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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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sommerliche Temperaturen“ klettern soll. Prima, ich mag warmes Wetter, da lasse ich mich gerne überraschen! Abends um sechs Uhr unternehmen Tim, Max und ich noch eine Spritztour im Golfwagen und geniessen das laue Lüftchen, das unsere Haare zerzaust. Ah, das ist das wahre Leben! Nachdem es in Johannesburg während des Winters schon um halb sechs dunkle Nacht ist, scheint jetzt immer noch die Sonne, und dazu diese sommerliche Brise... Wunderbar! Lukas ist auf Geschäftsreise, und wir geniessen die Ausfahrt, bis es dunkel wird. Nachdem ich die Jungs zu Bett gebracht habe, sinke ich wohlig seufzend auf den Liegestuhl am Pool. Die Temperatur ist wie in den Sommerferien am Mittelmeer, der Sternjasmin blüht und duftet süss, die Sterne funkeln, vor dem Haus plätschert der Brunnen, von ferne rauscht leise der Verkehrslärm, und irgendwo bellt ein Hund gelangweilt und einsam. So soll es hier im Sommer sein – herrlich, das ist ja wie Urlaub!
    Den nächsten Tag geniessen wir drei so richtig als Sommertag. Frühstück gibt es auf der Terrasse. Der Plastik-Sandkasten wird zum Kinderbad umfunktioniert und die Jungs planschen lautstark und ausgelassen. Am Mittag halten wir ein Picknick auf einer Decke im Schatten. Nachmittags lassen wir uns bei einer Ausfahrt im Golfwagen die laue Brise um die Ohren wehen. Erst als es schon fast dunkel wird, sehen wir die grauen Wolken am Himmel. Zur Schlafenszeit von Tim und Max geht die Show am Himmel los: Blitze überziehen den Himmel mit leuchtenden krakeligen Mustern, und der Donner kracht furchterregend in immer kürzeren Abständen. Ich beeile mich, die Kabel vom Computer, vom Fernseher und von allen elektrischen Geräten, an die ich gerade denken kann, aus dem Stecker zu ziehen. Danach lasse ich mich auf einen Sessel vor dem Fenster nieder, drü-cke je einen kleinen Jungen links und rechts an mich und beobachte staunend das wohl fürchterlichste Gewitter, das ich je erlebt habe.
    Nachdem die himmlischen Kracher etwas nachlassen, hören wir ein intensives Rauschen vor unserem Fenster. Tim zündet das Licht auf der Terrasse an, und wir sehen, wie sich ganze Sturzbäche auf dem Abfluss der Dachrinnen ergiessen. Die sind nicht etwa unterirdisch an die Kanalisation angehängt, sondern hören kurz vor dem Boden auf, so dass die Besitzer ja auch richtig mitbekommen, wie viel Wasser vom Himmel stürzt. Das ist übrigens nicht zu unterschätzen: In der Zwischenzeit habe ich irgendwo gelesen, dass Johannesburg ebensoviel Niederschlag hat wie London. Nur dass es dort dauernieselt, während in Johannesburg die Sonne im Durchschnitt 8.7 Stunden scheint - pro Tag, wohlgemerkt. Aber wenn’s regnet, dann giesst es. Wahrscheinlich fällt nur an den Victoria Wasserfällen noch mehr Wasser pro Minute.
    Das Unwetter hat noch mehr angestellt. Bestürzt muss ich am nächs-ten Morgen feststellen, dass der nächtliche Gewittersturm einen Baum in unserem Garten einfach um einen Drittel reduziert hat. Zugegeben, der Baum steht etwas ungeschützt in der Mitte des Gartens, hinter dem Pool, als gartenarchitektonischer Blickpunkt halt. Und jetzt ist einfach einer der drei grossen Äste am Stamm abgeknickt, er hängt aber dummerweise noch am Baum. Schon wieder bin ich mit einer häuslichen Situation konfrontiert, die doch eigentlich mein Mann zu bewältigen hätte, der aber durch Abwesenheit glänzt. Nun ja, zumindest sind meine Jungs mächtig interessiert, als die Mama mit der Säge auftaucht und sich am Baum zu schaffen macht. Zum Staunen bringt sie das zwar nicht. Klar, die Mama und der Papa können ja alles, weshalb also nicht auch praktisch einen Baum fällen?
    Die Regensaison wäre damit endgültig eröffnet, sozusagen mit einem Feuerwerk. Von da an werden wir erleben, dass es während der Sommermonate, also von Oktober bis März, so circa jeden dritten Tag zur späten Nachmittagszeit einen Platzregen bzw. ein Gewitter gibt. Zum Glück werden wir in Dainfern immer rechtzeitig gewarnt, weil auf dem Golfplatz die Sirene ertönt. Die Golfspieler müssen dann ihr Spiel unterbrechen bis zur Entwarnung. Golf zu spielen während einem Gewitter ist anscheinend äusserst gefährlich: Zum einen, weil der Spieler mit einem metallenen Stab in der Luft herumfuchtelt und die Blitze von Metall angezogen werden. Zum anderen auch, weil durch die Bewegung ein elektrisches Feld entsteht, von dem der Blitz ebenfalls angezogen wird. Während eines Gewitters sollte man sich im Freien möglichst nicht bewegen. Was für eine

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