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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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einfach aus der Höhle treten und losballern, bloß losballern.
Er ist stocksauer, weil er so verdammt nah dran war, und wenn er denn schon
rausgeht, dann soll es so sein wie bei Butch Cassidy und Sundance Kid, Mann,
genauso. Raus aus der Höhle und losballern, mitten im Kugelhagel.
    Das ist das Gefühl, das sich langsam in ihm aufbaut, aber plötzlich
fällt ihm ein, dass er Kit versprochen hat, zurückzukommen. Und so schluckt er
seinen Zorn hinunter und tastet sich nach hinten weiter, auf das andere Ende
der Höhle zu, um zu sehen, ob es vielleicht noch einen Weg nach draußen gibt.
    Er fühlt sich wie ein Stück Schifferscheiße, als er sich zum hinteren
Ende der Höhle vortastet, die aber ziemlich solide scheint. Sieht so aus, als
würde es doch noch die alte Butch-und-Sundance-Nummer geben, denkt er gerade,
als er einen winzigen Strahl Mondlicht sieht.
    Es ist ein Spalt in der Höhlenwand, aber er ist nicht breit genug, um
einfach hindurchzuspazieren. Er versucht sich seitlich hineinzuquetschen und
spürt, wie das kalte Salzwasser ihm über die Schuhe schwappt. Und dann steckt
er fest. Großartig, denkt er. Das könnte das beschissene Ende eines
beschissenen Lebens sein. Er prüft die eine Seite der Wand mit dem Fuß und
findet Halt. Steckt die Knarre zurück in seine Hose, setzt den anderen Fuß
hinterher, streckt die Arme aus und stellt fest, dass sich die Höhlenwand nach
außen wölbt und er sich ganz langsam hinausbewegen kann, wenn er sich fest mit
den Händen gegen die Wand presst und sich dabei Schritt für Schritt nach vorne
tastet.
    Es braucht allerdings seine Zeit, und er weiß nicht, ob er die hat,
denn in diesem Moment hört er eine wütende Stimme am Strand, die »Scheiße«
schreit. Es ist die von Gruzsa, und er hat wohl gerade gemerkt, dass er den
Falschen erschossen hat.
    Was Tim den Antrieb gibt, weiterzuklettern, aber dann wird es
plötzlich sehr eng, und er kommt nicht vorwärts und hört Schritte, die die
Felsen am Strand hochkommen. Also schaut er, ob er vielleicht nach oben
klettern kann.
    Nach oben klettern funktioniert, aber es geht nur verdammt langsam,
und er hört schon Gruzsas behutsame Schritte in der Höhle.
    Also klettert Tim einfach weiter und versucht dabei, jedes Geräusch zu
vermeiden. Er klettert, seine Füße fest in den Fels gestemmt und die Hände
rechts und links gegen den Stein gepresst, und es tut teuflisch weh in den
Armen.
    Und wieder denkt er daran, sich einfach fallen zu lassen und auf
Grusza loszuballern, so einen Abgang zu machen wie Clint Eastwood, und aus die
Maus. Schießerei in OK Corral, Mann, es kommt, wie es kommt, aber dann tut er
es doch nicht. Er klettert so hoch, wie er kann, und hält inne. Hängt da wie
eine Fledermaus, so ruhig er nur kann, und seine Arme zittern jetzt von der
Anstrengung, und der Strahl von Gruzsas Taschenlampe wandert langsam über die
Höhlenwand wie der Suchscheinwerfer auf dem Gefängnishof.
    Und durch den Spalt vor ihm schimmert das Mondlicht sanft und silbrig
auf dem offenen Wasser.
    Es sieht aus wie die Freiheit.
    Tim presst die Hände noch fester gegen die Höhlenwand. Wenn Gruzsa ihn
da oben entdeckt, wird er sich endlos Zeit nehmen mit dem Schuss, um ihn ja
nicht zu verfehlen. Und jetzt fragt sich Tim, ob es das war, was in jener Nacht
an der Grenze passiert ist. Gruzsa hat versucht, ihn umzunieten, hat
danebengeschossen und stattdessen seinen Kumpel umgelegt.
    Was leicht passieren kann bei Nacht und auf diese Entfernung.
    Aber warum zum Teufel soll Gruzsa mich oder Bobby um die Ecke bringen
wollen? Wo er doch gerade dabei war, mich gegen Art Moreno auszutauschen?
    Es ergibt einfach keinen Sinn, denkt Tim. Eins ist jedenfalls sicher:
Diesmal wird Gruzsa nicht danebenschießen, wenn er ihn erst mal im Visier hat.
Dieser Scheißkerl mit dem Gewehrkugelkopf wird einfach lachen, ihn einen Trottel
nennen und dann - peng!
    Und Tim wird eine mausetote Superniete sein.
     
    One Way durchlebt zitternd eine ernste psychotische Krise. Er war
dabei, als Flammenzungen in der Dunkelheit aufloderten und Bobbys Hohepriester
vernichteten. In diesem Moment leckt die Brandung am leblosen Körper des
Priesters, und die Krabben, die von der Flut an Land gespült werden, trippeln
auf ihr vom Zufall geschicktes Mahl zu.
    One Way schmiegt sich noch fester in den weichen Grund unterhalb der
Klippe, als der Mann wieder an ihm vorbeiläuft, der Mann mit dem Gewehr in der
Hand, der Mann, mit dem sich One Way so oft auf den Straßen von Laguna

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