Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
die Zusammenarbeit, das Zusammengehörigkeitsgefühl, der Stolz auf eine gute Arbeit, High-Five bei einem Erfolg, die gemeinsame Analyse eines Misserfolgs... Genau, manchmal fühle ich mich ein bisschen allein. Trotz dem Jubel und Trubel, den Kleinkinder mit sich bringen, und der Tatsache, dass ich gar nie allein bin, weil entweder eine Hausan-gestellte oder meine Familie im Haus ist. Allein. Einzelkämpferin. Einzelmaske. Einzel...
Einzelspielerin. Hier, wo ich dank Beauty endlich wieder Zeit habe für ein Hobby (in der Schweiz, mit zwei kleinen Kindern, einem Haus mit Garten sowie zwei Jobs blieb jeden Tag circa eine halbe Minute, die Lukas und ich in ein Hobby hätten investieren können), habe ich mir ausgerechnet eins gewählt, bei dem man allein gegen sich selber spielt: Golf.
Das passt prima, dachte ich ursprünglich. Der Golfplatz ist sozusagen vor der Türe, hier kann man das ganze Jahr durch spielen, die Sonne scheint verlässlich... Perfekte Bedingungen. Wenn ich es hier nicht lerne, dann lerne ich es nie mehr, dachte ich.
Momentan tendiere ich zum letzteren. Was soll das eigentlich? Wie soll ich denn diesen Ball bewegen, wenn ich nur Hilfsmittel – sprich Golfschläger - benützen darf, bei denen sogar ein Kind sieht, dass sie ungeeignet sind, um einen Ball zu bewegen?
Lukas spielt seit Jahren Golf, wenn auch nicht sehr häufig, weil es ein wenig familienfreundlicher Sport ist. Er hat als Single begonnen, als er in Asien lebte. In der Schweiz musste er jeweils fast eine Stunde zu einem Golfplatz fahren, dann ein paar Schwünge auf der Driving Range , 18 Loch spielen, etwas essen, heimfahren... Das summiert sich locker zu sechs bis acht Stunden, die er mit Golf beschäftigt ist. Während seine Frau und seine zwei Kleinkinder zu Hause hocken. Anders wäre die Lage, wenn wir beide spielen würden, fanden wir – was wir in der Zwischenzeit mit unseren kleinen Jungs machen würden, blendeten wir in unserer Euphorie einfach aus.
Also, es klang wie eine wirklich gute Idee: Ein gemeinsames Hobby mit meinem Mann, ein bisschen Bewegung in einer schönen Umgebung, kaum nennenswerter Anfahrtsweg... In Südafrika ist Golf ein weit verbreiteter Sport. Während man die Golfplätze in der Schweiz problemlos namentlich aufzählen kann, gibt es hier Plätze wie Taxis im südafrikanischen Abendverkehr. Lukas hat mir schon mit grosser Begeisterung davon erzählt, dass er einmal in Sun City spielen will, wo sich Krokodile auf dem Golfplatz sonnen, oder in Leopard Creek beim Krügerpark, wo die Affen und gelegentlich ein Leopard auf dem Golfplatz tollen, oder in San Lameer, wo eine Herde Impala auf dem Platz lebt, oder in Zebula, wo Strausse einem die Bälle klauen, oder... Er kennt mich sehr gut, mein Mann. Die Aussicht, auf dem Golfplatz auch noch eine Quasi-Safari machen zu können, beflügelte meinen Eifer.
So fand ich mich vor rund einem Monat gut gelaunt mit einem schimmernden brandneuen Set von Golfschlägern beim Golflehrer in Dainfern ein. Der nahm mich mit auf die Driving Range, den Übungsplatz, und zeigte mir den korrekten Schwung. Ich imitierte, wenn auch alles andere als perfekt, und vergnügte mich für den Rest der 30 Minuten damit, so zu tun, als spielte ich Golf. Die Grasscholle traf ich schon prima, und von Zeit zu Zeit sogar auch den Ball. Einmal beschrieb ein Ball sogar einen schönen Bogen. Jetzt packe ich es wirklich, dachte ich, und klopfte mir beinahe anerkennend auf die Schulter. Nach einer halben Stunde verliess ich zufrieden meinen Platz auf der Driving Range, ein tiefes Loch hinterlassend, in dem sich bald voller Dankbarkeit eine Familie wilder Warzenschweine suhlen würde – aber es war ja nur die erste Lektion, dachte ich.
Die zweite Lektion fand auf dem Putting-Grün statt, wo man den Ball ins Loch schieben muss. Das ist irgendwie logischer, finde ich; der dafür benützte Golfschläge, der Putter , sieht auch aus, als könnte man die Aufgabe damit bewältigen. Etwas irritierend war nur, dass meine Bälle nicht auf dem direkten Weg ins Loch fanden, obwohl es auf dem Putting Green keine Hindernisse gibt wie auf dem Minigolfplatz?! Nun gut, es war ja nur meine zweite Lektion, was kann man da schon erwarten. Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen.
Tja, und dann ging das so weiter. Ich hatte mehr und mehr Lektionen, aber die grossen Erfolge bleiben bis anhin aus. Noch immer arbeite ich gegen die Natur: Die lässt Gras aus dem Acker spriessen und eine schöne Wiese entstehen. Ich
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