Bobby Z
eine Menge Leute zur Beerdigung aufkreuzen. Mexikaner
lieben einfach gute Partys, und bei diesem Begräbnis würde es eine Menge Gesang
und Tanz geben. Vielleicht würde ich ja sogar selber das Tanzbein schwingen,
denkt Johnson.
»Er hatte die optimale Position da oben«, erklärt er.
»Was zum Teufel soll das heißen?«, quengelt Brian.
»Das heißt, dass es eine verdammt haarige Sache gewesen wäre, ihn da
runterzuholen.«
»Sie meinen wohl, ihr Schlappschwänze wart zu feige dazu!«
»Möglich.« Johnson zuckt die Achseln. Er stellt sich vor, wie es wäre,
Brian hier und jetzt umzulegen. Einfach die Pistole zu ziehen und ihm eins
zwischen seine Schweinsäuglein zu verpassen.
»Er hat einen von uns angeschossen«, sagt Johnson statt dessen.
»Ist ja entsetzlich!«
»Keine Sorge. Wir haben ihn wieder zusammengeflickt.«
Brian ist trotzdem verstört. Nicht wegen irgendeinem lahmgeschossenen
Idioten, sondern wegen dem hidalgo hinter
der Grenze. Die Augen quellen Brian schier aus dem Kopf, und er schnauft und
grunzt dermaßen vor sich hin, dass in Johnson wieder die Hoffnung aufkeimt,
Brians Herz könnte den letzten Schlag tun und ihnen allen eine Menge Ärger
ersparen.
»Und außerdem haben wir ihn nicht laufenlassen«, sagt Johnson langsam.
»Rojas ist noch mal dorthin zurück. Er versucht, die Fährte wiederaufzunehmen.«
»Was will er denn machen?«, fragt Brian. »Rauchsignale schicken?«
»Wir haben ihm ein Funkgerät mitgegeben.“
»Und?«
»Er ist den Hapaha-Canyon hoch.«
»War es nicht der Hapaha-Canyon, wo er euren Mann angeschossen hat?«
»Genau da«, sagt Johnson geduldig. »Und dann ist er den Canyon hoch.«
»Wozu das denn?«
Johnson holt tief Luft. Langsam ist er mit seiner Geduld am Ende.
»Weil er wahrscheinlich denkt, dass es genau das Gegenteil von dem ist, was wir
von ihm erwarten.«
»Ja, aber über den Hapaha-Canyon kommt er direkt in die Hapaha-Ebene.«
»Das weiß er aber nicht.«
»Vermutlich nicht, nein.« Brian denkt angestrengt nach. »Können Sie
ihn in die Ebene lotsen?«
»Ich gehe davon aus, ja«, sagt Johnson. »Die Ebene ist nämlich gar
nicht richtig flach, sondern eher ein Kessel.«
»Dann müsste es doch ganz leicht sein«, sagt Brian. Ihm gefällt der
Gedanke, Bobby ein bisschen einzukesseln.
Wäre ein ganzes Stück einfacher, wenn ich ihn einfach erschießen dürfte,
denkt Johnson. Oder ihm Rojas auf den Hals hetzen könnte, damit er ihm die
Gurgel durchschneidet. Aber dann fällt Johnson wieder der Junge ein, und darüber
will er lieber nicht nachdenken.
»Wir können Mr. Z also in der Hapaha-Ebene eine kleine Überraschung
bereiten?«, fragt Brian in den Raum. Seine Stimmung ist jetzt wieder wesentlich
besser.
Ein Grinsen breitet sich auf seinem fetten Gesicht aus. »Vielleicht
würde Willy gerne ein bisschen mithelfen«, schnurrt er. »Immerhin hat Bobby ihm
ziemlich wehgetan und ihn ganz schön gedemütigt, n'est-ce
pas? Ich finde, wir sollten uns einfach einen schönen
Nachmittag machen. Ich werde mich in meine Fremdenlegionskluft werfen - Käppi,
Nackenschutz, Jodhpur-Hosen - und Willy ... nun, ich bin sicher, Willy wäre
begeistert davon, sein Ultraleichtflugzeug ausnahmsweise mal zu einem
praktischen Zweck zu verwenden.«
Johnson ist beunruhigt, wenn Brian diesen Ton anschlägt.
Normalerweise bedeutet es, dass mit dem Schlimmsten zu rechnen ist.
»Woran denken Sie?«, fragt er.
Jetzt strahlt Brian übers ganze Gesicht. Er summt eine Melodie aus
einem alten Vietnamfilm.
»Deathfrom the Sky«, antwortet er.
Tod aus den Wolken?, fragt sich Johnson.
Was zum Teufel meint er damit?
Tim und Kit stehen am Rand des großen Kessels und schauen hinunter.
»Heiliges Kanonenrohr«, sagt Tim.
»Ist das toll!«, staunt Kit.
Acht Kilometer weit blühen Blumen unter ihnen. Ein Kessel voller
Blumen.
Tim hat den Frühling in der Wüste schon einmal erlebt, aber so etwas
hat er noch nie gesehen. Dort drunten im Kessel ist Karneval. Knallrot,
Purpur, Gelb, Gold, und noch andere Farben, von denen er nicht mal den Namen
kennt. Falls es überhaupt Namen dafür gibt.
Und unter diesen leuchtenden Farben sieht man nicht das übliche Braun
der Wüste, sondern einen grünen Teppich. Tim weiß, dass das Büsche sind -
Beifuß, Perückenbaum, Wüstentabak, Kreosot, Mesquit -, aber von hier sieht es
aus wie ein grüner Teppich.
Unter Tausenden und Abertausenden von Wildblumen.
Als wäre der ganze Regen, der jemals in der Wüste gefallen ist, hier
in diesen
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