Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
Vom Netzwerk:
die ungefähre Richtung einer Schale und beugte sich zu mir.
    »Russell hat mir schon viel von Ihnen erzählt. Und ich muß sagen, ich habe mich sehr auf Sie gefreut.«
    Aus der Nähe ließen sich zwei Dinge über Mr Murdah sagen: er war nicht der Hausmeister, und der Glanz auf seinem Gesicht war Geld.
    Er war nicht von Geld verursacht oder mit Geld gekauft worden. Er war schlichtweg Geld. Geld, das Murdah in solchen Mengen und seit so langer Zeit gegessen, getragen, gefahren und geatmet hatte, daß er es inzwischen durch die Poren absonderte. Sie halten das vielleicht für unmöglich, aber das Geld hatte ihn wirklich schön gemacht.
    Er lachte.
    »Wirklich sehr gefreut, ja. Wissen Sie, Russell ist ein bedeutender Mensch. Wirklich sehr bedeutend. Aber ich glaube, manchmal tut es ihm gut, wenn er frustriert wird. Er hat einen Hang zur Arroganz, würde ich sagen. Und bei Ihnen, Mr Lang, bei Ihnen habe ich das Gefühl, daß Sie für einen solchen Mann genau der Richtige sind.«
    Dunkle Augen. Unaussprechlich dunkle Augen. Mit dunklen Rändern an den Lidern, die nach Makeup aussahen, aber wohl keines waren.
    »Sie, glaube ich«, sagte Murdah und strahlte immer noch, »Sie frustrieren viele Menschen. Ich könnte mir denken, daß Gott Sie deswegen unter uns gestellt hat, Mr Lang. Finden Sie nicht auch?«
    Ich erwiderte sein Lachen. Weiß der Kuckuck, warum, denn im Grunde hatte er nichts Komisches gesagt. Aber da saß ich nun und gackerte drauflos wie ein betrunkener Vollidiot.
    Irgendwo öffnete sich eine Tür, und plötzlich stand ein Dienstmädchen in Schwarz vor uns, das ein Tablett mit Whisky darbot. Wir nahmen jeder ein Glas, und das Dienstmädchen wartete, bis Murdah seinen Malt in Soda ertränkt und ich meinen angefeuchtet hatte. Sie verschwand ohne Lächeln oder Nicken. Ohne einen Laut von sich zu geben.
    Ich trank einen tiefen Zug Scotch und fühlte mich fast schon vor dem Schlucken betrunken.
    »Sie sind Waffenhändler«, sagte ich.
    Ich weiß nicht, welche Reaktion ich erwartet hatte, aber irgendeine hatte ich erwartet. Ich dachte, er würde vielleicht zusammenzucken, rot werden, aufbrausen, mich erschießen lassen, Zutreffendes bitte ankreuzen, aber nichts. Nicht mal ein Stocken. Er fuhr fort, als hätte er schon jahrelang gewußt, was ich sagen würde.
    »Das bin ich allerdings, Mr Lang, Gott möge mir vergeben.«
    Wow, dachte ich. Das war echte Chuzpe. Ich bin ein Waffenhändler, Gott möge mir vergeben. Das war ungefähr so dick aufgetragen, wie er es hatte.
    Er senkte in vorgeblicher Bescheidenheit die Augen.
    »Ich kaufe und verkaufe in der Tat Waffen«, sagte er. »Erfolgreich, darf ich wohl sagen. Sie mißbilligen das selbstredend, wie übrigens viele Ihrer Landsleute, und das gehört zu den Schattenseiten meines Berufs. Damit muß ich mich nun einmal abfinden.«
    Ich vermute, daß er mich aufzog, aber es klang nicht danach. Es klang wirklich so, als ob meine Mißbilligung ihn unglücklich machte.
    »Ich habe mit Hilfe verschiedener religiöser Freunde mein Leben und meine Lebensführung einer Prüfung unterzogen, und ich glaube, mich vor Gott verantworten zu können. Um Ihre Frage vorwegzunehmen: Ich glaube, mich nur vor Gott verantworten zu müssen. Macht es Ihnen also etwas aus, wenn wir diesen Punkt ad acta legen?« Er lächelte wieder. Herzlich und mit entwaffnendem Charme. Er sprang wie ein Mann mit mir um, der das Umspringen mit Leuten wie mir gewöhnt war – als wäre er ein umgänglicher Filmstar, und ich hätte ihn im falschen Moment um ein Autogramm gebeten.
     
    »Hübsche Möbel«, sagte ich.
    Wir unternahmen einen Rundgang durchs Zimmer. Machten einen Spaziergang, schnappten frische Luft, verdauten ein riesiges Mahl, das wir nicht zu uns genommen hatten. Um das Bild abzurunden, brauchten wir nur noch ein paar Hunde, die uns um die Beine sprangen, und ein Gatter, auf das wir uns lehnen konnten. Wir hatten weder noch, also mußten die Möbel herhalten.
    »Das ist ein Boulle«, sagte Murdah und zeigte auf die große Holzkommode unter meinem Ellbogen. Ich nickte, wie ich immer nicke, wenn man mir Pflanzennamen nennt, und neigte höflich den Kopf zu den verschlungenen Messingintarsien.
    »Man nimmt eine Furnierbahn und eine Messingfolie, klebt sie zusammen und sticht das Muster durch beide hindurch. Dort drüben«, er zeigte auf eine offensichtlich verwandte Kommode, »sehen Sie einen Contre-Boulle. Verstehen Sie? Ein genaues Negativ. Nichts wird verschwendet.«
    Ich nickte nachdenklich, sah

Weitere Kostenlose Bücher