Bodenlose Tiefe
nicht verängstigt, Gott sei Dank. Und wenn sie einmal zurückgekehrt sind, werden sie es auch wieder tun.«
»Woher weißt du das?«
»Sie erinnern sich an den Rhythmus, den wir ihnen vor sechs Jahren beigebracht haben.«
»Und sie mögen Sie«, bemerkte Nicholas.
Sie grinste. »Ja, verdammt, sie mögen mich.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Kelby.
»Sobald Nicholas mit dem Füttern fertig ist, ziehe ich mir meinen Taucheranzug an und gewöhne sie daran, mit mir hier im Meer zu schwimmen.«
»Ich habe gefragt, was wir als Nächstes tun. Sie müssen sich auch daran gewöhnen, mit mir zu schwimmen.«
Als sie etwas entgegnen wollte, hob er abwehrend die Hand.
»Ich bin nicht Lontana und ich werde sie nicht drangsalieren. Du hast das Sagen. Aber du weißt verdammt gut, dass es gefährlich ist, ohne Begleiter im Meer zu schwimmen.«
»Ich habe zwei Begleiter.«
»Von jetzt an hast du drei. Und ich bin der mit der Haiharpune.« Er drehte sich um und ging in Richtung Kabinen.
»Ich werde mir meinen Taucheranzug anziehen und in der Zwischenzeit kannst du mit Pete und Susie reden und ihnen einschärfen, dass sie mich nett behandeln sollen.«
Kurz vor Sonnenuntergang half Kelby Melis zurück an Bord der Trina. »Sie sind nicht sehr weit vom Schiff weggeschwommen.«
Er nahm seine Taucherbrille ab.
»Vielleicht haben sie Angst.«
»Das werden wir bald wissen.« Sie legte ihre Sauerstoffflaschen ab und trat an die Reling. Pete und Susie spielten immer noch in den Wellen. »Einen besseren Partner hätte ich mir da unten nicht wünschen können. Du bist sehr gut im Wasser, Kelby.«
»Was hattest du denn erwartet? Damit verdiene ich meinen Lebensunterhalt.«
Sie lächelte. »Ich dachte, du sammelst Geldscheine.«
»Das macht Wilson für mich.« Er blickte zu den Delphinen hinunter. »Es war eigenartig, mit ihnen zusammen im Wasser zu sein. Das Meer ist ihre Welt. Man kommt sich regelrecht behindert vor.«
»Was glaubst du wohl, wie sie sich fühlen, wenn sie stranden?« Sie schüttelte den Kopf. »Für sie geht es dann um Leben oder Tod.«
»Für uns würde es in ihrer Welt auch um Leben oder Tod gehen, wenn wir keine Ausrüstung hätten, die uns am Leben hält.«
»Und selbst damit würden wir innerhalb von Minuten erfrieren, wenn was schief läuft. Die Körper der Delphine können sich anpassen und produzieren einfach mehr Wärme. Sie sind unglaublich gut ans Wasser angepasst. Man kann sich kaum vorstellen, dass sie ursprünglich Landbewohner waren. Fast jeder Teil ihres Körpers ist – Da, jetzt schwimmen sie weg.«
Die Delphine waren getaucht, nur ein silbriges Schimmern war noch von ihnen zu sehen, während sie davonschwammen.
Es hatte keinen Zweck, an der Reling stehen zu bleiben und ihnen nachzustarren. »Das war’s.« Melis riss sich von dem Anblick los. »Ich muss mich duschen und anziehen.«
»Würdest du dir gern vorher das Schallsichtgerät ansehen?«
Sie blieb stehen. »Wie bitte?«
Kelby zeigte auf ein sperriges, in eine Plane gewickeltes Paket mitten auf dem Deck. »Nicholas hat es zusammen mit den Männern hier raufgetragen. Ich war mir halt nicht sicher, ob Pete und Susie kooperieren würden. Das Gerät ist phänomenal.«
Er kam ihr vor wie ein aufgeregter kleiner Junge.
»Ja, lass mal sehen.«
Kelby zog die Plane von dem langen, gelben metallenen Gerät.
»Die allerneueste Technik. Es wird am Heck des Schiffes befestigt, wir ziehen es einfach hinter uns her. Die Schallwellen werden vom Meeresboden reflektiert und von dem Gerät vermessen und aufgezeichnet. Damit lässt sich sogar ermitteln, was sich einige Fuß unter dem Meeresboden befindet. Dieses Ding ist viel weiter entwickelt als das, was in Helike benutzt wurde. Das alte Gerät wurde von den Forschern Fisch genannt, aber dieses hier hat den Spitznamen –«
»Dodo?«
Er runzelte die Stirn. »Nein, Dynojet. Und was zum Teufel gibt’s da zu lachen?«
»Weil es so komisch aussieht. Diese Ausbuchtungen an den Seiten sehen aus wie kleine Flügel.« Sie ging um das Schallsichtgerät herum und fing wieder an zu lachen. »O mein Gott!«
»Was ist?« Stirnrunzelnd ging Kelby hinter ihr her und betrachtete das Gerät. Dann stieß er einen leisen Fluch aus.
»Nicholas! Ich drehe ihm den Hals um.«
Rechts und links am Kopfteil hatte jemand zwei Augen mit langen Wimpern auf das Gerät gemalt.
»Bist du sicher, dass Nicholas das war?«
»Wer sonst würde auf die Idee kommen, ein so hochwertiges Gerät zu
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