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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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Aspekte internationaler Finanztransfers, Thomas? Oder geht es Ihnen um die allgemeinen Mechanismen, die dabei zum Zuge kommen?«
    Volltreffer.
    »Im Idealfall beides, Phil«, sagte ich.
     
    Anderthalb Stunden später ließ ich Philip vor seinem Computerbildschirm allein, hatte eine Liste mit »echt fähigen Kumpeln, bei denen ich was gut habe« unter den Arm geklemmt und ging durch die City of London nach Whitehall, wo ich mich zu einem absolut widerlichen Mittagessen mit O’Neal traf. Das heißt, das Essen schmeckte ganz lecker.
    Wir unterhielten uns eine Zeitlang über Gott und die Welt, und dann wurde ich Zeuge, wie O’Neal erst rosa, dann weiß und schließlich grün wurde, während ich ihn in das bisherige Geschehen einweihte. Als ich am Ende meiner Nacherzählung zum Knalleffekt kam, wurde er aschgrau.
    »Lang«, krächzte er beim Kaffee, »Sie können doch nicht … ich meine … ich sehe nicht die geringste Möglichkeit, wie ich Ihnen …«
    »Mr O’Neal«, unterbrach ich ihn, »ich bitte Sie nicht um Erlaubnis.«
    Er hörte auf zu krächzen, saß einfach nur da, und sein Mund klappte auf und zu. »Ich erzähle Ihnen, was meiner Ansicht nach geschehen wird. Als Gefälligkeit.« Zugegeben, angesichts der Umstände ein merkwürdiges Wort. »Ich möchte, daß Sie, Solomon und Ihre Abteilung am Ende nicht gar zu belämmert aus der Wäsche gucken. Was Sie jetzt damit anfangen, ist Ihre Sache.«
    »Aber …«, haspelte er weiter, »Sie können doch nicht … ich meine, ich könnte Sie anzeigen lassen.« Ich glaube, er merkte selber, wie läppisch das klang.
    »Natürlich könnten Sie das«, sagte ich. »Wenn Sie so scharf darauf sind, daß man Ihre Abteilung binnen achtundvierzig Stunden dichtmacht und Ihre Büros in eine Kinderkrippe des Ministeriums für Landwirtschaft und Fischerei umwandelt, dann sollten Sie mich in der Tat anzeigen. Also was ist, haben Sie die Adresse?«
    Sein Mund spielte noch ein bißchen Flunder, dann riß er sich zusammen, traf eine Entscheidung und sah sich in theatralischer Heimlichkeit im Restaurant um, damit allen Speisenden klar wurde: »Ich gebe diesem Mann jetzt ein wichtiges Stück Papier.«
    Ich steckte die Adresse ein, trank meinen Kaffee aus und stand auf. Als ich mich an der Tür noch einmal umsah, hatte ich den Eindruck, daß O’Neal verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, die nächsten vier Wochen im Urlaub zu verbringen.
     
    Die Adresse brachte mich nach Kentish Town zu einem Nest flacher Sozialwohnungen aus den Sechzigern mit frischgestrichenen Holzverschalungen, Blumenkästen, gestutzten Hecken und einer Reihe Rauhputzgaragen an der Seite. Sogar der Fahrstuhl funktionierte.
    Ich wartete im zweiten Stock in der Loggia und versuchte mir vorzustellen, welche fürchterlichen Verwaltungsirrtümer diese Siedlung bloß so hervorragend in Schuß gehalten hatten. Normalerweise werden in London die Mülltonnen aus den gutbürgerlichen Gegenden abgeholt und vor den Sozialwohnungen ausgekippt, und als Zugabe steckt man auf den Gehwegen noch ein paar Ford Cortinas in Brand. Hier offenbar nicht. Hier funktionierte ein solcher Komplex, seine Bewohner lebten mit einer gewissen Würde und mußten nicht das Gefühl haben, die restliche Gesellschaft verschwände in einem Sightseeingbus am Horizont. Ich wollte irgend jemandem einen geharnischten Brief schreiben. Und ihn dann zerreißen und die Schnipsel unten auf dem Rasen verstreuen.
    Bei Nummer vierzehn ging die Tür mit der Glasfüllung auf, und eine Frau stand vor mir.
    »Guten Tag«, sagte ich. »Mein Name ist Thomas Lang. Ich möchte zu Mr Rayner.«
     
    Bob Rayner fütterte Goldfische, während ich meine Bitte vorbrachte.
    Heute trug er eine Brille und eine gelbe Strickjacke, was harte Männer wohl nur an ihren freien Tagen dürfen, und ließ mir von seiner Frau Tee und Kekse bringen. Die ersten zehn Minuten waren ziemlich unbehaglich. Ich erkundigte mich, wie es seinem Kopf gehe, und er meinte, gelegentlich habe er noch Kopfschmerzen, ich sagte, das tue mir leid, und er sagte, ich solle mir keine Vorwürfe machen, Kopfschmerzen habe er schon gehabt, bevor ich ihn verletzt habe.
    Und das war’s dann. Seitdem war viel Wasser den Bach runtergeflossen. Bob war ein Profi, wissen Sie.
    »Meinen Sie, Sie kommen da ran?«, fragte ich.
    Er klopfte ans Aquarium, aber den Fischen war das völlig egal. »Wird teuer für Sie«, meinte er nach einiger Zeit. »Macht nichts«, sagte ich. Machte auch nichts. Murdah würde

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