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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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enttäuscht. Ein röchelndes, halbes Bellen statt einem eindrücklichen „Roaaar“...
    Und es nützt den Löwinnen auch nicht viel. Die Kleinen antworten nicht.
    Mittlerweile sind zwei andere Landrover bei den Löwinnen eingetroffen und Riaan räumt den Platz. Um das Naturerlebnis zu erhalten, dürfen nie mehr als drei Fahrzeuge gleichzeitig an einem Ort sein, und es besteht sogar schon eine Warteschlange, wie Riaan über Funk erfahren hat.

    457 in drei Tagen. 457 Fotos muss ich am Computer sortieren. Muss ich wirklich auch nur eines davon löschen, eine Erinnerung an einen kostbaren Moment? Die ersten Löwen? Die Elefanten beim Trinken und Prusten? Der Leopard, dessen Kopf man auf dem Foto knapp erkennen kann, wenn ich auf die Stelle im vermeintlichen Gebüsch zeige? Tim in Grosswildjägerpose mit Feldstecher am Wasserloch? Max auf Papas Knien vor den Zebras? Die Familie von Warzenschweinen, die mitten durch die Kambaku Safari Lodge spazierte? Unglaublich, wieviel man in drei Tagen erleben kann! Safari macht süchtig. Schon auf der Heimfahrt schmieden wir Pläne, in welches Reservat wir das nächste Mal fahren.

    Nachdem wir die wilden Tiere Südafrikas besucht haben, wäre es an der Zeit, auch mal unsere Nachbarn in Dainfern kennen zu lernen. Schon beim Einzug in unser neues Haus hat uns der Gedanke beschlichen, dass dies nicht die Art Nachbarschaft ist, in der man mit selbstgebackenem Brot und Salz begrüsst wird. Auf mondgesichtiges, anhaltendes Grinsen hin, bekamen wir von der Nachbarin aus dem gegenüberliegenden Haus ein kurzes Nicken. Das war der ganze Erfolg des ersten Umzugtages, den wir zum grössten Teil vor unserer Haustüre verbrachten. Die anderen Nachbarn links und rechts kurvten im Auto um die Ecke, öffneten gekonnt frühzeitig vor dem Haus ihr Garagentor mit der Fernbedienung, und schwupps schloss sich das Tor hinter ihren Stossstangen.
    Ein paar Gärtner in Arbeitskluft spazieren mit Hunden an unserem Haus vorbei, und morgens sehe ich mehrere Maids mit zu Turbanen geschlungenen Kopftüchern oder eleganten Zöpfchen-Frisuren auf dem Weg zur Arbeit, sonst verkehren auf der Strasse nur Autos, und die verschwinden immer schnell in ihren entsprechenden Löchern, sprich Garagen. Später werden wir herausfinden, dass die Südafrikaner sich nicht viel aus Spaziergängen machen. Wir treffen jedenfalls keine an. Lukas meint, er weiss warum: Jedes Mal, wenn wir bei unseren Spaziergängen am Wochenende anhaltendes Geheul unserer Jungmannschaft auszuhalten haben, also bei jedem Spaziergang so circa im letzten Drittel, schüttelt er ungläubig über seine Doofheit den Kopf und stöhnt: „Ein Südafrikaner würde sich das nie antun!“
    Nachdem sich ein Kontakt mit den Nachbarn natürlicherweise nicht ergab, hilft mir das Schicksal in Form eines Rugbyballes, der die Reise über unsere Gartenmauer geschafft hat. Ich lauere meiner Nachbarin zur Linken auf, beobachte, wie sie in die Garage kurvt, schaue dem Uhrzeiger 15 Minuten lang bei seiner Arbeit zu und schlendere dann betont lässig samt Ball zum Nachbarhaus. Einen Briefkasten oder ähnliches gibt es in Dainfern bei keinem Haus, auch bei der Klingel steht kein Name.
    Ilze van Straaten steht jetzt offiziell als meine erste Bekanntschaft aus Dainfern im Verzeichnis meines Mobiltelefons. Wir fanden an jenem Morgen genügend Gesprächsstoff und genügend Gelegenheiten zum Lachen, um uns immer wieder auf einen Kaffee zu treffen. Sie erklärt mir geduldig, woraus boerewors-rolls bestehen: Es ist ein Hot-Dog gefüllt mit einer boerewors statt mit Frankfurter-Wurst, wobei boerewors die grobe Bauernwurst mit Koriander und Muskatnuss ist, genau! Und sie findet es exzentrisch, dass ich meine eigenen Einkaufstüten in den Supermarkt mitnehme. Ich geniesse ihre Gesellschaft. In Freundschaft mit jemandem klönen zu können, fehlt mir sehr.
    In der Kinderkrippe habe ich auch schon kurze Gespräche mit Müttern geführt, aber bisher hat sich noch kein richtiger Kontakt ergeben. Ich bleibe dran.

    Meine Freunde und Familie in der Schweiz sind ja keine Engländer, aber doch geben sie mir in jedem Telefongespräch einen Wetterbericht aus der Schweiz durch. Kurios, eigentlich, schliesslich teile ich dieses Wetter ja gar nicht mehr mit ihnen, wir können nicht mehr gemeinsam über den Regen stöhnen oder uns am Sonnenschein freuen! Weshalb machen das denn alle? Spielt das Wetter wirklich eine so grosse Rolle im Leben? - Es braucht nur eine klitzekleine Auswanderung, und die

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