es rationieren und nur jeden zweiten Tag
oder so einen Schluck davon nehmen. Kein Wunder, dass diese Blödmänner in den
Filmen immer abkratzen, denkt Tim. Haben das Wasser in der Feldflasche und
nicht im Bauch.
    Verdursten mit halbvollen Feldflaschen.
    Ein Witz sondergleichen.
    »Kipp's runter«, sagt Tim.
    »Das sind aber schlechte Manieren«, sagt Kit entzückt.
    Tim ist nicht besonders beeindruckt, nachdem er gesehen hat, was bei
den Erwachsenen, mit denen Kit bisher zu tun hatte, als gute Manieren gilt. Zum
Beispiel, dass man nur ja nie mit derselben Zwanzigernote den Koks aufzieht
oder dass das Vorspiel bitte schön nur in Gegenwart der Kinder zu geschehen hat.
    »Wie fühlen sich deine Beine an?«, fragt er Kit.
    »Prima.«
    »Wirklich?«
    Der Kleine hebt die rechte Hand, als wollte er in den Zeugenstand
treten. Hat er wohl in irgendeinem Film gesehen. Und Tim selber hat es vor
Gericht nur andere tun sehen - Bullen meistens -, weil er nie die Chance bekam,
zu seiner eigenen Verteidigung in den Zeugenstand zu treten. Die Anwälte
fanden das immer nicht ratsam.
    Nur eins der Probleme, die man hat, wenn man schuldig ist.
    Der Junge reißt ihn aus seinen Gedanken. »Warum fragst du mich nach
meinen Beinen?«
    »Weil wir gleich ein bisschen klettern müssen.« Eine Menge klettern,
denkt Tim.
    Es wäre nämlich das Einfachste, den Canyon wieder zu verlassen und in
die Ebene zu gehen. Sie brauchen bloß den Auswaschungen zu folgen. Jeder Idiot
weiß nämlich, dass ein Flussbett, selbst ein trockenes, letztendlich immer aus
der Wüste herausführt.
    Genau aus diesem Grund werden die anderen am Ende der Wüste auf uns
warten.
    Und genau deshalb werden wir es andersrum machen. Wir gehen über die
Berge.
    Wäre ganz nett, eine Karte zu haben, denkt Tim. Natürlich wäre es
noch viel netter gewesen, gar nicht erst in diesen Schlamassel hineinzugeraten,
aber das sind olle Kamellen, über die man besser gar

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