Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Staaten und nach dem Tod seines Vaters hatten seine Mutter und seine Großmutter jahrelang den Treuhandfonds angefochten. Bis zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag war Prozess auf Prozess gefolgt. Dann hatte er selbst kühl und wohl überlegt die Dinge in die Hand genommen, jeden Kontakt zu seiner Mutter und seiner Großmutter abgebrochen und Experten angeheuert, die seine Geldgeschäfte organisierten. Er hatte sein Studium beendet und führte seitdem das Leben eines Weltenbummlers.

    Während des Golfkrieges war er bei den SEALs gewesen, später hatte er die Trina gekauft und eine Reihe von Unterwasser-expeditionen durchgeführt, die ihm Ruhm eingebracht hatten, der ihm unangenehm war, und Geld, das er nicht brauchte.
    Dennoch schien er sein Leben in vollen Zügen zu genießen. In den vergangenen acht Jahren hatte er ein hartes Leben geführt und sich mit reichlich unangenehmen Zeitgenossen herumgeschlagen. Nein, Wilson konnte es ihm nicht verdenken, dass er misstrauisch und zynisch war.
    Es störte ihn auch nicht. Er war selbst ein Zyniker und über die Jahre war ihm dieser Mistkerl regelrecht ans Herz gewachsen.
    »Hat Lontana schon einmal versucht, mich zu erreichen?«, fragte Kelby.
    Wilson überflog die Post auf dem Tisch vor ihm. »Das ist der einzige Brief.« Er schlug seinen Terminkalender auf. »Ein Anruf am dreiundzwanzigsten Juni. Hat um Rückruf gebeten.
    Ein weiterer Anruf am fünfundzwanzigsten. Selbe Nachricht.
    Meine Sekretärin hat ihn gefragt, um was es gehe, aber er wollte es ihr nicht sagen. Es schien uns nicht wichtig genug, um zu versuchen, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Oder war es das etwa doch?«
    »Möglich.« Er stand auf und trat ans Fenster. »Auf jeden Fall weiß er, womit er mich hellhörig machen kann.«
    »Wer ist der Mann?«
    »Ein brasilianischer Ozeanograph. Er hat in den Medien für eine Menge Wirbel gesorgt, als er vor fünfzehn Jahren diese spanische Galeone entdeckte. Seine Mutter war Amerikanerin und sein Vater Brasilianer, er selbst ist so eine Art lebendes Fossil. Er hält sich für einen großen Abenteurer und segelt über die Weltmeere auf der Suche nach versunkenen Städten und Schiffen. Er hat nur eine einzige Galeone entdeckt, aber er ist zweifellos genial.«
    »Sie sind ihm nie begegnet?«

    »Nein, ich war nie an einem Treffen interessiert. Wir hätten wahrscheinlich nicht viele Gemeinsamkeiten, denn ich bin hundertprozentig ein Produkt der heutigen Zeit. Wir funken nicht auf derselben Wellenlänge.«
    Da war Wilson sich nicht so sicher. Kelby war kein Träumer, aber er besaß die draufgängerische Verwegenheit, die den Piraten aller Zeitalter eigen war. »Was will Lontana denn von Ihnen?«, fragte er, während er ihn mit einem durchdringenden Blick fixierte. »Und was wollen Sie von Lontana?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, was er von mir will.«
    Nachdenklich schaute Kelby aufs Meer hinaus. »Aber ich weiß, was ich von ihm will. Die Frage ist, ob er es mir geben kann.«
    »Klingt ziemlich geheimnisvoll.«
    »Wirklich?« Plötzlich fuhr Kelby zu ihm herum. »Na, dann sollten wir wohl schnellstens das Schiff klarmachen und in See stechen, was?«
    Ein Schreck fuhr Wilson in die Glieder, als er die Abenteuerlust in Kellys Augen aufblitzen sah. Seine aggressive Energie war beinahe körperlich spürbar. »Sie wünschen also, dass ich zu Lontana Kontakt aufnehme?«
    »Allerdings. Wir werden ihm einen Besuch abstatten.«
    » Wir? Ich muss zurück nach New York.«
    Kelby schüttelte den Kopf. »Ich werde Sie womöglich brauchen.«
    »Sie wissen doch, dass ich von diesem ozeanographischen Zeugs keine Ahnung habe, Jed. Und es interessiert mich auch nicht, verdammt. Ich kenne mich mit Gesetzen und auch mit Buchhaltung aus, ich wäre Ihnen ohnehin nicht von Nutzen.«
    »Das kann man nie wissen. Vielleicht werde ich jede Hilfe brauchen, die ich kriegen kann. Ein bisschen Seeluft wird Ihnen gut tun.« Er warf noch einen Blick auf den Umschlag und Wilson spürte erneut die Erregung, die ihn gepackt hatte. »Aber vielleicht sollten wir Lontana kurz warnen, damit er sich nicht wundert, wenn ich ihm die Wurst wegschnappe, die er mir unter die Nase hält. Geben Sie mir seine Telefonnummer.«

    Jemand verfolgte sie.
    Das war keine Paranoia, verdammt. Sie konnte es regelrecht spüren.
    Melis warf einen Blick über die Schulter. Zwecklos. Sie wusste sowieso nicht, nach wem sie auf dem Kai Ausschau halten sollte. Es konnte irgendjemand sein. Ein Dieb, ein Matrose auf der Suche nach

Weitere Kostenlose Bücher