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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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und ich gaben die Hellen ab.
    Das mag unmodern oder gar schockierend klingen. Sie dachten womöglich, Terrororganisationen seien Arbeitgeber, die Chancengleichheit praktizieren, und Unterscheidungen nach Hautfarben fielen bei uns schlichtweg unter den Tisch. In der besten aller Welten mögen Terroristen künftig so auftreten, aber in Casablanca hat es damit eine andere Bewandtnis.
    Mit heller Haut kann man in Casablanca nicht auf die Straße gehen.
    Oder man kann schon, aber nur wenn man bereit ist, einen Pulk von fünfzig johlenden Kindern hinter sich herzuziehen, die rufen, schreien, zeigen, lachen und amerikanische Dollar zu gutt Kurs, best Kurs tauschen wollen, und für Haschisch gilt das gleiche.
    Als Tourist mit heller Haut beugen Sie sich diesem Schicksal. Was sonst? Sie erwidern das Lächeln, schütteln den Kopf und sagen la, shokran – damit rufen Sie noch mehr Gelächter und Geschrei und Zeigen hervor, woraufhin sich weitere fünfzig Kinder Ihrer Rattenfängerflöte anschließen, die Ihnen komischerweise ebenfalls alle best Kurs für amerikanische Dollar bieten – und Sie tun ihr Bestes, um dieses Erlebnis zu genießen. Schließlich machen Sie hier Urlaub, Sie sehen seltsam und exotisch aus, tragen wahrscheinlich Shorts und ein lachhaftes Hawaiihemd, warum zum Geier sollte man also nicht auf Sie zeigen? Warum sollten die fünfzig Meter zum Tabakladen keine Dreiviertelstunde dauern, den gesamten Verkehr zum Erliegen bringen und es fast noch in die Abendausgabe der Lokalzeitungen schaffen? Deswegen sind Sie schließlich ins Ausland gereist. Um im Ausland zu sein.
    So sieht das für den Touristen aus.
    Wenn Sie jedoch ins Ausland gegangen sind, um mit Schnellfeuerwaffen ein amerikanisches Konsulat zu besetzen, den Konsul und sein Personal als Geiseln zu nehmen, zehn Millionen Dollar und die sofortige Freilassung von zweihundertdreißig politischen Häftlingen zu fordern und sich mit einem Privatflugzeug abzusetzen, nachdem Sie das Gebäude mit sechzig Kilo C4-Plastiksprengstoff vermint haben – wenn Sie um ein Haar dies alles auf dem Einreiseformular in die Rubrik »Zweck des Besuchs« eingetragen hätten, sich aber gerade noch beherrschen konnten, weil Sie ein hochkarätiger Profi sind, dem keine solchen Fehler unterlaufen – dann können Sie auf das Gaffen und Zeigen der Straßenkinder getrost verzichten.
    Also übernahmen die Oliven das Observieren, und die Hellen bereiteten den Anschlag vor.
     
    Wir hatten uns in einer aufgegebenen Schule im Stadtviertel Hay Mohammedia breitgemacht. Einst war das vielleicht eine noble grüne Vorstadt gewesen, aber das war lange her. Das Grün war von den Wellblechfachleuten überbaut worden, die Kanalisation bestand aus Gräben am Straßenrand, und die Straße würde eines schönen Tages vielleicht befestigt. Inschallah.
    Es war eine ärmliche Gegend mit ärmlichen Bewohnern. Nahrungsmittel waren schlecht und knapp, und frisches Wasser gab es nur in den Geschichten, die die alten Leute an langen Winterabenden ihren Enkelkindern erzählten. Nicht daß es in Hay Mohammedia viele alte Leute gab. Die Rolle alter Leute wurde hier üblicherweise von Fünfundvierzigjährigen übernommen, zahnlos dank des schmerzhaft süßen Pfefferminztees, der als Luxus galt.
    Die Schule war ziemlich groß. Ein zweistöckiges Hufeisen, das man um einen Betonhof herumgebaut hatte, in dem die Schüler früher Fußball gespielt oder Gebete aufgesagt oder Unterricht darin bekommen hatten, wie man Europäer nervte; die vierte Seite bestand aus einer fünf Meter hohen Mauer, in der es nur ein einziges Tor aus Stahlplatten gab, durch das man in den Hof gelangte.
    Hier konnten wir planen, trainieren und auf der faulen Haut liegen. Und uns fürchterlich in die Haare kriegen.
    Die Streitigkeiten ergaben sich aus völligen Banalitäten. Plötzliche Gereiztheit, wenn jemand rauchte oder den letzten Kaffee weggetrunken hatte oder im Landrover schon wieder vorn sitzen wollte. Aber nach und nach nahm die Aggressivität zu.
    Erst dachte ich, unsere Nerven lägen blank, weil das Ding, das wir hier drehen wollten, größer, weitaus größer war als all unsere bisherigen Aktivitäten. Murren war im Vergleich dazu ein Kinderspiel gewesen, ohne die anschließende Haue vom großen Bruder.
    In Casablanca drohte die Haue von der Polizei, und vielleicht war sie für die wachsenden Spannungen, den Groll und die Gereiztheit verantwortlich. Denn die Polizei war allgegenwärtig. Es gab sie in den verschiedensten Formen

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