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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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fast sieben Monate weg gewesen und hatte nur gelegentlich kurz angerufen oder ihr eine Postkarte geschickt, um sie wissen zu lassen, dass er noch am Leben war.
    Andererseits konnte die Sache mit dem Netz auch Ärger bedeuten. Vor etwa zwei Jahren war Phil gezwungen gewesen unterzutauchen und die Gefahr war nur zum Teil beseitigt. Es war durchaus denkbar, dass es immer noch Leute gab, die ihn aus dem Weg räumen wollten.
    Phil war nicht gerade ein sehr diskreter Mensch und mit seiner Menschenkenntnis war es im Gegensatz zu seiner Intelligenz auch nicht weit her. Er war ein Träumer, der mehr Risiken einging, als gut für ihn – »Melis!«
    Sie hielt in ihrer Schwimmbewegung inne und schaute zur Veranda hinüber. Gegen das erleuchtete Wohnzimmer zeichnete sich die Silhouette eines Mannes ab. Das war nicht Phils kleine, drahtige Gestalt. Dieser Mann war kräftig und muskulös und er kam ihr irgendwie bekannt vor.
    »Melis, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin’s, Cal.«
    Sie entspannte sich. Cal Dugan, Phils Erster Offizier.
    Keine Gefahr. Sie kannte Cal, seit sie sechzehn war, und hatte ihn immer gemocht. Er musste sein Boot am Anlegesteg auf der anderen Seite des Hauses festgemacht haben, wo sie es nicht sehen konnte. Zügig schwamm sie bis zur Veranda. »Warum hast du mich nicht angerufen? Und warum zum Teufel hast du das Netz nicht wieder festgemacht? Wenn ein Hai Pete und Susie erwischt hätte, dann hätte ich dir den Hals umgedreht.«
    »Ich wollte später noch mal zurückfahren und das erledigen«, erwiderte er verlegen. »Nein, ehrlich gesagt wollte ich dich überreden, es zu tun. Um das Ding im Dunkeln festzumachen, müsste ich Blindenschrift lesen können.«
    »Erzähl mir keinen Quatsch. Für die Delphine kann es schon gefährlich werden, wenn das Netz nur ein paar Minuten nicht gespannt ist. Du hast Glück gehabt, dass nichts passiert ist.«
    »Woher willst du denn wissen, dass kein Hai in die Bucht geschwommen ist?«
    »Pete hätte es mir gesagt.«
    »Klar. Pete.« Er warf ein Badetuch auf die Veranda und wandte ihr den Rücken zu. »Sag mir Bescheid, wenn ich mich wieder umdrehen kann. Ich nehme an, du schwimmst immer noch ohne Badeanzug.«
    »Warum sollte ich mir so ein Ding anziehen? Hier sieht mich doch niemand außer Pete und Susie.« Sie hievte sich auf die Veranda und wickelte sich in das Badetuch.
    »Und außer ungeladenen Gästen.«
    »Sei nicht unhöflich. Phil hat mich eingeladen.«
    »Du kannst dich umdrehen. Wann kommt er denn? Morgen?«
    Cal schaute sie an. »Unwahrscheinlich.«
    »Ist er nicht in Tobago?«
    »Er war gerade dabei, sich auf den Weg nach Athen zu machen, als er mich hergeschickt hat.«
    »Wie bitte?«
    »Er hat mich gebeten, mich in Genua in ein Flugzeug zu setzen und dir das hier zu bringen.« Er reichte ihr einen großen braunen Umschlag. »Und hier auf ihn zu warten.«
    »Auf ihn zu warten? Er wird dich dort brauchen. Er kommt doch ohne dich überhaupt nicht zurecht.«
    »Das habe ich ihm auch gesagt.« Er zuckte die Achseln. »Aber er hat darauf bestanden, dass ich zu dir fliege.«
    Sie betrachtete den Umschlag. »Hier draußen kann ich nichts sehen. Lass uns reingehen, wo es hell ist.« Sie zog das Badetuch fester um sich. »Du kannst einen Kaffee machen, während ich mir das ansehe.«

    Er verzog das Gesicht. »Kannst du deinen Delphinen klarmachen, dass ich keine Gefahr für dich darstelle, damit sie aufhören zu kreischen?«
    Sie hatte kaum wahrgenommen, dass die beiden immer noch vor der Veranda herumschwammen. »Verzieht euch, ihr beiden.
    Es ist alles in Ordnung.«
    Pete und Susie verschwanden in den Tiefen des Wassers.
    »Ich werd verrückt«, raunte Cal. »Die verstehen dich ja tatsächlich.«
    »Ja«, erwiderte sie abwesend, während sie ins Haus ging.
    »Genua? Was hatte Phil denn dort zu tun?«
    »Keine Ahnung. Vor ein paar Monaten hat er mich und den Rest der Mannschaft in Las Palmas zurückgelassen und uns drei Monate Urlaub gegeben. Dann hat er eine andere Mannschaft angeheuert und ist mit der Last Home davongesegelt.«
    »Und wohin?«
    Er hob die Schultern. »Das wollte er mir nicht sagen.
    Großes Geheimnis. Eigentlich passte das alles gar nicht zu ihm. Es war so ähnlich wie damals, als er mit dir losgefahren ist.
    Aber diesmal war es anders. Er war ziemlich nervös und hat sich geweigert, irgendwas zu erzählen, als er zurückkam und uns abholte.« Er breitete die Arme aus. »Wir sind ja erst seit fünfzehn Jahren mit ihm zusammen. Wir haben

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