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Bodycheck (German Edition)

Bodycheck (German Edition)

Titel: Bodycheck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Redlin
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Frauen Männer liebte. Der dicke Ronny hatte blöd gelacht, die anderen schwiegen betreten.
    Wie alt mochte das Männlein heute wohl sein? Die Jugendweihe war 1987 gewesen, seither waren mehr als zehn Jahre vergangen. Wenn er damals siebzig Jahre alt war, könnte er heute noch leben …
    Die Idee war absurd, aber Toralf wollte mit ihm sprechen. Wie sollte er ihn ausfindig machen? Er wusste nicht einmal seinen Namen! Dann würde er eben den Klassenlehrer anrufen, vielleicht hatte der noch den Namen. Toralf griff zum Telefonbuch.
    Herr Martens war zu Hause. Sie tauschten Höflichkeiten aus, Herr Martens freute sich, erkundigte sich nach seinem Beruf und gratulierte zum festen Job. Dann kam Toralf zum eigentlichen Grund des Anrufs. Martens konnte sich an den Mann erinnern, wusste aber dessen Namen ebenfalls nicht mehr. Der ließe sich jedoch feststellen. Ob er Toralfs Telefonnummer weitergeben dürfe? Ja, das durfte er. Toralf diktierte die Handynummer.
    Zufrieden legte sich Toralf wieder ins Bett und fiel sofort in einen unruhigen Schlaf. Er trug noch immer Manfreds Shirt. Die Kapuze legte sich im Schlaf auf sein Gesicht. Der Schlafende meinte, Manfred zu spüren. Manfred lag auf ihm. Beide rangen miteinander. Toralf hatte eine heftige, schmerzhafte Erektion. Er versuchte unablässig, sich von Manfred zu befreien. Der schien so unglaublich stark zu sein, und Toralf kam sich selbst ganz kraftlos vor. Nur unter großen Mühen gelang es ihm, sich frei zu strampeln. Nun konnte er endlich wieder Luft holen.
    Am nächsten Morgen wollte Toralf gerade das Zimmer verlassen, da fiel sein Blick auf das Shirt. So, wie er es nach dem Aufstehen ausgezogen hatte, lag es noch da. Wohin damit? Was, wenn seine Mutter das Teil so sehen würde? Er deckte rasch die Bettdecke darüber, zögerte dann aber. Was, wenn sie die Bettwäsche wechseln will? Oder einfach der Meinung ist, er hätte sein Bett nicht akkurat genug gemacht? Nein, so ging das nicht. Er musste es wieder zusammenlegen. Ordentlich. Zusammenlegen wie gebügelt. Er breitete das Shirt auf dem Bett aus und strich es mit den Handflächen glatt. Dann faltete er es ebenso sorgfältig, wie seine Mutter dies immer tat. Klare Falten mit genauer Symmetrie. Sah nicht schlecht aus. Als er sein Zimmer endgültig verließ, ruhte das Shirt wieder wie unangetastet im Regal.
    Er ging gut gelaunt in den Tag. Selbst die Arbeit ließ sich prima an. Sein Handy klingelte, als er mit seinem Chef und dem zweiten Gesellen am Bistrotisch einer Bäckerei stand und Mittagspause machte.
    Eine volle, aber etwas heisere Stimme meldete sich und stellte sich als Willy Simson vor. Er hätte die Nummer von Herrn Martens bekommen. Toralf schluckte hastig hinunter und trat ein paar Schritte zur Seite.
    «Ich bin grad in der Mittagspause und stehe hier mit den Kollegen in Rostock vor einer Bäckerei.»
    «Verstehe», antwortete Simson, «worum geht’s denn?»
    «Ich habe mich an Ihren Auftritt bei uns zur Jugendweihe erinnert, ich würde Sie gern etwas Persönliches …»
    «Kannst du jetzt so frei reden, wie du gern möchtest?»
    «Eigentlich nicht!»
    «Sollen wir das unter vier Augen besprechen?»
    «Das wäre prima», bestätigte Toralf erleichtert.
    Sie verabredeten sich für den Mittwoch. Willy Simson lud ihn zu sich ein, er wohnte in Schwerin. Toralf notierte die Adresse auf einem Stück Pappe, von dem er zuvor sein Mettbrötchen gegessen hatte.
    Das ließ sich gut an, fand Toralf. Seine Stimmung stieg. Abends ging er zum Training, und selbst dort lief es prima, auch ohne Manfred.

12
    Am Montag saß Manfred wie immer am Lenkrad seines Lkws, auf der Ladefläche Pflastersteine aus rotem Granit. Er fuhr zu einem weitläufigen Villengrundstück. Dort wollte ein grinsender blonder Steinsetzer die Ladung in einen hübschen geschwungenen Gartenweg verwandeln. Schnell waren die Steine neben der Grundstückseinfahrt abgesetzt. Aus dem Führerhaus warf Manfred noch einen kurzen Blick auf den Blonden. Die leicht abstehenden Ohren, beinahe wie bei Toralf. Ach ja, Toralf.
    An einer Ampel musste er halten, und ein muskulöser Typ überquerte die Fahrbahn, die Sporttasche lässig über die linke Schulter geworfen. Mann, hatte der Arme! Beinahe wie Toralf. Manfred schaute dem Sportler nach. Hinter ihm hupte es. Die Ampel zeigte schon Grün.
    Toralf sah nicht nur irgendwie gut aus, er suchte wirklich seinesgleichen: diese Muckis, dieses ewige Lachen und diese Ohren! Manfred wollte ihn haben. Den musst du in die Kiste

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