Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
offenen Feuerstelle wurde das Sofa zu einem Bett für Tim und Max umfunktioniert, daneben steht ein grosses Doppelbett direkt vor dem Panoramafenster mit Sicht auf den Busch, und nebst dem riesigen Badezimmer gibt sogar eine Dusche draussen auf der hölzernen Terrasse, unter freiem Himmel! Und nicht nur duschen, sondern auch baden können wir mitten in der Wildnis, weit weg von allen neugierigen Augen: Wir haben unseren eigenen runden kleinen plunge-pool auf der Terrasse! Das Problem mit diesen Pools, erklärt uns Susie, war früher, dass die Elefanten sie zum Trinken missbraucht und den Gäs-ten einen riesigen Schrecken eingejagt hätten. Die Dickhäuter wurden so lästig, dass das Lodge-Management einen Drahtzaun um die
Lodge ziehen musste, um diese Gewohnheit zu unterbinden. Jetzt ist das Baden wieder sicher.
Unser Zimmer ist afrikanisch-organisch-modern eingerichtet, in einem tollen Stil und mit viel Liebe zum Detail. Hier findet sich keine Spur von den dunklen geschnitzten Tieren und Masken, die üblicherweise als Kunsthandwerk in den von Touristen besuchten Geschäften verkauft werden. Die typischen lokalen Ndebele-Puppen beispielsweise, die hinter dem Betthaupt stehen, wurden mit beiger Farbe angemalt und wirken frischer und moderner als die Originale, ohne aber ihre Herkunft zu verleugnen. Auf dem Bett liegt eine Kuscheldecke aus Springbockfell-Quadraten, die orange eingefärbt sind. Das Badezimmer ist durch ein geflochtenes Paneel aus dünnem Kupfer vom Schlafzimmer abgetrennt. Die PET-Wasserflasche steckt in einer geflochtenen Hülle. Alles wirkt hip und interessant, aber doch naturnah, aus Naturmaterialien mit verschiedenen Texturen gestaltet. Und dann eben noch die speziellen Details, die ich noch in keinem Hotel gesehen habe: Die Seife im Badezimmer beispielsweise ist handgemacht und aus lokalen Produkten hergestellt. In der Garderobe steht eine Flechttasche mit einem Schildchen „ gym in a bag “, also „Fitnessraum in einer Tasche“. Darin enthalten sind eine Yoga-Matte, Dehnungsbänder und Hantel.
Äh, ja. Man könnte sich also trimmen, wenn man wollte. Ich entscheide, dass ich dafür keine Zeit habe, denn nebst den zwei täglichen Game Drives, dem köstlichen und stilvoll servierten Essen muss ich ja noch das tolle Zimmer und den plunge-pool geniessen, da bleibt für schweisstreibende Aktivitäten keine Zeit mehr.
Und jetzt sind wir schon auf unserem ersten Game Drive, während die Kinder mit einer Babysitterin in der Lodge herumstreifen. Gerade eben hat eine Hyäne unseren Weg gekreuzt, doch sie scheint sehr zielstrebig unterwegs zu sein und ist gleich wieder in den Büschen verschwunden. Unser Ranger Wilson biegt sofort in einen kurvigen Grasweg ein, um sie zu verfolgen, doch wir bekommen sie nicht mehr zu Gesicht. Dafür entschädigen uns zwei Nashörner, die wir bald darauf im Gebüsch mampfend vorfinden. Die bulligen Tiere mit ihren urweltlichen Panzern und den winzigen Augen sehen beinahe unecht aus.
Als wir zurückkommen, ist in der Lodge das Nachtessen bereit, in Form eines Buffets im von einem Feuer und Petrollampen erleuchteten boma . Was für eine romantische Stimmung! Und wieder zeigt sich das herrliche Dinner der Stimmung würdig. Ich glaube, langsam ein Muster zu entdecken in Sachen Essen in südafrikanischen Lodges. Ein sehr positives.
Unser Gästehäuschen liegt zu weit entfernt vom boma , als dass wir noch hätten dort bleiben können, nachdem wir Tim und Max ins Bett gebracht haben. Hier brauchen wir uns um Malaria keine Sorgen zu machen, denn Madikwe ist frei davon. So sitzen Lukas und ich noch ein bisschen auf der hölzernen Terrasse unseres Häuschens, lassen die Beine in unseren kleinen Pool baumeln und betrachten sinnend den in undurchdringliche Dunkelheit gehüllten Busch, über dem sich der weite afrikanische Sternenhimmel spannt.
Nach dem morgendlichen Game Drive und einem üppigen Frühstück kommt das Highlight für Tim und Max: Mit strahlenden Gesichtern klettern sie in den Landrover, denn Wilson nimmt sie mit auf eine Ausfahrt nur für Kinder. Und deren Mamas oder Papas, wenn’s beliebt. Schon kurz nachdem wir losgefahren sind, hält Wilson an, um drei orange Blumen zu Pflücken. Gleich unterhalb der Blüten schlitzt er den Stiel ein, und siehe da, er kann ganz melodiös pfeifen damit. Tim und Max wollen das natürlich sofort auch probieren, und begleitet von Pfeifen (Tim) und Prusten (Max) erreichen wir die Hauptstrasse, eine Sandstrasse, auf der sich zwei
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