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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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zum Wochenende.
    Und nächste Woche nehme ich mir ein paar Tage frei, dann fahren wir mit meinem Boot nach Paradise Island. Dort legen wir uns an den Strand und trinken Piña Coladas und vergessen den Rest der Welt.«
    »Hört sich gut an.«
    »Ja, und vollkommen unrealistisch. Aber das ist auch in Ordnung.« Sie schwieg einen Augenblick. »Ruf mich an, wenn du mich brauchst. Du frisst schon viel zu lange alles in dich rein.
    Wenn das alles hochkommt, möchte ich für dich da sein.«
    »Es geht mir gut. Wir sehen uns am Freitagnachmittag.«
    Sie schluckte. »Danke, Carolyn. Hab ich dir schon mal gesagt, wie viel es mir bedeutet, eine Freundin wie dich zu haben?«
    »In irgendeiner sentimentalen Minute hast du es bestimmt schon mal erwähnt. Bis Freitag.« Sie legte auf.
    Und jetzt war Dienstag. Plötzlich fühlte Melis sich einsam, das Wochenende schien in weiter Ferne zu liegen.
    Am liebsten hätte sie Carolyn sofort noch einmal angerufen und – Nein, das kam nicht in Frage. Was würde sie denn tun, wenn sie sie tatsächlich noch einmal anriefe? Ins Telefon heulen und sagen, dass sie es sich anders überlegt hatte? Sie konnte sich bei niemandem anlehnen, nicht einmal bei Carolyn.

    Am besten, sie beschäftigte sich mit den Delphinen. Sie würde so lange auf der Insel bleiben, bis ihre Wunden geheilt waren.
    Wenn das alles hoch kommt, möchte ich für dich da sein.
    Es würde nicht hochkommen. Sie hatte sich so gut im Griff wie eh und je.
    Und bis Freitag war es gar nicht mehr so lange.

    Eine Viertelstunde nachdem Kelby in Tobago aus dem Flugzeug gestiegen war, klingelte sein Telefon.
    »Ist das früh genug für den vorläufigen Bericht?«, fragte Wilson. »Ich wollte Sie nicht warten lassen.«
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie ein Streber sind?« Kelby bezahlte den Kofferträger, als er ins Taxi stieg.
    »Zum Hafen«, wies er den Fahrer an. »Was haben Sie für mich, Wilson?«
    »Nicht so viel, wie mir lieb wäre. Über Lontanas beruflichen Hintergrund sind Sie sicherlich informiert.«
    »Nicht, was die letzten ein, zwei Jahre angeht.«
    »Das liegt daran, dass er vor zwei Jahren abgetaucht ist.
    Niemand wusste, wo er sich aufhielt und was er trieb.«
    »War er auf Entdeckungsfahrt?«
    »Sein Schiff hat bis vor einem Jahr in Nassau im Hafen gelegen. Dann ist er plötzlich aufgetaucht und in großer Eile mit der Last Home in See gestochen. Er hat niemandem gesagt, wohin er wollte und wann er wieder zurück sein würde.«
    »Interessant.«
    »Und kurz nach seiner Abreise sind ein paar ziemlich raue Burschen in Nassau aufgetaucht, die auf der Suche nach ihm waren und äußerst unangenehme Fragen gestellt haben.«
    »Wo hat Melis Nemid die ganze Zeit gesteckt?«
    »Auf der Insel, wo sie sich um ihre Delphine gekümmert hat.«

    »Wusste sie, wo Lontana war?«
    »Wenn ja, hat sie es jedenfalls niemandem gesagt.«
    »Erzählen Sie mir mehr über Melis Nemid.«
    »Auch da habe ich nicht viel. Sie ist Lontana begegnet, als sie sechzehn war. Er beschäftigte sich mit thermischen Kanälen im Meer vor der chilenischen Küste bei Santiago. Sie war damals in der Obhut eines gewissen Luis Delgado. Sie ging zur Schule und arbeitete nebenher für dessen Stiftung zur Rettung der Delphine.
    Nach dem, was Gary St. George mir erzählt hat, war sie ein stilles, verschlossenes Mädchen und offenbar hat sie ihr Leben schon sehr früh der Arbeit über und mit Delphinen verschrieben.
    Sie scheint extrem intelligent und pfiffig zu sein. Ihre Ausbildung hat sie hauptsächlich im Fernstudium übers Internet absolviert und natürlich durch die Arbeit mit den Tieren. Aber sie wurde mit sechzehn zum Studium an der Universität zugelassen und hat später ihr Examen in Meeresbiologie mit Auszeichnung bestanden.«
    »Wirklich sehr pfiffig.«
    »Und sie scheint ihre Delphine mehr zu lieben als irgendeinen Menschen. Die meiste Zeit lebt sie allein auf dieser Insel. Vor einem halben Jahr hat sie die Insel ein Mal verlassen, um nach Florida zu fliegen. Aber das hat sie nur getan, um sich bei den Behörden zu beschweren, weil sie die Rettungsmaßnahmen für gestrandete Delphine blockiert hatten.«
    »Was ist mit diesem Luis Delgado passiert?«
    »Als Melis sechzehn war, ist er nach San Diego gezogen.«
    »Er hat sie einfach allein zurückgelassen?«
    »Darüber konnte ich nichts Genaues in Erfahrung bringen. Ich weiß nur, dass sie noch in derselben Woche zusammen mit Lontana auf seinem Schiff Santiago verlassen hat und seitdem bei ihm

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