Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Anrufbeantworter. Wie benommen saß sie im Bett und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.

    Was zum Teufel ging da vor? Sie kannte Carolyn, seit sie sechzehn war, sie war ihre Therapeutin und ihre Freundin. Für Melis war sie immer ein Fels in der Brandung gewesen, aber heute Nacht hatte sie gar nicht wie ein Fels gewirkt. Eher …
    erschüttert.
    Panik ergriff sie.
    »Verdammt.« Sie sprang aus dem Bett und lief durch den Flur zum Gästezimmer. »Cal, wach auf. Ich muss die Polizei anrufen und dann nach Nassau fahren.«

    Schnell. Sie musste sich beeilen.
    Das Taxi hielt vor dem kleinen Flughafen. Melis sprang aus dem Wagen, bezahlte den Fahrer und rannte zum Eingang.
    »Melis.«
    Kelby erwartete sie in der Eingangshalle.
    Sie blieb wie angewurzelt stehen. »Himmel, Sie haben mir gerade noch gefehlt.« Sie lief an ihm vorbei auf den Ticketschalter zu. »Gehen Sie mir nicht auf die Nerven, Kelby, ich muss ein Flugzeug bekommen.«
    »Ich weiß. Aber wenn Sie einen Linienflug nehmen, müssen Sie in San Juan umsteigen, um nach Nassau zu gelangen. Ich habe einen Privatjet samt Piloten gemietet.« Er nahm ihren Ellbogen. »So werden wir zwei Stunden eher da sein.«
    Sie riss sich von ihm los. »Woher wussten Sie, dass ich nach Nassau fliegen würde?«
    »Cal. Er hat sich Sorgen um Sie gemacht und Sie wollten sich nicht von ihm begleiten lassen.«
    »Er hat Sie angerufen?«
    »An dem Abend, als er mich anrief, um mir zu sagen, dass er den Job annimmt, habe ich ihn gebeten, auf Sie aufzupassen und mich zu benachrichtigen, falls Sie irgendwelche Probleme hätten.«

    »Mein Gott, ich kann es nicht fassen, dass er Sie angerufen hat.«
    »Er wollte Sie nicht hintergehen. Er wollte Ihnen nur helfen.«
    Ihre Mundwinkel zuckten. »Und seinem neuen Boss einen Gefallen tun.«
    Kelby schüttelte den Kopf. »Er ist Ihnen gegenüber absolut loyal, Melis. Aber er macht sich Sorgen. Dieser Anruf von Carolyn Mulan hat ihm überhaupt nicht gefallen. Und mir auch nicht.«
    Auch Melis gefiel er nicht. Der Anruf hatte ihr Angst gemacht und diese Angst wurde von Minute zu Minute größer. »Das geht Sie nichts an. Ich gehe Sie nichts an.«
    »Aber Marinth geht mich etwas an, weil ich es so beschlossen habe. Und Sie sind Teil dieser ganzen Geschichte.« Er schaute ihr in die Augen. »Ebenso wie Carolyn Mulan. Wilson versucht seit zwei Tagen, sie zu erreichen. Womöglich hat jemand spitzgekriegt, dass wir versuchen, Kontakt zu ihr aufzunehmen, und beschlossen, sie sich selbst vorzuknöpfen. Oder derjenige war schneller als wir, was erklären würde, warum wir sie nicht erreichen.«
    »Und wer sollte dieser Jemand sein?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen sagen. Als wir auf der Suche nach Lontana waren, habe ich die ganze Zeit in unserer Nähe eine Yacht beobachtet. Womöglich war das reiner Zufall und hat nichts zu bedeuten, aber ich versuche herauszufinden, wer auf dem Boot war. Vielleicht bin ich ja auch auf der falschen Fährte und Carolyn Mulans Verschwinden hat gar nichts mit Lontanas Tod zu tun.« Dann fügte er grimmig hinzu: »Aber dass man sie offenbar gezwungen hat, Sie nach Nassau zu locken, macht mich verdammt misstrauisch. Das sieht gar nicht gut aus.«
    »Nicht gut? Es ist furchtbar. Es würde schon einiges dazugehören, um Carolyn zu veranlassen, dass sie –«

    »Trotzdem fliegen Sie nach Nassau, obwohl sie Ihnen gesagt hat, Sie sollen es nicht tun.«
    »Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich habe die Polizei in Nassau angerufen, bevor ich losgefahren bin, und die suchen sie bereits.«
    Kelby nickte. »Ich habe sie ebenfalls angerufen. Ich dachte, das könnte nicht schaden. Auf jeden Fall fliege ich nach Nassau, um nach ihr zu suchen, ob Sie mitkommen oder nicht. Ich wollte Ihnen nur eine Mitfahrgelegenheit anbieten.«
    Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Carolyn in der Klemme.
    Carolyn gefangen und hilflos. Alptraum. Alptraum. Der Teufel sollte ihn holen. Der Teufel sollte sie alle holen. »Ist Ihr Flugzeug startklar?«
    »Ja.«
    Sie wandte sich zum Gehen. »Dann sehen wir zu, dass wir hier wegkommen.«

    Fast während des ganzen Fluges saß sie schweigend neben ihm.
    Kurz vor der Landung in Nassau fragte sie: »Warum? Warum wollten Sie Carolyn erreichen?«
    »Sie wollten ja nicht mit mir reden. Ich habe gehofft, dass sie vielleicht dazu bereit wäre.«
    »Mit Ihnen über Marinth zu reden? Sie weiß überhaupt nichts.
    Ich habe ihr nie etwas über Marinth erzählt.«
    »Das konnte ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher