Bodensee - Piraten auf der Spur
Bewegung in Richtung Hütte.
Ein leises Poltern und Rumoren war darin zu hören.
Möwe dirigierte ihr Boot noch näher zu dem Holzschuppen. In der Wand, die seeseitig gelegen war, befand sich ein kleines Fenster. Es stand offen, und Stimmen drangen aus der Hütte.
„Verdammt, der Boß kann nie genug kriegen!“ fluchte eine tiefe Männerstimme.
„Der Boß will eben nicht nur das Zeug, sondern auch das Rezept. Er ist sicher, daß sich das Labor in Vorarlberg befindet. Aber warum soll Gogo einen Hinweis darauf hier versteckt haben?“ knurrte eine Frau.
„Was weiß ich“, zischte der Mann. Es gab eine kurze Pause, in der es in der Hütte nur heftig polterte. „Bienchen“, die Stimme des Mannes klang nun ruhiger, „eigentlich könnten wir doch versuchen, das Labor auf eigene Faust zu finden. Wenn wir das Zeug selbst herstellen, können wir ein Vermögen damit machen.“
„Bienchen“ schien von dieser Idee nicht überzeugt zu sein. „Wenn der Boß das spitzkriegt, versenkt er uns im See“, lautete ihr Kommentar. Wieder wurden Schubladen krachend herausgerissen und auf den Boden geworfen. Axel deutete Möwe, das Boot ein wenig näher an die Hütte heranzusteuern. Dann versuchte er, an der Holzwand mit den Fingern Halt zu finden und sich aufzurichten.
„Was hat er vor?“ flüsterte Möwe Dominik zu.
„Wahrscheinlich will er durch das Fenster einen Blick in den Schuppen werfen“, flüsterte Dominik zurück. Axels Beine zitterten vor Aufregung und Anstrengung. Er schnaufte leise, als es ihm endlich gelang, die Finger auf den Fensterrand zu legen. Er nahm alle Kraft zusammen und zog sich in die Höhe.
Langsam tauchten sein Haarschopf und die Augen über dem Fensterbrett auf. „So ein müder Mist“, dachte er wütend. Die beiden Leute in der Hütte standen mit dem Rücken zu ihm. Er konnte ihre Gesichter nicht sehen.
Enttäuscht wollte sich der Junge wieder langsam zurück ins Boot gleiten lassen. Dabei verließ ihn aber die Kraft, und er fiel wie ein Sack herunter. Mit den Füßen landete er genau auf der Bootskante, die natürlich zur Seite kippte. Mit einem leisen Schrei und einem lauten Platsch landete er im Wasser. Auch Dominik und Möwe waren erschrocken, denn Axel hatte das Boot beim Absprung weggestoßen.
„He, was war das?“ hörten sie den Mann in der Hütte sagen.
„Ein Schrei... in der Nähe!“ antwortete die Frau. Lautes Poltern und Trampeln verriet den Kindern, daß die beiden ins Freie stürzten. Was jetzt? Axel, Dominik und Möwe durften nicht entdeckt werden.
Der Mann und die Frau liefen zuerst auf dem Steg vor der Tür auf und ab. Danach kehrten sie zur Hütte zurück und tappten über die morschen Bretter, die auf Balken um das Häuschen lagen. So umrundeten sie die Hütte, ohne aber etwas zu entdecken.
Wo waren die drei Kinder hingekommen?
Gleich nachdem die Luft wieder rein war, plätscherte es unter der Hütte. Zum Glück war zwischen dem Wasserspiegel und dem Boden des Schuppens mehr als ein Meter Platz. In der Eile waren die Kinder einfach in diesen Zwischenraum gefahren. Axel schwamm noch immer im Wasser und hielt sich am Bootsrand fest.
„Das reicht! Hier ist nichts“, hörten sie dumpf die Stimme des Mannes über sich. „Wir fahren jetzt in den Hafen und stöbern die Yacht auf. Du weißt schon... die, auf der Gogo unterwegs war, als wir ihn ausgenommen haben!“ Lautes Getrampel über ihren Köpfen verriet den Kindern, daß die beiden Unbekannten abzogen. Kaum waren ihre Schritte verklungen, sagte Axel: „Los Möwe! Abfahrt! Wir müssen unbedingt vor ihnen im Hafen sein! Tempo!“
Lilos Trick
„Und... was war im Hafen? Ist auf der Yacht etwas zu finden gewesen?“ fragte Lilo aufgeregt. Sie saß im Büro des Hotels Mara am Telefon. Axel und Dominik hatten sie vom Hafen aus angerufen, um ihr Bericht zu erstatten.
„Nein, Null – negativ!“ kam Axels Stimme aus dem Hörer. „Das Boot, das Gogo benutzt hat, ist auf dem Bodensee unterwegs. Es ist eine Leih-Yacht, die mittlerweile von anderen Urlaubern gechartert wurde.“
Lieselotte war ein wenig enttäuscht. „Blöd... aber ich bin ziemlich sicher, wir hätten auf diesem Schiff ohnehin nichts gefunden. Auf jeden Fall ist das mit dem Labor wichtig... Das kann ich heute am Abend gut gebrauchen.“
Axel horchte auf. „Was ist heute am Abend?“
„Das Fernsehen hat angerufen. Wir sind ins Studio nach Dornbirn eingeladen und werden dort interviewt. Über unsere ,Heldentat’!“
„Das sagst du erst
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