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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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selbst.«
    »Ich verurteile dich nicht, Sarah«, sagte ich. »Ich will dich bloß nach Hause fahren.«
    Sie hob den Kopf und sah mich an, und ich sah neue Furcht in ihren Augen.
    »Aber warum?«, fragte sie. »Wir sind jetzt hier. Zusammen. Wir können machen, was wir wollen. Hinfahren, wohin wir wollen.«
    Ich sah auf den Boden. Sie hatte noch immer nicht verstanden.
    »Und wo möchtest du hin?«, fragte ich.
    »Das ist doch völlig egal, oder nicht?«, sagte sie, und ihre Lautstärke stieg mit ihrer Verzweiflung. »Wichtig ist doch bloß, daß wir gehen können. Herrgott, Thomas, du weißt doch … sie konnten dich kontrollieren, weil sie mich bedrohten, und sie konnten mich kontrollieren, weil sie dich bedrohten. Das war ihr ganzer Trick. Und das ist jetzt vorbei. Wir können weggehen. Wegfliegen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich fürchte, so einfach ist das nicht mehr«, sagte ich. »Falls es das je war.«
    Ich stockte und überlegte, wieviel ich ihr sagen durfte. Strenggenommen durfte ich ihr gar nichts sagen. Aber scheiß drauf.
    »Es geht nicht nur um uns«, sagte ich. »Wenn wir einfach wegrennen, werden andere Menschen sterben. Unsertwegen.«
    »Andere Menschen?«, fragte Sarah. »Was redest du denn da? Was für andere Menschen?«
    Ich lächelte sie an, weil ich ihr Mut machen und Hoffnung geben wollte und weil ich mich an all diese Menschen erinnerte.
    »Sarah«, sagte ich. »Du und ich …«
    Ich zögerte.
    »Was?«, fragte sie.
    Ich holte tief Luft. Man konnte es nicht anders sagen.
    »Wir müssen das Rechte tun«, sagte ich.
     

23
     
    Doch gibt es weder Ost noch West
    noch Grenze, Erziehung, Geburt.
    Wenn sich zwei starke Männer gegenüberstehen,
    kämen sie auch von den Enden der Welt!
    RUDYARD KIPLING
     
    Wollen Sie nach Casablanca? Schlagen Sie sich die Vorstellung aus dem Kopf, daß es aussieht wie im Film. Oder besser, wenn Sie nicht zuviel zu tun haben und Ihr Zeitplan es erlaubt, schlagen Sie sich Casablanca aus dem Kopf.
    Nigeria und die benachbarten Küstenstaaten bezeichnet man häufig als Afrikas Achselhöhle. Das ist nicht ganz fair, denn meiner Erfahrung nach sind Menschen, Kultur, Landschaft und Bier dieser Region nur vom Feinsten. Eines stimmt allerdings: Wenn Sie mit halbgeschlossenen Augen in einem dunklen Zimmer bei einer Partie »Woran erinnert dich dieser Küstenstreifen?« eine Landkarte betrachten, dann könnten Sie versucht sein zuzugeben, daß Nigeria einen entfernt achselhöhlenartigen Küstenverlauf hat.
    Pech gehabt, Nigeria.
    Aber wenn Nigeria die Achselhöhle ist, dann ist Marokko die Schulter. Und wenn Marokko die Schulter ist, dann ist Casablanca ein großer, roter, unschöner Pickel auf dieser Schulter, der ausgerechnet dann auftaucht, wenn Sie mit Ihrem oder Ihrer Zukünftigen gerade an den Strand gehen wollen. Ein Pickel, der schmerzhaft unter dem BH-Träger oder den Hosenträgern scheuert (hängt ganz von Ihrem Geschlecht ab) und Sie feierlich geloben läßt, in Zukunft aber wirklich mehr frisches Gemüse zu essen.
    Casablanca ist riesig, wuchert wie wild und hat zuviel Industrie; eine Stadt aus Zementstaub und Dieselabgasen, wo die Sonne die Farben ausbleicht, statt sie leuchten zu lassen. Es gibt keine einzige Sehenswürdigkeit, es sei denn, eine halbe Million armer Schlucker, die in einem Slumlabyrinth aus Pappe und Wellblech ums Überleben kämpfen, läßt Sie sofort die Koffer packen und den nächstbesten Flug dorthin buchen. Soweit ich weiß, hat Casablanca nicht mal ein Museum.
    Jetzt haben Sie vielleicht den Eindruck, daß ich Casablanca nicht mag. Sie argwöhnen, ich wolle Ihnen ein Urlaubsziel vermiesen oder Ihnen die Entscheidung abnehmen; aber das liegt mir fern. Es ist bloß folgendermaßen: Wenn ich von mir auf andere schließen darf und Sie Ihr ganzes Leben lang, egal wo Sie gerade waren, die Tür der Bar, des Cafés, Pubs, Hotels oder der Zahnarztpraxis angestarrt haben, immer in der Hoffnung, im nächsten Moment werde Ingrid Bergman in einem cremefarbenen Kleid hereinrauschen, Ihnen tief in die Augen sehen, erröten und ihren Busen auf eine Art und Weise durch die Gegend wogen lassen, die besagt, Gott sei Dank, nun hat mein Leben endlich seinen Sinn gefunden – wenn diese Selbstbeschreibung Ihnen auch nur vage bekannt vorkommt, dann wird Casablanca eine große Enttäuschung für Sie sein.
     
    Wir hatten uns in zwei Mannschaften aufgeteilt. Helle Haut und Olivenhaut.
     
    Francisco, Latifa, Benjamin und Hugo waren die Oliven, Bernhard, Cyrus

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