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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Nicholas schlug erneut zu.

    »Los, raus hier.« Kelby schnappte sich Alis Pistole und Messer und rannte zur Tür. »Vergeude keine Zeit mit ihm.«
    »Er hat reichlich Zeit mit dir vergeudet. Ich wollte nur sichergehen, dass er auf dem Weg zu Allah ist«, raunte Nicholas, während er hinter Kelby her den Gang entlanglief.
    Vor dem Wachraum sprang ein weiterer Wachmann auf und griff nach seiner Waffe. Bevor er dazu kam, sie zu heben, schnitt Kelby ihm die Kehle durch.
    Sie rannten aus der Hütte und flüchteten in Richtung Berge.
    Hinter ihnen knallten Schüsse.
    Weiterlaufen.
    Nicholas schaute sich nach Kelby um. »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Los weiter!«
    Stechende Schmerzen in der Seite.
    Nicht stehen bleiben.
    Seine Energie ließ nach und er wurde mit jedem Schritt schwächer.
    Lass es hinter dir. Konzentrier dich. Du schwimmst auf den Torbogen zu. Dort gibt es keinen Schmerz.
    Er rannte schneller, fand neue Kraft. Es war nicht mehr weit bis zu den Bergen. Er konnte es schaffen.
    Er befand sich jenseits des Torbogens. Weiße Säulen leuchteten in der Ferne.
    Marinth …
    LONTANAS INSEL KLEINE ANTILLEN
    Gegenwart
    Fein vergoldetes Schnitzwerk.
    Schwerer Samt. Trommeln.

    Jemand kam auf sie zu.
    Es würde wieder passieren.
    Hilflos. Hilflos. Hilflos.
    Der Schrei, der sich ihrer Kehle entrang, riss Melis aus dem Schlaf.
    Mit einem Ruck setzte sie sich im Bett auf. Sie zitterte und ihr T-Shirt war nass geschwitzt.
    Kafas.
    Oder Marinth?
    Manchmal war sie sich nicht sicher … Es spielte keine Rolle.
    Nur ein Traum.
    Sie war nicht hilflos. Sie würde nie wieder hilflos sein.
    Jetzt war sie stark und selbstsicher.
    Außer in ihren Träumen. Sie raubten ihr die Kraft und zwangen sie, sich zu erinnern. Aber die Träume kamen jetzt nicht mehr so häufig. Den letzten hatte sie vor über einem Monat gehabt. Dennoch würde sie sich besser fühlen, wenn sie mit jemandem reden könnte. Vielleicht sollte sie Carolyn anrufen und – Nein, sie musste allein damit zurechtkommen. Sie wusste, was sie nach einem solchen Traum tun musste, um mit dem Zittern aufzuhören und sich wieder wie ein normaler Mensch zu fühlen. Sie riss sich das T-Shirt vom Leib und ging hinaus auf die Veranda.
    Sie stieß sich von den Bohlen ab und machte einen Kopfsprung ins Meer.
    Es war mitten in der Nacht, aber das Wasser war nicht kalt, sondern angenehm kühl und fühlte sich auf ihrer Haut an wie flüssige Seide. Sauber und zärtlich und beruhigend …
    Keine Gefahr. Keine Unterwerfung. Nichts als die Nacht und das Meer. Wie gut es tat, allein zu sein.
    Aber sie war nicht allein. Etwas Kühles, Glattes berührte ihr Bein.
    »Susie?« Es musste Susie sein. Das Delphinweibchen war viel anhänglicher als sein Gefährte. Pete, das Männchen, berührte sie nur äußerst selten, und wenn er es tat, dann war es etwas ganz Besonderes.
    Aber es war Pete, der neben ihr her durchs Wasser glitt.
    Sie sah ihn aus dem Augenwinkel, während sie auf die Netze zuschwamm, die ihre Bucht abschirmten. »Hallo Pete. Wie geht’s?«
    Der Delphin gab ein paar leise Klicklaute von sich, dann tauchte er ab. Einen Augenblick später kamen Susie und Pete wieder an die Oberfläche und schwammen vor Melis her auf die Netze zu. Seltsam, wie die beiden immer genau spürten, wenn sie gestresst war. Normalerweise waren sie verspielt und ausgelassen. Nur wenn sie merkten, dass es Melis nicht gut ging, wurden sie so zahm. Eigentlich war sie die Delphintrainerin, diejenige, die den Tieren etwas beibringen sollte, aber an jedem Tag, den sie mit ihnen verbrachte, lernte sie etwas von ihnen.
    Sie bereicherten ihr Leben und sie war dankbar dafür, dass –
    Etwas stimmte nicht.
    Susie und Pete begannen, wie verrückt zu quieken und zu klicken, als sie sich dem Netz näherten. Vielleicht ein Hai auf der anderen Seite der Barriere? Melis erstarrte.
    Das Netz war heruntergelassen.
    Was zum Teufel … Niemand, der sich nicht genau damit auskannte, konnte das Netz lösen. »Ich kümmere mich darum.
    Schwimmt zurück, ihr beiden.«
    Anstatt auf sie zu hören, schwammen die Delphine schützend um sie herum, während sie das Netz überprüfte. An den starken Stahlseilen waren keinerlei Beschädigungen festzustellen. Sie brauchte nur fünf Minuten, um das Netz wieder zu befestigen.
    Sie schwamm zurück zu ihrem Haus, mit kräftigen, entschlossenen Zügen, aber auf der Hut.

    Vielleicht hatte es nichts zu bedeuten. Womöglich war Phil einfach von seiner Reise zurückgekehrt. Ihr Pflegevater war diesmal

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