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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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Autos kreuzen können. Es herrscht Stau: Ein kleiner Lieferwagen rollt langsam und in respektvollem Abstand hinter einem riesigen Elefanten her, der auf der Strasse marschiert. Wilson wird vom Lieferwagen vorbeigewinkt, doch auch er getraut sich nicht, den Elefanten zu überholen. Macht nichts, denn schon bald schwenkt der Dickhäuter auf einen kleinen Fahrweg ein, der zu einem grossen Wasserloch führt. Wir natürlich hinterher. In Sichtweite des Teichs kratzt sich der graue Riese behaglich an einem grossen Baum, um dann nach einem misstrauischen Blick in unsere Richtung ins Wasser zu steigen. Zuerst schlürft er behaglich ein paar Rüssel voll Wasser, doch dann wird derselbige zur Dusche umfunktioniert. Schlammig-graues Wasser spritzt über seinen Rücken und tropft an seinen Flanken herunter, während der Elefant genüsslich prustet. Doch das scheint ihm nicht genug zu sein, langsam und schwerfällig legt sich unser Freund im Wasser auf seine Seite und taucht vollständig unter, bis nur noch der Rüssel als Schnorchel zu sehen ist. Der Anblick ist zu komisch, wir können nicht mehr und fangen alle hemmungslos an zu lachen: Wilson, Tim, Max, Lukas und ich.
    In der Lodge hilft Ranger Wilson unseren beiden Jungs dabei, nach Schmetterlingen Ausschau zu halten. Tim und Max haben je eine Tasche mit einer Entdecker-Ausrüstung erhalten, mit der sie im Busch Erfahrungen sammeln können.
    „Natürlich nur mit kleinen Tieren! Wir schauen mal, ob wir die little five finden können, statt die big five ,“ lacht Wilson. „Zu den little five gehört zum Beispiel die Löwen-Ameise.“
    In den Unterlagen habe ich gelesen, dass Madikwe Safari Lodge zum südafrikanischen Reiseunternehmen &Beyond gehört, das die Verantwortung gegenüber Mensch und Tier sehr ernst nimmt. Nicht nur die Safari Lodges werden nach ökologischen Standards geführt, sondern auch das Hauptquartier in Johannesburg. Zudem sorgt das Unternehmen dafür, dass auch die lokale Bevölkerung von den Lodges profitiert, indem sie Arbeitsstellen und damit Einkommen sowie Ausbildung anbieten, die weit über den Bedarf der Lodges hinausgehen. &Beyond gewinnt regelmässig Preise von Reisezeitschriften, Umweltorganisationen und ähnlichen Einrichtungen, und die Firma hat schon expandiert in andere afrikanische Staaten sowie nach Asien. Was beweist: Nachhaltige Geschäftsführung muss kein wirtschaftlicher Nachteil sein!
    Auf dem abendlichen Game Drive, nachdem die Sonne untergegangen ist und es schon dunkel ist, stoppt Wilson plötzlich und lauscht intensiv in den Busch. Jetzt hören auch wir es: Löwengebrüll. Das heisst, wieder dieses röchelnde Bellen, das wir schon in der Kambaku Safari Lodge gehört haben. Es handelt sich um ein kleines Rudel Löwen, das von zwei alten Brüdern angeführt wird. Einer liegt mit rundem Bauch im Gras, wo ihn Wilson mit seiner Lampe vorsichtig indirekt anleuchtet, und brüllt. Der andere Bruder hält ein Gnu-Hinterteil in seinen Pranken und leckt genussvoll am Fleisch. Die Löwenweibchen streichen unruhig um die Brüder herum und warten darauf, dass sie beim Fressen zum Zuge kommen. Die Stimmung ist eigenartig: Wir sitzen im totalen Dunkel auf unserem Gefährt und Wilsons Lampe erhellt die Szenerie nur notdürftig, weil er die Tiere nicht blenden will. Einmal zucke ich vor Schreck zusammen, weil eine Löwin gerade unter mir an der Seite unseres Fahrzeugs vorbeischleicht. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Neugier und Angst. Müssen wohl ein paar uralte Instinkte sein, die sich hier an die Oberfläche kämpfen.
    Wie in Kambaku, verbringen wir ebenfalls zwei Nächte in Madikwe Safari Lodge. Und wie dort, fällt uns der Abschied schwer. Zum Glück werden wir auch in Zukunft Gelegenheit haben, den afrikanischen Busch zu besuchen. Unser Sohn hat sich jetzt nämlich für eine Berufslaufbahn entschieden: Tim will Game Ranger werden.

    An einem sonnigen - was denn sonst! - Freitagnachmittag Anfang Oktober bin ich auf der Rückfahrt vom Supermarkt, als ich in den Radionachrichten höre, dass wir momentan eine Hitzewelle erleben. Mir fällt ein Stein vom Herzen! Seit Mittag schwitze ich im grossen Stil, und wenn ich nicht nach langem Zaudern – es ist erst Frühling! - doch noch die Strickjacke ausgezogen hätte, dann hätte mein T-Shirt jetzt sicher Schweissränder von den Achseln bis zum Gurt. Über dem Rauschen der auf vollen Touren arbeitenden Klimaanlage im Auto kann ich gerade noch hören, dass das Thermometer am Wochenende „auf

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