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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Sie wissen ja selbst, dass Phil nicht immer die richtigen Entscheidungen trifft. Er sieht, was er sehen will, und dann stürzt er sich kopfüber in irgendein Abenteuer. Ich kann nicht zulassen, dass – Da ist er ja!«
    Phil war auf das Oberdeck gekommen und blickte ihnen stirnrunzelnd entgegen.
    »Verdammt, Phil, was machst du da?«, rief sie ihm zu. »Ich komme an Bord.«
    Phil schüttelte den Kopf. »Irgendwas ist mit dem Schiff nicht in Ordnung. Der Motor ist stehen geblieben. Ich weiß nicht –«
    »Was ist denn los?«
    »Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte vorsichtiger sein müssen.«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Ich habe keine Zeit für lange Erklärungen. Ich muss rausfinden, wo er – Fahr nach Hause, Melis. Kümmer dich um die Delphine. Es ist wichtig, dass du deine Arbeit machst.«
    »Wir müssen miteinander reden. Ich werde auf keinen Fall –«
    Phil hörte ihr nicht mehr zu. Er hatte sich umgedreht und war wieder unter Deck verschwunden.
    »Fahren Sie näher ran.«
    »Er wird Sie nicht an Bord lassen, Melis.«
    »Doch, das wird er. Notfalls klammere ich mich am Anker fest, dann muss er mich –«
    Die Last Home explodierte in einem riesigen Feuerball.
    Phil!

    »Nein!«, schrie Melis entsetzt. Das Schiff brannte, eine Hälfte fehlte. »Fahren Sie näher ran! Wir müssen –«
    Noch eine Explosion.
    Schmerz.
    Ihr Kopf zersprang, explodierte wie das Schiff.
    Dunkelheit.

    2
    KRANKENHAUS ST. KATHARINA
    ATHEN
    »Melis Nemid hat eine Gehirnerschütterung«, sagte Wilson.
    »Einer von Lontanas Leuten hat sie nach der Explosion hergebracht. Die Ärzte sagen, sie wird sich wieder erholen, aber sie ist jetzt schon seit vierundzwanzig Stunden bewusstlos.«
    »Ich will sie sehen.« Kelby ging den Korridor hinunter.
    »Besorgen Sie mir eine Besuchserlaubnis.«
    »Vielleicht haben Sie mich nicht richtig verstanden. Sie ist bewusstlos, Jed.«
    »Ich will bei ihr sein, wenn sie aufwacht. Ich muss der Erste sein, mit dem sie redet.«
    »Die haben ziemlich strenge Regeln hier in dem Krankenhaus.
    Und Sie sind noch nicht mal ein Angehöriger. Die lassen Sie womöglich nicht in ihr Zimmer, bevor sie das Bewusstsein wiedererlangt hat.«
    »Sorgen Sie dafür, dass man mich zu ihr lässt. Meinetwegen zahlen Sie so viel Schmiergeld, dass man damit das Krankenhaus kaufen könnte. Und fragen Sie bei der Küstenwache nach, ob Lontanas Leiche schon gefunden wurde.
    Dann treiben Sie den Mann auf, der Lontanas Tochter hergebracht hat, und quetschen Sie ihn aus. Ich will alles darüber wissen, was mit Lontana und der Last Home passiert ist.
    In welchem Zimmer liegt sie?«
    »Zimmer einundzwanzig.« Wilson zögerte. »Jed, sie hat gerade ihren Vater verloren. Warum die Eile, Herrgott noch mal?«
    Kelby war in Eile, weil man ihm zum ersten Mal seit Jahren Hoffnung gemacht hatte, die sich schon wieder in Wohlgefallen aufzulösen drohte. Und das wollte er auf keinen Fall zulassen.
    »Ich werde sie schon nicht in die Mangel nehmen. Das wäre unproduktiv, um mich eines Ihrer Lieblingsausdrücke zu bedienen. Ich bin durchaus in der Lage, taktvoll zu sein.«
    »Wenn es Ihnen opportun erscheint.« Wilson zuckte die Achseln. »Sie tun ohnehin, was Sie wollen. Okay, ich verhandle zuerst mit den Schwestern, dann sehe ich mal, was ich über die Explosion in Erfahrung bringen kann.«
    Was wahrscheinlich nicht allzu viel sein würde, dachte Kelby.
    In den Nachrichten, die sie auf dem Weg nach Athen gehört hatten, war berichtet worden, dass das Schiff vollkommen zerstört worden war. Als Erstes war er zu der Unfallstelle gefahren, aber dort war praktisch nichts mehr zu retten gewesen.
    Offiziell wurde von einem Unfall gesprochen. Sehr unwahrscheinlich. Es hatte zwei Explosionen gegeben, je eine am Bug und am Heck des Schiffes.
    Einundzwanzig.
    Kelby öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Eine Frau lag in dem einzigen Bett. Keine Schwestern, Gott sei Dank. Wilson war gut, aber er brauchte Zeit, um den Weg zu ebnen. Kelby nahm einen Stuhl, der neben der Tür stand, und stellte ihn ans Bett. Melis rührte sich nicht, als er sich setzte und sie prüfend betrachtete.
    Sie trug einen Verband um den Kopf, aber an ihrer Wange klebten ein paar blonde Strähnen. Verdammt, sie war …
    außergewöhnlich. Sie war schmal und zierlich und wirkte so zerbrechlich wie eine Christbaumkugel. Es rührte ihn zutiefst, eine so zarte Frau verletzt zu sehen. Er fühlte sich an Trina erinnert und an die Zeiten, als – Gott, er war seit Jahren niemandem mehr

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