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Bodycheck (German Edition)

Bodycheck (German Edition)

Titel: Bodycheck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Redlin
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kriegen, dachte er immer wieder bei sich. Aber du darfst ihn nicht verschrecken. Darfst das scheue Reh nicht verschrecken, wenn du es erlegen willst. Manfred lächelte bei dem Vergleich und lenkte seinen Lkw frohgemut durch den Hamburger Straßenverkehr.
    Wie üblich kehrte er zur Mittagspause in die Firma zurück, um dort im Personalraum eine Kleinigkeit zu essen. Er kaute noch an seinen mitgebrachten Frikadellen, als Kollegin Sabine den Raum betrat und sich am Wasserkocher zu schaffen machte. Sie goss das sprudelnde Wasser in eine kleine Schale und bereitete sich eine asiatische Nudelsuppe.
    Als sich Sabine zu Manfred an den Tisch setzte, kam auch Horst herein und packte wie immer seine Sandwiches aus. Schlaffes Toastbrot, gekochter Schinken und welke Salatblätter waren in Frischhaltefolie zu einer weichen dreieckigen Einheit verschweißt.
    Manfred schluckte den letzten Bissen Frikadelle herunter, spülte mit Mineralwasser nach und strahlte in die Runde.
    Sabine stieß Horst sanft mit dem Ellenbogen an, zeigte mit dem Finger auf Manfred, kniff die Augen zusammen und flüsterte: «Ich glaub, er hat sich verliebt!»
    «Meinst du?», fragte Horst.
    Manfred wurde rot und erschrak. Merkte man ihm das so stark an?
    «Wer mag es nur sein? Ein gut aussehender Junge vielleicht?»
    «Da habe ich eine andere Theorie», verkündete Horst.
    «Schieß los …»
    «Na, er war doch am Wochenende im Osten, in Meck-Pomm.»
    «Und?»
    «Ich wette, er hat da eine Alte kennengelernt, die hat ihn jetzt an der Angel», feixte Horst.
    Sabine schaute Manfred lachend an. Kein Zweifel, die beiden zogen ihn auf. Amüsierten sich auf seine Kosten.
    Horst setzte noch eins drauf: «In der Bild-Zeitung hab ich gelesen, die Ost-Frauen sind ziemliche Schlampen. Wollen alle nur das eine … Und vor allem einen Mann aus dem Westen.»
    «Aber unser Manni ist doch …»
    «… schwul? Das ist für die kein Problem. Was so eine echte mannstolle Schlampe ist, die dreht den doch gewissermaßen um.»
    Sabine war verwundert: «Meinst du? Also ich weiß nicht … Geht das denn?»
    Sabine und Horst prusteten im gleichen Moment los. Manfred hatte bisher so getan, als würde er überhaupt nicht zuhören. Nun bemühte er sich, ganz der Coole zu bleiben: «Ach ihr beiden, was wisst ihr denn …»
    «Nichts wissen wir, das ist es ja gerade. Aber wir sehen, was wir sehen», antwortete Sabine schlagfertig.
    «Und was seht ihr?», erkundigte Manfred sich mit gespielter Langeweile.
    «Wir sehen einen verliebten Kollegen.» Sabine ließ nicht locker.
    «Und selbst wenn, was geht es euch an?»
    «Einer guten Kollegin kannst du doch ein paar Einzelheiten verraten …»
    Auch Horst hakte nach: «Wer von uns beiden hat denn nun recht? Ist es Männlein oder Weiblein?»
    «Ach Horst …»
    Horst war enttäuscht: «Also doch ein Kerl, stimmt’s?»
    Manfred lächelte vielsagend, knüllte die Alufolie zusammen und erhob sich.
    Er nahm sich vor, am Dienstag Informationen über Meisterkurse und -prüfungen einzuholen. Das Gebäude der Dachdeckerinnung lag in einem Gewerbegebiet am nordöstlichen Stadtrand. Er parkte den Lkw in zweiter Reihe. Mit ihm schlurften ein paar Halbwüchsige in schmutzigen Arbeitsklamotten durch die Tür. Im Eingangsbereich drückten sie alle brav ihre Kippen in einen bereitstehenden Sandeimer. Ihre Strickmützen und falsch herum getragenen Baseballcaps behielten sie auf dem Kopf. Es roch nach Holz, Teerpappe und Zigaretten. Manfred erkundigte sich bei den Jungs nach dem Sekretariat. Die coole Truppe verschwand in einer Werkstatthalle, und Manfred öffnete die Tür zum Sekretariat.
    Drinnen saßen zwei Frauen an ihren Schreibtischen. Die jüngere der beiden erhob sich. Aus einem Schrank mit vielen Ablagefächern zog sie verschiedene Broschüren und fotokopierte Zettel heraus. Die Sammlung drapierte sie in einen bunt bedruckten Kartondeckel und drückte ihn Manfred in die Hand. Der bedankte sich artig und wollte gerade das Büro wieder verlassen, da öffnete sich eine Zwischentür zum Nachbarbüro.
    «Manni, du alter Sack! Bist du das?», grölte eine laute Stimme von nebenan.
    Manfred wandte sich um, die beiden Frauen schauten erschrocken auf. In der geöffneten Zwischentür stand Volker, der in der gleichen Firma ein Jahr nach ihm seine Ausbildung begonnen hatte.
    «Moin, Volker!», begrüßte ihn Manfred.
    «Manni, komm rein, lass uns ’ne Runde schnacken.» Volker zog Manfred hinter sich her und schloss die Tür. «Was machst du so? Wie lange ist

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