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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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einem schnellen Fick … oder jemand, der hoffte, dass sie ihn zu Phil führen würde. Alles war denkbar.
    Jetzt, wo es um Marinth ging.
    Sie musste ihren Verfolger abschütteln.
    Sie bog in die nächste Straße ein, rannte um eine Ecke, duckte sich in einen Hauseingang und wartete. Sich zu vergewissern, dass sie keine Gespenster sah, war immer der erste Schritt. Der nächste bestand darin, herauszufinden, mit welchem Gegner sie es zu tun hatte.
    Ein grauhaariger Mann in einer Khakihose und einem kurzärmeligen karierten Hemd kam um die Ecke und blieb stehen. Er sah aus wie einer von den vielen Touristen, die Athen um diese Jahreszeit bevölkerten. Nur sein frustriertes Gesicht passte nicht ins Bild. Unübersehbar sauer suchte er die Gesichter der Leute ab, die die Straße entlanggingen.
    Sie war also nicht paranoid. Diesen Mann würde sie von jetzt an überall wiedererkennen, wer auch immer er sein mochte.
    Sie trat aus dem Hauseingang und rannte los, bog links in eine Straße ein, lief durch eine enge Gasse und dann wieder rechts in die nächste Straße.

    Als sie sich kurz umdrehte, entdeckte sie das karierte Hemd.
    Der Mann versuchte nicht länger, in der Menge unterzutauchen, er bewegte sich schnell und entschlossen.
    Fünf Minuten später blieb Melis keuchend stehen.
    Sie hatte ihn abgehängt. Vielleicht. Verdammt, Phil, was hast du uns da eingebrockt? Sicherheitshalber wartete sie noch zehn Minuten, dann machte sie kehrt und ging zurück zum Kai. Laut Stadtplan musste das Hotel Delphi in der nächsten Straße liegen.
    Da war es. Ein schmales, dreistöckiges Gebäude, an dessen vom Smog fleckiger Fassade die Farbe abblätterte, das jedoch wie alles in dieser Stadt Atmosphäre ausstrahlte. Normalerweise wäre Phil niemals in einem solchen Hotel abgestiegen. Er mochte alte Gebäude, aber eine halbe Ruine musste es nicht unbedingt sein.
    Dafür liebte er seinen Luxus viel zu sehr. Schon wieder etwas, das ihr rätselhaft – »Melis?«
    Als sie sich umdrehte, sah sie einen kleinen, grauhaarigen Mann in Jeans und T-Shirt an einem Tisch des Cafés sitzen.
    »Gary? Wo ist Phil?«
    Gary deutete mit dem Kinn in Richtung Wasser. »Auf der Last Home. «
    »Ohne Sie? Das glaube ich nicht.« Erst Cal und jetzt Gary St.
    George?
    »Ich wollte es auch nicht glauben.« Er nippte an seinem Ouzo.
    »Ich hab mir gesagt, ich warte ein paar Tage, dann wird er mich schon holen kommen. Was will er ohne mich machen? Er hätte große Schwierigkeiten, die Last Home allein zu segeln.«
    »Was ist mit Terry?«
    »Den hat er in Rom gefeuert, gleich nach Cal. Er hat ihm gesagt, er soll sich an Sie wenden, Sie würden ihm einen neuen Job besorgen. Mir hat er dasselbe geraten.«
    Er grinste. »Na, Melis, wie würde es Ihnen gefallen, die Jobvermittlerin für uns zu spielen?«
    »Wie lange ist er schon weg?«
    »Etwa eine Stunde. Gleich nachdem er mit Ihnen telefoniert hat, ist er in See gestochen.«
    »Und wohin?«
    »Südosten. In Richtung griechische Inseln.«
    Sie ging zum Kai. »Los, kommen Sie.«
    Gary sprang auf. »Wo wollen Sie hin?«
    »Ich miete ein Schnellboot und fahre hinter dem Idioten her.
    Ich brauche jemanden, der es steuert, während ich nach der Last Home Ausschau halte.«
    »Es ist noch hell.« Er hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten.
    »Wir könnten Glück haben.«
    »Wir werden uns nicht auf unser Glück verlassen. Wir werden ihn finden.«

    Kurz bevor es dunkel wurde, holten sie die Last Home ein.
    Im Licht der untergehenden Sonne sah der zweimastige Schoner aus wie ein Schiff aus einer vergangenen Zeit.
    Melis hatte schon immer zu Phil gesagt, dass es sie an Bilder des Fliegenden Holländers erinnerte. In dem goldenen Zwielicht kam es ihr noch geheimnisvoller vor.
    Und verlassen wie der Fliegende Holländer. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Nein, es konnte nicht verlassen sein.
    Wahrscheinlich war Phil einfach unter Deck.
    »Gespenstisch, was?«, sagte Gary, als er auf das Schiff zusteuerte. »Er hat die Motoren abgeschaltet. Was zum Teufel treibt er hier?«
    »Vielleicht hat er Probleme. Das hätte er verdient. Seine Mannschaft zu feuern und einfach so –« Sie brach ab, als ihre Stimme zu zittern begann. »Fahren Sie so nah ran wie möglich, ich werde an Bord klettern.«
    »Ich glaube nicht, dass er den roten Teppich ausrollen wird.«
    Gary spähte zu dem Schiff hinüber. »Er wollte nicht, dass Sie kommen, Melis. Er wollte keinen von uns auf diese Reise mitnehmen.«
    »Pech. Es ist mir egal, was er will.

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