Bobby Z
war nackt.«
Mit dem Glück ist das so ne Sache, denkt Gruzsa.
»Und sie sagen, Bobby Z war hier?«, fragt Gruzsa etwa zum
fünfzehntenmal.
»Wir haben in Borrego Springs ein paar Leute vom Hauspersonal
aufgetrieben, und die sagen alle, dass ein Senor Z Gast des Hauses war.«
»Aber Senor Z's Leiche haben wir nicht gefunden«, wiederholt Gruzsa.
»Nein.«
Weil Senor Z ein gerissenerer Zeitgenosse ist, als ich gedacht habe,
muss sich Gruzsa zähneknirschend eingestehen.
»Was ist mit diesem toten Deutschen?«
»Motorschaden«, sagt der Junge. »Sieht so aus, als hätte es nichts
damit zu tun.«
»Sagen Sie mal, sind Sie eigentlich bescheuert?«, fragt Gruzsa. »Sie
haben einen Drogendealer, der zur knusprigen Schweineschwarte verkohlt ist,
seinen semmelblonden deutschen Geschäftspartner, der wie ein Meteor vom Himmel
geknallt ist, Sie haben einen Felsen mitten in der Wüste mit einem Dutzend
toter Indios drum herum, wie in einem John-Wayne-Film, und Sie denken, das
hätte alles nichts miteinander zu tun? Wahrscheinlich glauben Sie auch noch,
das Haus wäre vom Blitz getroffen worden und eben einfach so in die Luft
geflogen. Woher kommen Sie eigentlich, aus Iowa?«
Der Junge steht da und hat eine knallrote Birne, aber die kommt nicht
von der Sonne. »Kansas«, sagt er.
»Großartig, einfach großartig«, sagt Gruzsa. »Ich muss mich mit diesem
scheiß Don Huertero herumschlagen und diesem scheiß Bobby Z und wer weiß wem
noch, und wen schickt man mir? Einen Erdnussfarmer aus Kansas! Sagen Sie mir
die Wahrheit: Gibt's in Kansas überhaupt Drogen?«
»Gewiss doch.«
»Gewiss doch! Und was für welche?«
Der Junge fängt an, die Drogen aufzuzählen, aber Gruzsa hört nicht
hin. Er denkt, diese Superniete Tim Kearney findet wahrscheinlich langsam an
dem Gedanken Gefallen, dass er der große Bobby Z ist, und fängt an, Leichen auf
seinem Weg zu verstreuen wie Hansel und Gretel Brotkrumen. Na ja, immerhin
hinterlässt er damit eine Spur.
»... Meth auf Kristallbasis, Ecstasy, Kokain, Crack aus Kokain ...«
»Halt die Klappe.«
Der Agent hält die Klappe.
»Merken Sie nicht, dass ich Sie auf den Arm nehme?«, fragt Gruzsa. Er
wird jetzt wirklich langsam nervös. Wenn man ihm das hier gleich mitgeteilt
hätte, dann wäre Kearneys Spur noch warm. Er könnte ihn immer noch aufspüren
und an Don Huertero ausliefern.
Könnte endlich einen Schlussstrich unter diese Angelegenheit ziehen.
Aber jetzt...
»Ich möchte, dass das alles hier aufgeräumt wird«, sagt Gruzsa. »Es
darf nichts mehr zu sehen sein. Sie sagen den Park Rangers, hier sei nie etwas
geschehen. Sie begraben diese bescheuerten Indios, schicken den Kraut mit dem
nächsten Flugzeug nach Frankfurt, sprengen die Bunker und schicken diese
Bohnenfresser hier alle nach Mexiko zurück. Schaffen Sie das?«
»Ja, Sir.«
»Nennen Sie mich nicht Sir«, sagt Gruzsa. »Sehe ich etwa wie ein
Offizier aus?«
Gruzsa sucht noch einmal den Unrat nach Spuren ab.
Wirklich absolut erstaunlich, denkt er. Huertero kommt einfach über
die Grenze wie Anno dunnemals, bringt den Gringo um die Ecke, legt das Anwesen
in Schutt und Asche und verschwindet dann wieder über die Grenze.
Mit diesem scheiß Don Huertero ist nicht zu spaßen.
Also habe ich keine Zeit zu verlieren, denkt Gruzsa. Er blickt auf
Brians Körper hinab - wenn man diese verkohlten Reste so nennen will - und hat
ein deutliches Beispiel vor Augen, was mit jemandem passiert, der sich auf
krumme Dinger mit Don Huertero einlässt.
Was ich jetzt tun muss - und zwar schnell -, denkt Gruzsa, als er in
sein Auto steigt, ist, den kleinen Timmy Kearney an Don Huertero ausliefern.
Und zwar tot, damit er sein blödes Maul nicht mehr aufreißen kann.
Das Problem ist nur, dass Kearney eine härtere Nuss ist, als ich
gedacht habe. Semper fi, ja ja.
Gruzsa schaut an sich herunter und sieht, dass die Asche jetzt von
seinen Schuhen auf dem Autoteppich gelandet ist, und dabei hat er das
gottverdammte Ding erst gesaugt. Er ist in obermieser Laune, als das Telefon
klingelt.
»Hallo, Schwanzlutscher«, sagte Boom-Boom.
»Was willst du, Fettarsch?«
»Ich hab deinen Burschen aufgetrieben.«
Plötzlich fühlt sich Gruzsa ein kleines bisschen besser.
»Ohne Scheiß?«, fragt er.
»Ohne Scheiß.«
Auf einmal ärgert sich Gruzsa nicht mehr so sehr über seine versauten
Schuhe. Scheiß auf die Schuhe, denkt er, ich kann mir noch Hunderte davon
kaufen.
Ziemlich bald bin ich nämlich reich.
Tim bringt Kit ins
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