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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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von zu Hause aus. Sie organisiert das Schulmaterial für die nahe Privatschule. „Es ist leicht und sehr bezahlbar, jemanden für die Kinderbetreuung einzustellen, auch zu Tageszeiten, zu denen eine Krippe geschlossen ist.“
    „Oh ja, davon können europäische Eltern nur träumen“, lächle ich.
    „Aber sag jetzt noch mal“, bohrt Ilze nach, „Eine Mutter ist also entweder doof oder egoistisch. Dann hat frau ja nur noch eine Chance: Keine Kinder zu haben, damit sie sich nicht für eine dieser Sackgassen entscheiden muss!“
    „In Deutschland werden kinderlose Frauen aber als Parasiten beschimpft, weil sie keine zukünftigen Steuer- und Pensionszahler auf die Welt gebracht haben.“
    „Wie bitte?!“
    Ich beeile mich, ihr zu erklären, dass ich diese Argumentation auch nicht verstehe und dass dies in der Schweiz auch nicht diskutiert wird, dass ich solche Aussagen aber schon in deutschen Publikationen gelesen habe.
    Es scheint, dass man es als Frau nur falsch machen kann.
    Wir heben unsere Teetasse und trinken auf das Privileg, eine Frau sein zu dürfen.

    Um als Auswanderer Freunde zu gewinnen und natürlich auch für die Organisation des täglichen Lebens – um beispielsweise einen Telefonanschluss zu ergattern – hilft es ungemein, wenn man die Sprache der neuen Heimat spricht. Oder zumindest eine der Sprachen im neuen Heimatland – denn Südafrika zum Beispiel hat 11 Nationalsprachen! Englisch, das wir zum Glück in der Schule gelernt haben, wird im öffentlichen Leben am meisten benützt, aber manche Schilder sind zum Beispiel zweisprachig beschriftet, was mir am Anfang nicht klar war. Bei „ Slow Stadig “ auf dem Strassenschild haben Lukas und ich gerätselt, ob Stadig ein Strassengraben sei? Eine gefährliche Kurve? Ein uns unbekanntes Tier, das die Strasse überquert? Es hat einen Moment gedauert, bis bei uns der Groschen gefallen ist, dass stadig der afrikaanse Ausdruck für langsam ist.
    Unser Rätseln hat auch damit zu tun, dass das Englisch der Südafrikaner seine Eigenheiten hat. Neben einer speziellen Aussprache
(ein „u“ wird zum Beispiel als „ü“ ausgesprochen) gibt es hier auch Worte, die vom Afrikaans übernommen wurden wie zum Beispiel „ spoor “ für Fussabdruck, statt „ track “. Turnschuhe sind „ takkies “; ein Pullover ist ein „ jersey “ – wobei das sowieso verwirrlich ist mit diesem Ding in der englischsprachigen Welt. Nur zu gut erinnere ich mich, wie ich mal von einem Amerikaner ausgelacht wurde, als ich vom „ jumper “ sprach, in meinem vermeintlich besten British English . Über dem grossen Teich spricht man von einem „ sweater “. Wenn die sich nicht mal einigen können, dann sollten wir Ausländer doch auf ein bisschen Toleranz zählen können, nicht wahr!
    Gutes Englisch hilft aber auf jeden Fall. Letzthin nannte Tim seinen Bruder einen „ sillybilly “. Ich übersetzte das für mich als „doofer Ziegenbock“ und wusste nicht, wie ich reagieren muss. Muss ich einschreiten und mit Donnerstimme befehlen, dass dieses Wort unter meinem Dach nicht mehr benützt wird? Oder ist der Ausdruck akzeptabel? In der Schule haben wir das Wort nicht gelernt, so musste ich meine englischen Pilates-Freundinnen zu Rate ziehen, die lächelnd erklärten, das sei ein süsser und total harmloser Ausdruck, den Kinder benützen.
    Unabdingbar im südafrikanischen Alltag sind die folgenden englischen Worte: shame , sorry und hectic .
    „ Eeish “ wäre eigentlich der beste Ausdruck, aber den kann man als Ausländer nicht bringen. Passt nicht, kann nicht richtig ausgesprochen werden, nicht mit der richtigen Intonation, also lieber nur anhören und nicht aussprechen. In diesem Land gibt es ein eeish für jede Situation, ob traurig oder lustig, überraschend oder nur allzu bekannt – passt immer. Aber eben, für uns Ausländer ein grosses no-no .
    Nicht so schlimm, wir behelfen uns einfach mit shame . Im Englischunterricht haben wir gelernt, dass shame „Schande“ bedeutet. Vielleicht im Sprachgebrauch der Queen; hier benützen wir es aber einfach als die leichteste Entgegnung darauf, was die Südafrikaner einem sagen. Der Laden hat schon geschlossen? – Shame ! (mit leichtem Kopfschütteln). Die Polizei hat einen erwischt beim Rasen? – Shame ! (mit Stirnrunzeln). Die Kleine hat eine so süsse Bemerkung gemacht? – Shame ! (mit breitem Lächeln). Der Südafrikaner macht einen Witz? – Shame ! (mit lautem Lachen). Für einen Ausländer ein absoluter

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