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Bodin Lacht

Bodin Lacht

Titel: Bodin Lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Schenk
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Mamasöhnchen, das wundert mich auch nicht, typisch für dich! Tatsache ist, dass er an diesem Nachmittag am See war. Liliane begann zu kochen: Wieso typisch, inwiefern typisch, und was hat es mit dem Fall zu tun, was für mich typisch ist oder nicht? Andreas tauchte wieder nach unten und unternahm einen neuen Versuch, das Gleichgewicht seines Schreibtischs herzustellen. Dabei kicherte er dümmlich: Gerade bei solchen Waschlappen bist du anfällig, richtige Männer sind ja eh nicht dein Fall. Du willst uns nur von dem Zwitter ablenken, Mensch Liliane, man hätte ihn schon längst hierher bestellen und ihn ordentlich in die Zange nehmen sollen. Liliane versuchte, ruhig zu bleiben: Brauchst du meine Hilfe? Soll ich das Papier runterschieben und du hältst solang den Tisch hoch? Hör mal, Andreas, wir haben doch nichts gegen ihn in der Hand und außerdem hatte er kein Motiv. Nichts?, explodierte Andreas, der mit ihr wieder in Augenhöhe sprach und den Tisch prüfte, der weiter wackelte. Du musst das Papier vorn drunterlegen, sagte Liliane, nicht hinten. Ach Scheiße, hechelte Andreas, du glaubst, dass er ganz unschuldig und ganz zufällig zur selben Zeit wie das arme Mädel am See spazierte, komm, Lili, er wusste sicher, dass sie seine Mutter besuchte, er war verknallt in sie, konnte sie aber nicht bumsen, so einer ist ja nicht normal! Kein Motiv? Mensch, weißt du denn, was sich in dem Kopf einer Transe wie diesem Vanderbeke abspielt? Wahrscheinlich ist er der Mörder. Sehr wahrscheinlich. Andreas hatte jetzt den korrekten Tonfall eines Oberlehrers angenommen. Das konnte er aber nicht lange durchhalten: Das Weichei würde nach einer halben Stunde Verhör zugeben, dass er die Frau auf dem Kerbholz hat. Nach fünf Minuten, wetten, dass? Ich übernehme das sehr gern. So, und ich gehe jetzt zum Angler und bringe die Sache in Gang. Er prüfte das immer noch nicht perfekte Gleichgewicht seines Tisches, zog seinen Anorak an, band sich einen Schal um die Nase und brabbelte weiter, ohne Liliane anzuschauen, man habe schon Zeit genug verloren, sie müsse auch an Evelyns Eltern denken, was sie jetzt durchmachten. Liliane schaute ihn an, ihr Blick kalt, spöttisch. Okay, sagte sie, vielleicht hast du ja recht, ich gehe mit dir zum Chef, ich wollte ihm sowieso schon lange für mein Geburtstagsgeschenk danken. Andreas hustete: Verschleppte Bronchitis, sagte er, hör mal, Angler und die Kollegen hatten keine Ahnung von dem Geschenk, als sie die Karte unterschrieben haben. Vergiss es einfach. Ich habe leider ein hervorragendes Gedächtnis, erwiderte Liliane trocken. Okay, Lili, hüstelte Andreas, du hast Glück, ich muss nach Hause, bin total am Arsch, die Erkältung und so, tue, was du nicht lassen kannst, aber …
    Ich gehe in den Roten Ofen , unterbrach Lili ihn schnell und versuchte, nicht zu offensichtlich zu triumphieren, ich gehe hin, frage ein paar Leute und werde den Typ finden.
    Von mir aus, aber wir verpulvern nur Zeit und Energie. Na ja, die Transe entgeht uns ja nicht, er fühlt sich bei seiner Mama sicher.
    Genau, grinste Lili.
    Ich gebe dir zwei Tage, höchstens drei. Danach schauen wir mal bei dem Zwitter, was er für Folterutensilien im Schrank versteckt.
    Eine Woche, sagte Liliane. Du gibst mir eine Woche.
    Andreas war schon an der Tür, als er sich umdrehte und boshaft lächelte: Niemand, erklärte er, wird dich in den Roten Ofen begleiten. Niemand. Da musst du dich schon allein durchwursteln. Wer weiß, Lili, vielleicht findest du dort den Mann deines Lebens. Liliane hob müde die Schulter, kein Problem, ich gehe allein hin, sagte sie.

FELD 35: JOKER IM BLATT
    Der Joker wird gelegentlich als der letzte Überrest der eigenständigen, nummerierten Trumpfreihe im Tarock- bzw. Tarot-Blatt angesehen. Dieser Trumpf wird als Torheit, Le Fou, Il Matto, oder The Fool bezeichnet, später wurde er zum Skys. Im Tarock-Spiel gilt er als höchster Kartenwert – der Skys übertrifft alle anderen Trümpfe. Hier narrt der Narr, hier macht sich der Narr einen Spaß oder Joke.
    W IKIPEDIA
    Bodin hatte sich sofort auf seine Couch gelegt, er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, zehn Minuten sitzen zu bleiben und seinem »Patienten« eine Frage zu stellen. Nein, Bodin hatte kein Interesse fingiert, kein Mitgefühl geheuchelt, die Zeit der Höflichkeit war vorbei, die Spielkarten lagen offen, er bat Martin schelmisch, sich

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